Gelsenkirchen. Eine Gelsenkirchenerin hat Angst, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. Auf der Suche nach Hilfe wird sie jedoch überall abgewiesen.
Sandra L. (Name geändert) ist verzweifelt: Sie hat seit Montagmorgen Fieber, hustet stark und muss sich übergeben, doch niemand will ihr helfen. Weil der Chef der jungen Frau sich in häuslicher Quarantäne befindet, nachdem er Kontakt zu einem Mann aus Norddeutschland hatte, der mit dem Coronavirus infiziert ist, fürchtet Sandra L., ebenfalls infiziert zu sein. Einen Test wollten aber bis Dienstagmittag weder der ärztliche Notdienst, noch ihr Hausarzt oder das Gesundheitsamt durchführen.
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Direkt am Montagmorgen hatte Sandra L. per Telefon diverse Anlaufstellen kontaktiert. Zunächst hatte sie die Nummer des ärztlichen Notdienstes (116 117) gewählt. Dort bat man sie, sich ans Gesundheitsamt zu wenden. An der Hotline (0209/1695000) wurde die Kranke dann an ihren Hausarzt verwiesen, der ihr wiederum mitteilte, gar keine Tests auf das Virus durchführen zu können.
„Mir ging es wirklich schrecklich“
In ihrer Not – „mir ging es wirklich schrecklich“ – rief sie in einem Krankenhaus an, um zu erfahren, dass Tests dort nur stationär durchgeführt würden. Sie wurde erneut ans Gesundheitsamt verwiesen. Dort, so erzählt sie, erklärte man sich nun bereit, den Fall zu prüfen. Eine Rückmeldung erhielt Sandra L., deren Gesundheitszustand sich inzwischen weiter verschlechtert hatte, erst am Dienstagmorgen. Sie solle einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen. Wie zuvor bereits der Hausarzt erklärte der ihr am Telefon jedoch, ihr nicht helfen zu können. In ihrer Hilflosigkeit rief Sandra L. erneut beim Gesundheitsamt an. Wieder sollte geprüft werden, ob ein Test auf das Virus notwendig sei.
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Bisher (Stand: Dienstag, 16 Uhr) hat sie keine Rückmeldung erhalten. Wegen der ungeklärten Situation will ihr Hausarzt nicht, dass sie in die Praxis kommt. Dieses Vorgehen befürwortet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bei Coronavirus-Verdachtspatienten. Sie sollen einer gesunden Person ein Set für einen Abstrich geben, den der Patient zu Hause selbst durchführen und zurück in die Praxis bringen lassen kann.
An der Umsetzung hapert es jedoch in Gelsenkirchen, wie ein weiterer Fall zeigt. Ein Ehepaar ist seit dem Wochenende in Quarantäne, weil die beiden im Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff möglicherweise in Kontakt mit einem Infizierten waren. Da die Hausärztin angeblich keinen Mundschutz mehr in der Praxis habe, wollte sie den Mann, der leichte Erkältungssymptome aufwies, nicht testen. Erst nach einigem Hin und Her hat sich das Gesundheitsamt nun bereiterklärt, den Test durchzuführen, berichtet der Gelsenkirchener.
Angst vor einer Lungenentzündung
Im Fall von Sandra L. ist hingegen noch nicht einmal klar, ob sie überhaupt ein Verdachtsfall ist. Denn bei ihrem Chef wurde kein Test angeordnet. Inzwischen wünscht die junge Frau sich nur, dass ein Arzt ihre Symptome behandelt, denn sie hat Angst, dass ihr Husten sich unbehandelt weiter verschlimmert, möglicherweise bis zur Lungenentzündung.