Essen. . Der Veranstalter zählte beim Stadtfest „Essen Original“ in der Innenstadt rund 85 000 Gäste. Die Polizei kam auf gerade mal neun Anzeigen.

  • Das Stadtfest „Essen Original“ dürfte 2017 als das regenreichste in die Geschichte eingehen
  • Deutlich weniger Besucher als in den Vorjahren - nur der Sonntag blieb einigermaßen trocken
  • Veranstalter halten ihr Konzept, auf Qualität statt auf Masse zu setzen, für gelungen

Das diesjährige Stadtfest „Essen Original“ dürfte nicht nur das regenreichste, sondern auch das friedlichste in seiner 21-jährigen Geschichte gewesen sein: Die Polizei zählte gerade einmal neun Anzeigen an den ersten beiden Veranstaltungstagen. Und auch am gestrigen Sonntag blieb es durchweg ruhig.

Letztes Jahr gab es viele Übergriffe

Nachdem es im vergangenen Jahr zu teils massiven sexuellen Übergriffen auf junge Besucherinnen gekommen war, wurde den Behörden seit Freitag kein einziges Sexualdelikt bekannt. Den Anzeigen liegen lediglich Körperverletzungen, Drogenbesitz, Beleidigungen, Widerstand und ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz zugrunde, sagte Polizeisprecher Lars Lindemann. So versuchte eine kleine Gruppe von Protestlern gegen den Informationsstand der Bundeswehr am Burgplatz zu demonstrieren. Aktivisten legten sich auf den Boden, um Kriegsgefallene darzustellen, bevor sich die Versammlung auf Anraten der Polizei auflöste. Auch die Einsätze der Rettungsdienste hielten sich angesichts von rund 85 000 Besuchern in sehr überschaubaren Grenzen: An einem Veranstaltungstag kam nicht mehr zusammen als früher in einer halben Stunde, sagte Dieter Groppe, Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft (EMG). Rund 52 000 Euro wurden in diesem Jahr in die Sicherheit investiert. 20 000 Euro kosteten Miete und Aufbau der Betonklötze an den Zufahrten zu den Veranstaltungsorten. Der Rest floss in die Aufstockung der Security-Kräfte um immerhin ein Drittel der in der Vergangenheit üblichen Stärke.

Öffentliche Probe am Freitagabend wurde abgebrochen

Die Händelsche Wassermusik hätte ein passendes Werk für die musikalische Eröffnung des Stadtfestes Essen Original sein können: Die Schauer am Freitagabend schauderten die Essener Philharmoniker allerdings derart, dass die öffentliche Probe für den großen Auftritt am Sonntagabend nahezu ins Wasser fiel. Statt der sonst üblichen über einstündigen Klassik-Darbietung brachen die Musiker nach 20 Minuten ab – wohl auch, um ihre kostbaren Instrumente vor allzu ausufernden klimatischen Verwerfungen zu schützen.

Das Publikum war da schon härter im Nehmen: 85 000 Besucher, so schätzt Dieter Groppe, Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft, fanden trotz Dauerregens bei wenig spätsommerlichen Temperaturen an den drei Veranstaltungstagen den Weg zu den Bühnen in der Innenstadt. Das waren zwar kaum mehr als die Hälfte der sonst üblichen Festival-Gänger. Doch Groppe gibt sich dennoch zufrieden: „Unser Konzept ist trotz des Wetters voll aufgegangen.“

Veranstalter zufrieden mit dem Plan, mehr auf Qualität zu setzen

Der Versuch, mehr in die musikalische Qualität bei Essen Original zu investieren, war ein gelungener, meint Groppe: Bei dem Auftritt von Johnny Logan standen rund 1000 Zuhörer vor der Bühne, während jeder Ton des gestandenen Balladen-Barden saß. Als der Essener Pop-Export „Kuult“ die Bühne enterte, war der Kennedyplatz mit 3000 Menschen gut gefüllt.

Ein paar hundert mehr sollten es noch werden, um mit dem Songwriter-Pop von „Lions Head“ um US-Sänger Ignacio „Iggy“ richtig Party zu feiern. Wenn das Wetter schon nicht mitspielte, stimmte zumindest die Stimmung, heißt das zufriedene Fazit der Veranstalter.

Beim von spitzen Schreien kleiner weiblicher Fans begleiteten Auftritt der Teenie-Truppe „Til“ fühlte sich EMG-Sprecherin Ina Will sogar an beste Beatles-Zeiten erinnert. Und als wäre es nicht schon regnerisch genug gewesen, gab der Himmel hemmungslos weitere Tränen der Rührung von sich, als ein Bandmitglied von „Omas Zwerge“ seiner Liebsten auf offener Bühne einen Heiratsantrag machte. Zu erwähnen, dass die Auserwählte ihn auch annahm, ist nach drei nassen Tagen fast schon überflüssig.