Essen. . Andrea Brack aß in einem Evag-Bus ein Brötchen. Der Busfahrer wies sie auf das Nahrungsaufnahmeverbot hin. Die Situation eskalierte.

  • Altenpflegerin Andrea Brack, 59, aß in einem Evag-Bus ein Rosinenbrötchen
  • Der Busfahrer wies sie auf das Nahrungsaufnahmeverbot hin
  • Die Situation eskalierte. Zwei Sicherheitskräfte holten die Frau aus dem Bus

Ein Rosinenbrötchen aus Hefeteig mit Quark steht mit seiner vergleichsweise weichen Konsistenz weit unten auf der nach oben offenen Krümel-Skala. Und Fett-Flecken finden sich nach einem unachtsamen Verzehr des süßen Brötchens selten auf der Kleidung oder auf Sitzbezügen – ganz anders als bei Pommes oder einem Döner. Trotz dieser Harmlosigkeit für Mitmenschen und Sitzpolster ist Andrea Brack, 59, ein Rosinenbrötchen zum Verhängnis geworden. Auf ihrer Fahrt zum Arbeitsplatz in einem Seniorenheim in Essen-Haarzopf flog die Altenpflegerin aus einem Evag-Bus, weil sie ein solches Brötchen aus einer Tüte verzehrte.

Brötchen aus der Tüte: „Ich wollte ja nicht krümeln“

Der Vorfall ereignete sich an der Haltestelle Rathausplatz in der Linie 145 Richtung Haarzopf. Interessant: Die Aussagen des Fahrers und die von Andrea Brack gleichen sich bis aufs Wort, was, wenn eine Situation eskaliert, sonst eher die Ausnahme als die Regel ist.

Die Horsterin war auf dem Weg zur Arbeit und aß, wie sie es immer mal macht, ein Rosinenbrötchen aus der Tüte. „Ich wollte ja nicht krümeln“, erklärt die 59-Jährige. Den Fahrer, der sie vom Hauptbahnhof zur Rathausplatz fuhr, störte das, wie viele andere Evag-Busfahrer zuvor, nicht. Der Kollege aber, der nach dem Fahrerwechsel das Steuer am Rathausplatz übernommen hatte, wies bestimmt auf das seit langem geltende „Nahrungs- und Getränkeaufnahmeverbot“ bei der Evag hin.

Altenpflegerin Andrea Brack.
Altenpflegerin Andrea Brack. © Gero Helm

„Jetzt setzen Sie sich doch hin und fahren Sie los“, antwortete die 59-Jährige, die die Aufregung nicht verstehen konnte: „Ich habe doch keine Pommes Mayo oder einen Döner gegessen und den Sitz beschmiert.“

Der Fahrer wies laut und klar auf sein Hausrecht hin, von dem er auch Gebrauch machen würde. Dann müsse die Frau samt Rosinenbrötchen den Bus verlassen. „Machen Se, watt Se machen müssen“, antworte Andrea Brack. Und blieb sitzen.

Das tat der Fahrer, rief über die Leistelle den Sicherheitsdienst und Minuten später waren zwei Evag-Mitarbeiter vor Ort. Sie führten Andrea Brack aus dem Bus. „Gleich zwei kräftige Männer, um mich aus dem Bus zu holen. Ich habe mich gefühlt, als sei ich ein Rowdy, der die Sitzbezüge aufgeschlitzt hat“, staunte die 59-Jährige.

Mit ihren zwei Begleitern verfolgte sie, wie die Linie 145 ohne sie losfuhr. „Ich musste warten, bis der nächste Bus kam, habe den genommen und bin zum Glück gerade noch pünktlich ins Seniorenheim gekommen. Die älteren Herrschaften hätten sonst warten müssen.“

Evag: Fahrer sei im Recht gewesen

Die Evag hat den Fall auf Anfrage geprüft und im Bericht des Fahrers deckungsgleiche Beschreibungen und Aussagen zum Ablauf des Vorfalls gefunden. Eine Sprecherin verweist auf das Nahrungs- und Getränkeaufnahmeverbot und das Hausrecht. Der Fahrer sei im Recht gewesen.

Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf das Fingerspitzengefühl seiner Fahrer. Genau das sei auch in Schulungen und Weiterbildungen immer wieder Thema. „Die Verhältnismäßigkeit sollte gewährleistet sein“, erklärt die Evag-Sprecherin. War sie das im Fall des Rosinenbrötchens? „Die Situation hat sich wohl einfach hochgeschaukelt“, findet die Evag-Sprecherin.