13. Januar. Seit Anfang des Jahres bilden die Evag und die Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG ein gemeinsames Unternehmen – eigentlich geht es ums Sparen. Doch es wird bekannt, dass die beiden Chefs, Michael Feller und Uwe Bonan, durch die Fusion ein sattes Jahres-Gehalts-Plus von 20 Prozent einstreichen sollen. Es hagelt Kritik. Die Kommunalaufsicht greift ein, fordert einen Bericht. Am Ende verzichten Feller und Bonan auf eine jährliche Bonuszahlung von rund 50 000 Euro, verdienen also ungefähr so viel wie vorher.
30. Januar: Der geplante Rad-Schnellweg RS1 gerät in die Diskussion. Es wird klar, dass er nicht, wie geplant, zügig von der Uni bis zur Stadtgrenze Bochum weitergebaut werden kann. Das liegt zunächst an Umweltgesetzen, weil die Trasse am Evonik-Chemiewerk entlanggeführt werden soll. Später werden Eisenbahngesetze ins Feld geführt, die den Weiterbau verhindern. Außerdem wollen Politiker den Radweg als entscheidendes Gestaltungsmerkmal des Eltingviertels nutzen, der alte Bahndamm soll weg, auf dem die Trasse eigentlich herführen könnte. Ein Weiterbau ist in den nächsten Jahren nicht in Sicht. Dabei sollte die gesamte Strecke zwischen Duisburg und Hamm eigentlich 2020 fertig sein.
4. Februar: Ein Raub-Überfall im Frohnhauser Gervinuspark wird durch das Internet zum Gesprächsthema: Das Opfer, José Vergara-Ruiz, filmt seine Stichwunden, die ihm vier junge Männer beibrachten, und stellt die Bilder ins Netz. Er appelliert an die Politik, dringend für mehr Sicherheit zu sorgen.
12. Februar. Dauerthema Müll: Immer mehr Bürger beklagen wilde Sperrmüll-Kippen an den Straßenrändern. Die EBE kommt mit dem Abfahren kaum nach. Rücksichtlose Bürger stellen nicht nur ihre alten Möbel an den Straßenrand, ohne für eine ordnungsgemäße Abfuhr zu sorgen – nein, auch Altöl, Farben, Reifen liegen herum. Im Juli dann der Höhepunkt: Bei der Entsorgung einer wilden Müllkippe muss sich ein EBE-Mitarbeiter aus Ekel übergeben. Die Leute hatten ihren Müll einfach aus dem Fenster geworfen, hatten Anwohner beobachtet. Die Folge: Ratten über Ratten.
25. Februar: Seit Anfang des Monats wird er vermisst: Ralf K. (41), ein Familienvater aus Kettwig. Seine Freunde bemühen die sozialen Netzwerke im Internet, die Polizei schöpft eigenen Angaben zufolge alle Möglichkeiten aus. Vergeblich: Ralf K. ist bis heute spurlos verschwunden.
27. Februar. Im Jahr 2016 waren die Karnevalszüge wegen einer Sturmwarnung abgesagt worden. Doch jetzt rollen die Wagen endlich wieder durch Rüttenscheid und Kupferdreh. Zehntausende feiern mit. Die Polizei sichert die Veranstaltungen; teilweise mit Maschinenpistolen.
Rosenmontagszug auf der Rü
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145. Rosenmontagszug in Kupferdreh
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März
6. März: Ekelfund in Altenessen: Die Stadt schließt eine illegale Hinterhof-Metzgerei an der Karlstraße. Dort lagerten Rindsköpfe, Klauen in Plastiktüten und ungekühltes Fleisch. Die Anwohner waren wegen des erbärmlichen Gestanks auf den Betrieb aufmerksam geworden.
9. März: Das neue Schwimmbad am Thurmfeld muss schon wieder schließen – eine Filteranlage ist defekt. Vereine und Schulklassen haben das Nachsehen: Betroffen sind 2000 Kinder aus 36 Schulen. Das Bad öffnet erst wieder Mitte Juli.
11. März:Terror-Alarm im Einkaufszentrum Limbecker Platz. Das gesamte Gebäude wird geräumt und den gesamten Samstag über geschlossen. Angeblich habe es konkrete Hinweise für einen Anschlag gegeben, heißt es. Tage später mehren sich allerdings die Zweifel daran. Es gibt Kritik, ob der Aufwand gerechtfertigt war.
14. März: Für Ärger und Frust sorgt „Little Bird“, das neue Online-Vormerksystem der Stadt für Kitaplätze. Viele Eltern haben Schwierigkeiten, sich online zu registrieren. Die Verwaltung verspricht Abhilfe und organisiert eine Reihe von Veranstaltungen, um im Dialog zu bleiben. Zu den Abenden kommen nur sehr wenige.
18. März: Mehr als 17.000 Bürger machen beim „Sauberzauber“ der Stadt mit und befreien Büsche, Bordsteine, Grünflächen und Wiesen vom Dreck. Die Zahl der Teilnehmer bedeutet im Grüne-Hauptstadt-Jahr einen neuen Rekord.
20. März: Ende eines verlustreichen Kapitels: Die Stadt trennt sich von ihrem Glasfasernetz. Das Projekt „Essen.net“ wird beerdigt. Die 75 Kilometer Kabelstrecke wird an das Dortmunder Unternehmen Dokom 21 verkauft. Die Stadt hatte in acht Jahren rund sechs Millionen Euro in den Ausbau des Netzes investiert, es kam aber nie ans Laufen.
14. April: Bei der Karfreitags-Messe einer kroatischen Gemeinde in der katholischen St. Thomas Morus-Kirche in Vogelheim gibt es eine Massenpanik. 500 Menschen rennen angsterfüllt zum Ausgang des Gotteshauses. Ein 33-Jähriger hatte die Kirche betreten, war hin- und hergelaufen, später gab es einen Knall. Bei der Polizei gehen viele Notrufe ein. Später wird klar: Der Störer hatte weder Waffen dabei noch Sprengstoff. Die Polizei spricht von einem Verwirrten. Den Knall ausgelöst hatte ein Kreuz, das auf den Boden gefallen war.
22. April: Nach 20 Jahren erhält die Innenstadt neue Mülleimer. 100 neue Behälter werden installiert, einer kostet rund 500 Euro. Beschwerden über alte, verdreckte Mülleimer in der City hatte es immer wieder gegeben.
23. April: Eine Panne der Stadt wird teuer: Alle Zettel für die Landtagswahl im Mai müssen neu gedruckt werden, es sind 450 000 Stück. Der Schriftzug der DKP war kleiner ausgefallen als jener der anderen Parteien. Das kostet ungefähr 50 000 Euro. Mit bloßem Auge war der Fehler zwar kaum zu sehen -- doch der Landeswahlleiter hatte die Zettel moniert. Betroffen sind auch die Kommunen Köln, Aachen und Dortmund, denn sie hatten ihre Zettel in der gleichen Druckerei drucken lassen wie Essen.
Mai
4. Mai: Neu eröffnet wird das Iduna-Hochhaus am Berliner Platz, das eine neue Fassade erhalten hat, die abends leuchtet. Auch das Innenleben wurde erneuert – 30 Millionen Euro steckte der Investor in das Gebäude von 1963, das jetzt Magna-Tower heißt.
14. Mai: Landtagswahl in NRW – die Ergebnisse in Essen sind wie in ganz NRW: Hohe Gewinne für CDU und FDP, dramatische Verluste für SPD und Grüne, die AfD kommt stadtweit auf knapp zehn Prozent. Thomas Kutschaty (SPD) aus Schönebeck verliert seinen Posten als NRW-Justizminister.
23. Mai: Nach 46 Jahren wird das Baden im Baldeneysee wieder möglich. Offiziell eingeweiht wird die Schwimmstelle am Strandbad „Seaside Beach“. Drei Holz-Stege reichen ins Wasser, die Schwimmzone ist klar abgetrennt mit Seilen. Manche finden die gesamte Anlage zu klein, äußern ihre Enttäuschung. Im Herbst wird Bilanz gezogen: Rund 7000 Gäste kamen an 47 Bade-Tagen.
Juni
5. Juni: Zum Pfingst Open Air Werden kommen rund 26.000 Besucher.Das Festival läuft komplett ohne Störungen ab, lediglich bei der Abreise kommt es zu erheblichen Verzögerungen im S-Bahn-Betrieb.
7. Juni: Im Lührmannwald an der Margarethenhöhe gibt es zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Bluttat: Niedergestochen wird eine 78-Jährige. Der Täter (21) muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Bei einem ersten Messer-Angriff im März war im Lührmannwald ein Jogger angegriffen worden.
9. Juni: Der frühere Chef der Entsorgungsbetriebe (EBE), Klaus Kunze, muss für drei Jahre in Haft. Kunze wird verurteilt wegen Untreue in sechs Fällen. Er habe sich „in Strukturen verstrickt“, urteilt das Gericht, „die dazu geführt haben, dass Entscheidungen nicht mehr nach kaufmännischen Erwägungen getroffen“ worden seien – sondern aus Gefälligkeit, zur politischen Klimapflege, als Freundschaftsdienst. Kunze hatte unter anderem SPD-Bürgermeistern Fahrer der EBE überlassen, ohne diese in Rechnung zu stellen. Einen Parteifreund hatte Kunze mit einem üppig dotierten Vertrag als „IT-Berater“ versorgt. Kunze geht in Revision.
12. Juni: Der kurioseste Auto-Diebstahl des Jahres ist aufgeklärt: Ein Dieb hatte Anfang des Monats einen weinroten Ford Mustang bei einer Probefahrt in Kettwig gestohlen – er war einfach nicht zurückgekehrt. Der Such-Aufruf des Autohändlers übers Netzwerk Facebook zieht weite Kreise: In Rheinland-Pfalz erkennt eine Frau den Wagen auf der Landstraße 330 und ruft die Polizei. Der Autofahrer, ein Mann (35) aus Oberhausen, lässt sich widerstandslos festnehmen. Der Wagen, 45 000 Euro teuer, kehrt leicht verschmutzt und mit 1000 Kilometern mehr auf dem Tacho zurück nach Kettwig.
14. Juni:Seinen vorzeitigen Abschied kündigt Tobia Bezzola an, der Direktor des Folkwang-Museums. Dieser Schritt überrascht niemanden so richtig – Bezzola hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mit Essen und seiner Stadtgesellschaft nie so richtig warm wurde. Bezzola hatte mehrfach geklagt, dass das Folkwang-Museum deutlich unterfinanziert sei. Im Jahr 2018 wird er Leiter eines Hauses im italienischen Lugano.
6. Juli: Am Alsenplatz in Huttrop wird eine Seniorin (77) auf einem Spielplatz mitten am helllichten Tag niedergestochen. Die Polizei befragt rund 300 Anwohner, unter Tatverdacht gerät eine 21-jährige Obdachlose. Doch die bestreitet die Vorwürfe.
18. Juli: „Christof Industries“ aus dem österreichischen Graz übernimmt den insolventen Kesselbauer Oschatz. Oschatz hatte vor dem Verkauf die Zahl der Mitarbeiter am Standort Essen deutlich abbauen müssen. Oschatz wurde vor über 165 Jahren gegründet. Seit 1951 hat das Unternehmen seinen Sitz in Essen.
19. Juli: Die Trinkerszene ist vom Willy-Brandt-Platz verdrängt worden und trifft sich nun am Südausgang des Hauptbahnhofs. Bahn-Reisende reagieren verstört, und die Mitarbeiter des Evag-Kundencenters beschweren sich. Das Ordnungsamt beteuert, die Szene weiter im Blick zu haben. Sicherheitspersonal der Bahn fordert die Trinker regelmäßig auf, das Gelände zu verlassen. Mit mäßigem Erfolg: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen und Beschwerden über wildes Urinieren im Umfeld.
August
4. August: Ein Paradebeispiel für Steuerverschwendung: Die Asyl-Unterkunft „Opti-Park“ steht seit 14 Monaten leer. Der Mietvertrag des Landes lief bis zum Jahr 2026, wird aber jetzt vorzeitig aufgelöst – NRW zahlt dafür an den Eigentümer Peter Jänsch 16 Millionen Euro als Entschädigung plus die fälligen Mietzahlungen bis zum Ausstieg. Klar ist: Das Land hat im Zuge der Flüchtlingskrise übereilt gehandelt. Den Schaden trägt der Bürger. Jänsch will aus dem Opti-Park einen „Bildungs- und Sozialpark“ machen.
16. August: Dieses Thema polarisiert viele Leser und stößt auf ein kaum geahntes Echo: Weil sie im Bus ein Rosinenbrötchen verzehrt, muss eine 59-Jährige aussteigen. Der Busfahrer pocht auf die Vorschriften, die eindeutig sind: Essen und Trinken sind in Bus und Bahn verboten. Die 59-Jährige versteht die Welt nicht mehr: „Ich hab’ doch keine Pommes Mayo oder einen Döner gegessen!“ Im Netz wird das Thema massiv kommentiert, es verbreitet sich im Nu.
26. August: Die Hip-Hop-Formation „Die Fantastischen Vier“ spielt am Baldeneysee vor 15.000 Fans.
Die Fantastischen Vier am Baldeneysee
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September
10. September: Erstmals müssen Essens Bürger an großformatigen Beton-Quadern in der Innenstadt vorbeilaufen: Sie sichern das Stadtfest „Essen Original“ und kommen auch im Dezember beim Weihnachtsmarkt zum Einsatz. Die großen Klötze sehen aus wie überdimensionale Legosteine, kosten allein für den Weihnachtsmarkt rund 200.000 Euro und werden für den Budenzauber im Winter mit roten Schleifen geschmückt.
Viel Regen, weniger Besucher, kaum Stress
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15. September: Das Grillo-Theater feiert seinen 125. Geburtstag. Der neue NRW-Ministerpräsident Armin Laschet betont bei seinem Besuch: „Mit seinem Motto ,Theater für alle’ ist das Haus zum Vorbild für viele andere Städte geworden.“
24. September: Bundestagswahl in Essen: Die CDU verliert fünf, die SPD knapp neun Prozentpunkte, die AfD kommt stadtweit auf 11,5 Prozent. Die SPD bleibt unter 30 Prozent.
17. Oktober: Peter S. (60) und sein Hund werden tot in einem Keller in Schonnebeck gefunden. Der Mann galt wochenlang als vermisst. Unter Mord-Verdacht festgenommen wird Alex H. (25), Opfer und mutmaßlicher Täter kannten sich von Spaziergängen mit dem Hund. S. soll seinem Bekannten Geld geliehen haben.
20. Oktober: Bürger waren um Ideen gebeten worden, wie künftig das Grugabad aussehen soll. Mögliche Vision: ein Ganzjahresbetrieb mit Dächern über den Becken. Auch der Eingangsbereich müsste dringend saniert werden, heißt es.
22. Oktober: A40-Sperrung, Baustelle Alfredstraße und viel mehr: 2017 war das Jahr der Baustellen in Essen. 15.000 gab es – so viele wie noch nie. Allein an 60 Hauptverkehrsstraßen wurde gearbeitet.
November
1. November: Unruhe in der Halloween-Nacht: Die Polizei erteilt rund um den Hauptbahnhof mehr als 1200 Platzverweise. Betroffen sind vor allem Gruppen von Männern aus Nordafrika. Der eigentliche „Zombie-Walk“, bei dem rund 1500 gruselig verkleidete Gestalten durch die Innenstadt marschieren, verläuft friedlich.
9. November: Auf dem Willy-Brandt-Platz wird der Weihnachtsbaum aufgestellt. Er erntet Hohn und Spott, denn beim Transport wurde der Baum arg lädiert. Die Schäden werden notdürftig kaschiert.
14. November: Die Bergbau-Schäden unter den Gleisen der S-Bahnlinie S 6 zwischen Hügel und Kettwig sind größer als angenommen: Die S 6 fällt bis April 2018 aus.
28. November: Die Messe eröffnet ihr neues Foyer. Es besteht direkt den Praxistest bei der „Motor Show“.
Dezember
10. Dezember: 20 Zentimeter Neuschnee am zweiten Advent – kein Bus fährt mehr. Die EBE kommt mit dem Räumen kaum nach. Zwei Tage Chaos – andere Städte sind da besser, kritisiert die FDP im Rat.
>>> DAS WAR DIE GRÜNE HAUPTSTADT
Das Jahr im Zeichen der „Grünen Hauptstadt“, die Ende Januar offiziell im Grugapark eröffnet wurde: Mit einer eigenen Serie hat die Redaktion in diesen Tagen Bilanz gezogen, hat Bürger und Verantwortliche zu Wort kommen lassen.
Deshalb an dieser Stelle nur ganz kurz: Zu den Höhepunkten der „Grünen Hauptstadt“ zählte sicherlich die Einrichtung und Eröffnung des Wanderwegs „Baldeneysteig“. Nicht, weil es eine Idee der Redaktion war, sondern weil der Publikumszuspruch seit September für sich spricht. Der 27 Kilometer lange Rundwanderweg über die Höhen des Baldeneysees muss hier und da nur noch etwas genauer ausgeschildert werden.
Viel diskutiert wurden im Jahr der Grünen Hauptstadt die 31 Beton-Stelen, die an markanten Aussichtspunkten aufgestellt wurden. „Das hat nichts mit Natur zu tun“, kritisierten manche. Als gelungen bezeichnen kann man aber die Neugestaltung des Aussichtspunktes an der Korteklippe, trotz oder wegen der Stele.
Ansonsten: Viele Veranstaltungen, viele mit guter Resonanz (Sperrung Altendorfer Straße), andere weniger (Tag der Bewegung). Und manches, das sich als purer Aktionismus entpuppte: Die „City Trees“ im und vorm Hauptbahnhof sollen den Anteil des Feinstaubs reduzieren. Tatsächlich machte eine der beiden Mooswände schnell schlapp, wurde braun. Einem Bahnsprecher fiel dann auf: „Womöglich ist die Bahnhofshalle zu dunkel.“
Oberbürgermeister sind nicht unbedingt diejenigen, die mit politischen Äußerungen auffallen. Umso mehr Aufsehen weit über Essen hinaus erregte Thomas Kufen, als er Anfang Oktober nicht nur Kritik an der Flüchtlingspolitik der CDU-geführten Bundesregierung übte, sondern dies auch noch bewusst mit dem brisanten Wort von der „Obergrenze“ verknüpfte. „Es wird nicht ohne eine Obergrenze bei der Zuwanderung gehen, die Städte müssen vor einer dauerhaften Überforderung geschützt werden“, sagte Kufen im Gespräch mit dieser Zeitung.
Kufen, selbst Christdemokrat, warf der Bundes-CDU und der Bundeskanzlerin persönlich vor, keine Schlüsse aus dem schlechten Bundestagswahlergebnis zu ziehen. Man könne sich „nicht hinstellen und im Wesentlichen sagen, wir würden alles noch mal genau so machen“. Solches Reden sei zum „Wachstumsprogramm für die AfD“ geworden.
Den politischen Akteuren, auch in der eigenen Partei, warf Kufen vor, die Realitäten nicht ausreichend im Blick zu haben. „Auch in Essen gefährdet das Zusammenwirken von Transfer-Bezug, gestiegenen Flüchtlingszahlen, dem diffusen Gefühl mangelnder Sicherheit, Bildungsbenachteiligung, Desintegration, eingeschränkter Teilhabe und gesundheitlicher Beeinträchtigung den sozialen Frieden.“ Kufen zeigte sich zudem skeptisch, was die berufliche Qualifikation der meisten Zuwanderer anbelangt: „Wenn wir feststellen, dass 90 Prozent der Flüchtlinge Qualifikationen aufweisen, für die wir keine Verwendung haben, dann ist bei zu vielen der Weg in eine dauerhafte Arbeitslosigkeit programmiert.“ Schon dies verlange nach „Begrenzung und Steuerung“ der Migration, etwa durch ein bindendes Einwanderungsgesetz.
Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einige Tage später verteidigte Kufen seine Aussagen gegen die heftige Kritik vor allem der Grünen: „Ich habe das böse O-Wort benutzt, darauf reagieren die Grünen emotional. Das ist so ähnlich wie beim Thema Leitkultur, am Ende geben einem alle Recht, es darf nur nicht Leitkultur heißen.“
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