Essen. . In Essen wurden Bürgerideen fürs Grugabad präsentiert: Dazu zählen das überdachte Sportbecken, ein neuer Eingangsbereich und besseres Marketing.

  • Das Grugabad, einst Aushängeschild für Essen und das Ruhrgebiet, ist stark sanierungsbedürftig
  • In einem aufwändigen Beteiligungsprozess haben Bürger Ideen für die Ertüchtigung des Kult-Freibades entwickelt
  • Dazu gehört vor allem die Umstellung auf den Ganzjahresbetrieb durch überdachte Schwimmbecken

Welche Zukunft hat das stark sanierungsbedürftige Grugabad? Monatelang haben Essener Bürger in verschiedenen Arbeitsgruppen ihren Ideen freien Lauf gelassen. Und Donnerstagabend – gut vier Stunden nach Beginn der Abschlusspräsentation dieses Beteiligungsprozesses – wurde im Messe-Foyer immer noch leidenschaftlich debattiert.

Welche konkreten Schlussfolgerungen die Politik jetzt aus dieser intensiven und 120.000 Euro teuren Ideenbörse ziehen wird, steht noch dahin. Aber die grobe Richtung zeichnet sich ab. „Die Ganzjahresnutzung des Grugabades erscheint sinnvoll, vier Monate im Jahr sind zu wenig“, sagte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best.

Ganzjahresbetrieb bedeutet zwangsläufig, dass Schwimmbecken überdacht werden müssten. Nur welches? Gruppe III um Pablo Molestina möchte das Dach übers Nichtschwimmerbecken samt der kultigen Elefantenrutsche legen, während Team II (Matthias Pfeifer, RKW-Architektur) dem 50-Meter-Sportbecken plus Tribüne die neue Hülle verpassen möchte.

Ganzjahresbetrieb – das stand schon im Bädergutachten von 2007

Ulla Wiederhold, zweite Vorsitzende der Sparte Schwimmen im Espo, fühlt sich bei der Ganzjahres-Variante um zehn Jahre zurückversetzt: „Schon das Bädergutachten 2007 kam zu demselben Ergebnis.“

Mythos Grugabad: In den ersten Jahren nach der Öffnung 1964 strömten nahezu 400.000 Gäste in das Super-Bad. Heute sind sie bei den Sport- und Bäderbetrieben froh, wenn mehr als 100.000 Badegäste gezählt werden. Immerhin: Selbst mit dieser arg geschrumpften Besucherzahl nimmt das Grugabad Platz eins unter allen deutschen Freibädern ein.

Auf Stellwänden im Messe-Foyer betrachten interessierte Bürger, meistens Grugabadfans, die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses.
Auf Stellwänden im Messe-Foyer betrachten interessierte Bürger, meistens Grugabadfans, die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses. © STEFAN AREND

Im abschließenden Papier der Empfehlungskommission steht: „Das Grugabad ist als Ganzes zu erhalten und zukunftsfähig zu sanieren.“ Und es scheint, als habe der umfassende Beteiligungsprozess einen neuen Optimismus-Schub ausgelöst. So gab Andreas Kipar (Gruppe I) das Ziel aus, das Grugabad erneut zum „angesagten Ort für Essen und das Ruhrgebiet“ zu machen. Der aktuelle Befund der Kommission diagnostiziert das gravierende Image- und Marketingproblem: „Das Grugabad wird heute nicht mehr als eine Besonderheit in Essen wahrgenommen und kommuniziert.“

Planungsdezernent begrüßt den Vorschlag, einen völlig neuen Eingangsbereich zu schaffen

Planungsdezernent Hans-Jürgen Best (rechts) und Sportdezernent Andreas Bomheuer bei der Abschlusspräsentation in der Messe Essen.
Planungsdezernent Hans-Jürgen Best (rechts) und Sportdezernent Andreas Bomheuer bei der Abschlusspräsentation in der Messe Essen. © STEFAN AREND

Im Messe-Foyer war Donnerstag oft von der „Seele des Ortes“ die Rede. Sportdezernent Andreas Bomheuer lobte den Beteiligungsprozess, die Bürgerideen sehe er als ein belebendes Element. Aber wie geht’s weiter? „Wir werden die Ergebnisse betrachten, auswerten und der Politik vorlegen“, sagte Dezernent Best, der auch an die dringend erforderliche Grundsanierung erinnerte. Aktuell wird allein der Sanierungsstau mit 15 Millionen Euro beziffert.

Für „absolut richtig“ hält Best den Vorschlag, dem Grugabad – wie übrigens auch dem Grugapark – einen neues Entrée zu verpassen – mit nagelneuen Duschen und Umkleiden.

Nicht gering ist die Hoffnung, dass der Standort zwischen Autobahn und Grugapark noch mehr Entwicklungspotenzial freisetzt – auch an den Rändern, etwa durch Hotels, Wohnen und Büros. Moderator Jörg Faltin zeigte sich mit der Bürgerbeteiligung zufrieden. „Wir haben es geschafft, das Grugabad wieder in die Köpfe der Menschen zu bekommen.“

>>> DIE EMPFEHLUNGSKOMMISSION RÄT

„Die Unterschutzstellung als Denkmal steht nicht im Widerspruch zur Aufwertung als eines der bedeutendsten Freibäder der Metropolregion Ruhr.“

„Es gilt, eine Marketingstrategie im Verbund Grugapark-Grugabad, Kur vor Ort und Messe zu entwickeln.“

„Eine zeitgemäße Website Grugapark/Grugabad steht weit oben auf der Prioritätenliste.“