Essen. Nahverkehrs-Fusion beschert den Evag-Vorständen Michael Feller und Uwe Bonan ein Gehalt von jeweils 250 000 Euro. Sparen soll die Belegschaft.
- Chefs der fusionierten Essener und Mülheimer Verkehrsbetriebe sicherten sich ab 1. Januar deutliche Gehaltserhöhung
- Der Aufsichtsrat hat kurz vor Weihnachten das künftige Gehalt von jeweils 250 000 Euro genehmigt - das sind rund 20 Prozent mehr
- Auch die Arbeitnehmervertreter stimmten dafür, obwohl die Belegschaft bei sozialen Leistungen sparen muss
Durch die Fusion ihrer Nahverkehrsbetriebe Evag und MVG wollen Essen und Mülheim viel Geld sparen. Den beiden Geschäftsführern, Michael Feller und Uwe Bonan, beschert der Zusammenschluss aber einen satten Aufschlag aufs Gehalt. Nach Informationen dieser Zeitung wurden ihre Bezüge zum 1. Januar deutlich angehoben – auf 250 000 Euro pro Jahr.
Der Aufsichtsrat der Essener Verkehrs-AG (Evag) machte den beiden Vorständen ein vorweihnachtliches Geschenk, als er kurz vor dem Christfest in seiner letzten Sitzung des Jahres einer Anhebung der Bezüge zustimmte. Wie zu hören ist, entsprach das Kontrollgremium damit der Gehaltsforderung von Uwe Bonan. Da Michael Feller finanziell nicht schlechter gestellt werden sollte, hob der Aufsichtsrat auch dessen Gehalt kräftig an.
Laut städtischem Beteiligungsbericht von 2016 verdiente Feller bislang rund 178 600 Euro pro Jahr.
Gehaltserhöhung bei Bonan fällt sogar noch üppiger aus als bei Feller
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass er seinen Posten als Geschäftsführer der städtischen Holding EVV zum 1. Januar niedergelegt hat wie alle städtischen Geschäftsführer dort. Dieser Job brachte ihm zusätzlich rund 27 000 Euro pro Jahr ein. Zusammen trugen ihm die beiden Funktionen also 205 600 Euro ein, was bedeutet: Unterm Strich kassiert Feller seit Jahresbeginn fast 20 Prozent mehr als zuvor.
Mülheims ehemaliger Stadtkämmerer Uwe Bonan war im Herbst vergangenen Jahres vom Rathaus zur Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) gewechselt – als zweiter Geschäftsführer neben MVG-Chef Klaus Peter Wandelenus, der zum 15. Oktober ausgeschieden ist. Dessen Spitzenposten dotierte die Stadt Mülheim laut Beteiligungsbericht 2015 mit 192 800 Euro pro Jahr. Auch Bonan erhält nun deutlich mehr, sein Anstieg ist prozentual sogar noch etwas höher als bei Feller.
Fusion der beiden Betriebe gilt ruhrgebietsweit als politisches Projekt
Seit dem 1. Januar bildet Bonan mit Michael Feller bei MVG und Evag eine Doppelspitze. Gemeinsam sollen sie den fusionierten Nahverkehrsbetrieb führen. Die Fusion soll im Laufe des Jahres umgesetzt und rückwirkend zum 1. Januar vollzogen werden. Mit breiter Mehrheit haben beide Stadträte die Weichen dafür gestellt. Nicht allein aus finanziellen Gründen: Die Fusion zweier Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet gilt auch als ein politisches Projekt.
Ein Betrieb, zwei Geschäftsführer — die kleinere MVG soll dies zur Bedingung gemacht haben. Auf Essener Seiten wollte man alles, nur nicht den Eindruck erwecken, der Große schluckt den Kleinen.
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Arbeitnehmern wurden Jubiläumsgeld und Familientickets gestrichen
Die Arbeitnehmervertreter beider Betriebe gehen den eingeschlagenen Kurs mit. Dass ihre Chefs finanziell profitieren, dürfte aus Sicht der Belegschaft aber mindestens einen faden Beigeschmack haben. Familientickets und Jubiläumsgeld hatte der Vorstand erst jüngst einkassiert. Der Betrieb müsse sparen. Gewerkschaft und Betriebsräte drängen darauf, dass verbliebene Leistungen für Arbeitnehmer bei Evag und MVG einander angeglichen werden, und zwar nach oben. Dass es geht, hat der Vorstand vorgemacht.
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