Essen. Die S-Bahn-Linie S6 könnte in Essen noch bis April 2018 gesperrt bleiben. Bei Untersuchungen fanden Bergbauexperten sieben Hohlräume.
- Die S-Bahnstrecke der Linie S6 bleibt zwischen Kettwig und Hauptbahnhof gesperrt
- Die Sanierungsarbeiten auf der gesperrten Trasse werden rund sechs Monate dauern
- Bei den Probebohrungen wurden sieben große Hohlräume aus dem früheren Kohleabbau gefunden
Der S-Bahnverkehr zwischen Kettwig und dem Essener Hauptbahnhof bleibt für etwa sechs Monate lahmgelegt. Solange dauert nach Einschätzung der Bergbauspezialisten der Deutschen Bahn die Sanierung des Bergwerkschadens an der Bahn-Trasse der Linie S6 im Essener Süden.
Die beliebte Verbindung zwischen Düsseldorf und Essen ist schon seit dem 18. Oktober gekappt. Die DB befürchtet einen Millionenschaden. „Wir sind auf jede Menge Hohlräume und Altbergbau gestoßen“, berichtet der für die Infrastruktur zuständige DB-Abteilungsleiter Gerd Matschke. „Je mehr wir bohren, umso mehr Überraschungen gibt es. Wir wissen nicht, was noch auf uns zukommt.“
Keine genaue Prognose zur Wiedereröffnung der Strecke möglich
Erst vor wenigen Tagen wurde unter der Brücke östlich des S-Bahn-Haltepunktes Essen-Hügel ein weiterer Hohlraum entdeckt. Wegen der weiterhin bestehenden Unsicherheiten über das Ausmaß des Schadens ist bis heute keine genaue Prognose zur Wiedereröffnung der Strecke möglich. „Wir hoffen, dass es schneller geht“, so Matschke. Genauso möglich ist aber auch, dass die Arbeiten länger dauern und die für Mitte April 2018 angepeilte Inbetriebnahme erneut verschoben werden muss.
Hier spielt auch das Wetter eine große Rolle. Für die Bohr- und Sanierungsarbeiten werden jede Stunde vier Kubikmeter Wasser benötigt. Bei starkem Frost müssten die Arbeiten sofort eingestellt werden. „Dann ist automatisch Pause“, gibt Matschke zu bedenken.
Standsicherheit der Gleise sei nicht mehr gewährleistet gewesen
Er sei sich sehr wohl bewusst, was man den täglich 10.000 Fahrgästen auf der Strecke zwischen Kettwig und Hauptbahnhof Essen zumute, für die eine Pendelbus-Ersatzlinie eingerichtet wurde. Aber die Standsicherheit der Gleise sei nicht mehr gewährleistet gewesen. Zudem müsse genau darauf geachtet werden, dass die gefundenen Löcher vollständig verfüllt werden. „Sorgfalt geht hier vor voreiliger Inbetriebnahme“, betont der DB-Abteilungsleiter. Sonst riskiere man eine erneute Stilllegung der Strecke.
Schon kurz vor Auftreten des Schadens hat die DB das Areal um den Haltepunkt Hügel in ein Hochrisiko-Kataster aufgenommen, nachdem alte Abbaugebiete-Karten der Arnsberger Bezirksregierung ausgewertet worden waren. Auch an vier Punkten unterhalb der Strecke der S-Bahn-Linien S1, S3 und S9 in Steele werden potenzielle Gefahrenstellen vermutet. Doch während man dort in Kürze der Sache weiter nachgehen will, ohne den Betrieb zu sehr zu behindern, musste am Haltepunkt Hügel auf die Notbremse getreten werden, weil sich dort bereits eine Stützwand gewölbt hatte.
Elf Kohleflöze aus dem früheren oberflächennahen Kohleabbau erkundet
Inzwischen sind dort östlich der S-Bahnstation auf einer Länge von 350 Metern und einer Tiefe von 30 Metern elf Kohleflöze aus dem früheren oberflächennahen Kohleabbau erkundet worden. Neben Stollenresten und Stützhölzern fand man bei den 40 Sondierungsbohrungen sieben insgesamt mehrere tausend Kubikmeter große Hohlräume. Bisher konnten 1300 Kubikmeter verfüllt werden.
Für Peter Hogrebe, Bergbauexperte bei der Arnsberger Bezirksregierung, der sich vor Ort ein eigenes Bild von der Lage macht, ist der aktuelle Schaden noch nicht einmal etwas Außergewöhnliches. „Das hier ist eine klassische Situation“, betont er. „Der Baldeneysee und der Essener Süden zählten zu den größten Bergbauregionen im Ruhrgebiet.“
Die jetzt entdeckten Hohlräume stammen aus dem Bergwerksbetrieb (zuletzt Kämpgesbank) etwa zwischen 1750 und 1850. Damit schneller verfüllt werden kann, demontiert die Deutsche Bahn gerade die Gleise auf dem betroffenen Abschnitt. Die DB versichert: „Wir arbeiten hier 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche.“ Zurzeit sind rund 25 Mitarbeiter auf der Baustelle im Einsatz.
Den Fahrplan des Schienenersatzverkehrs gibt es hier. Einen Lageplan der SEV-Haltestellen hat die Deutsche Bahn hier veröffentlicht.