Essen. „Pepe“ Ruiz ist bei einem Raub in Frohnhausen schwer verletzt worden. In einem Video stellt er Forderungen an die Stadt. Nicht jeder teilt die.

  • „Pepe“ Ruiz ist am Wochenende in einem Park in Essen-Frohnhausen überfallen worden
  • Unbekannte Täter umzingelten den Hundehalter und stachen auf ihn ein. Ihre Beute: sechs Euro.
  • In einem Facebook-Video appelliert der 60-Jährige jetzt an die Stadt und die Politik

José Vergara-Ruiz zieht etwas schwerfällig seinen Pullover hoch, er hat Schmerzen bei einigen Bewegungen. T-Shirt und Unterhemd nestelt er aus der Hose und entfernt schließlich das große Pflaster, das auf seinem Bauch klebt. Mit mehreren Stichen ist die tiefe Wunde darunter verschlossen worden.

Diese Bilder haben in den letzten zwei Tagen tausende Essener gesehen: Ruiz hat sie als Video bei Facebook hochgeladen. Darin appelliert er an die Stadt und die Politik.

Jose Vergara Ruiz, genannt Pepe, zeigt seine tiefe Wunde.
Jose Vergara Ruiz, genannt Pepe, zeigt seine tiefe Wunde. © Kerstin Kokoska

José Vergara-Ruiz, der vielen in Frohnhausen als „Pepe“ bekannt ist, ist im dortigen Gervinuspark vor einer Woche Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls geworden. Am Samstagabend war er in dem Stadtpark gegen 20.30 Uhr mit Hündin Sahara unterwegs, als vier junge Männer den 60-Jährigen in die Zange nahmen. „Zwei haben mich rechts angerempelt, die anderen beiden kamen von links, einer mit dem Messer,“ erinnert er sich. Zwei Mal stechen die Täter zu, klauen ihm das Portmonee mit sechs Euro und verschwinden.

„Das Schlimmste war, dass sie dabei gelacht haben. Die hatten da auch noch Spaß dran.“ Der Alltagsbegleiter, der mit Demenzkranken arbeitet, kann so viel Boshaftigkeit nicht fassen. Und sieht diese auch als Anhaltspunkt dafür, dass es im Park gefährlicher wird. Vor über einem Jahr sei ihm an der gleichen Stelle schon einmal der Rucksack geklaut worden.

Eine Woche nach der Tat spaziert „Pepe“ Ruiz am Freitag wieder mit seiner Hündin durch den Gervinuspark. Tatsächlich steht er mehr, als dass er geht, denn über Nacht ist er durch sein Video zum Stadtgespräch geworden. Darin richtet er einen emotionalen Appell an „die Politiker hier in Essen“: Er wünscht sich mehr Polizeipräsenz und Sicherheit im Park, besonders durch mehr Beleuchtung.

„Pepe“ Ruiz erhält viel Zuspruch für diese Forderung. Im Internet verbreitet sich sein Video rasant, wird tausendfach angesehen und geteilt. Im Park ruft ihm alle paar Meter ein Passant zu, dass er mit seinen Forderungen Recht habe.

Linda Adamietz sichert „Pepe“ Unterstützung zu. Sie fühlt sich im Viertel nicht sicher, hat immer Pfefferspray dabei.
Linda Adamietz sichert „Pepe“ Unterstützung zu. Sie fühlt sich im Viertel nicht sicher, hat immer Pfefferspray dabei. © Kerstin Kokoska

Anwohnerin Linda Adamietz (29) sichert ihm Unterstützung zu, falls er jetzt „eine größere Aktion“ plane. Ohne Pfefferspray traut sich die Mutter längst nicht mehr vor die Tür, wie sie sagt. Es müsse endlich etwas geschehen im Viertel.

Über Nacht berühmt geworden

CDU-Ratsherr Fabian Schrumpf kann den Wunsch nach mehr Sicherheit nachvollziehen. Auch wenn der Vorfall im Park ein Einzelfall sei, müsse er ernst genommen werden. Dafür wünscht sich der ordnungspolitische Sprecher seiner Fraktion mehr Polizeipräsenz. Auch befürwortet er prinzipiell bauliche Veränderungen und mehr Beleuchtung. Die letzte Konsequenz sei eine Videoüberwachung wie am Rheinischen Platz.

Auch Ordnungsdezernent Christian Kromberg kann menschlich zwar nachvollziehen, dass Ruiz sich unwohl fühlt, nachdem was passiert ist. Er gibt aber auch zu bedenken, dass der Gervinuspark einer der wenigen in der Stadt ist, der überhaupt kontinuierlich beleuchtet ist, zumindest auf den Hauptwegen. Natürlich sei die Stadt bemüht, „Angsträume abzubauen,“ das sei aber auch immer eine Abwägungsfrage. Denn bauliche Veränderungen könnten bedeuten, dass beispielsweise Bäume gefällt werden müssten. Für eine flächendeckende Kameraüberwachung sieht der Jurist aktuell keine Gesetzesgrundlage.

Klaus Persch, SPD-Bezirksbürgermeister ergänzt, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nie geben könne. Essen sei nun mal eine Großstadt. In den vergangenen zwei Wochen ist Perschs Stadtteil häufiger in den Nachrichten aufgetaucht: Da war die überfallene Trinkhalle, der gesprengte Briefkasten, jetzt der Überfall im Park. Alles in Allem sei Frohnhausen aber ein schöner Stadtteil, in dem er sich sicher fühle. Er denkt auch an Anwohner, die ein hellerleuchteter Park stören könnte.

Kein polizeilicher Brennpunkt

Die Polizei fahndet nach den Tätern, hat aber kaum Hinweise. Sprecherin Sandra Steinbrock betont, dass es sich bei dem Park nicht um einen polizeilichen Brennpunkt handele. „Mal ein Unfall oder eine Ruhestörung, besonders im Sommer, sicher. In allen Parkanlagen gibt es aber auch täglich Streifen und Kontrollen.“

Wie genau es nach dem Video weiter geht, weiß Ruiz noch nicht. Eine Unterschriftenaktion vielleicht. Auf jeden Fall wünscht er sich, dass die Politiker mehr Geld für die Sicherheit des Parks in die Hand nehmen und dass nicht nur kontrolliert wird, ob Hunde an der Leine sind. Zum Zeitpunkt des Überfalls lief Hündin Sahara frei im Park.

Zum Glück, findet Pepe Ruiz: „Wer weiß, was die mit meiner Prinzessin gemacht hätten.“