Essen. Mit der Gala des Charity-Vereins „Förderturm“ startete die Halle den Regelbetrieb. Private Initiative hat der Stadt neues Glanzstück beschert.
- Einige Veranstaltungen gab es schon in der ersten Jahreshälfte, doch seit Samstag ist die Grand Hall auf Zollverein nun offiziell eröffnet
- Die Gala des Charity-Vereins „Förderturm“ erwies sich als gute Möglichkeit, das Potenzial der neuen Veranstaltungshalle zu zeigen
- Geschäftsführer Tom Koperek würdigte die Rolle, die der verstorbene Industriekultur-Pionier Claus Dürscheidt für die Realisierung hatte
Bauen im Bestand, Bauen gar in einem Denkmal – das ist schon mal nichts für Feiglinge. Der Umbau einer alten Werkshalle im Denkmal-Komplex Zollverein legt die Latte dann noch einmal ein gutes Stück höher und ist Leuten vorbehalten, „die an ihre Grenzen gehen wollen“. Tom Koperek, Essener Unternehmer und Geschäftsführer der Grand Hall Zollverein, strahlte dennoch bei diesen Worten, und das zu Recht. Denn bei der offiziellen Eröffnung der neuen Veranstaltungshalle auf der „weißen Seite“ der Kokerei wurde am Samstagabend deutlich, dass sich alle Mühen gelohnt haben.
Eröffnung? War da nicht schon mal was? Richtig erinnert. Schon bei einem SPD-Wahlkampfauftakt und einer EU-Großveranstaltung zeigte die Grand Hall, was möglich ist. Die Sauger- und Kompressorenhalle Baujahr 1961 ist seit Anfang 2016 betriebsfähig, hie und da mussten aber noch Erfahrungen gesammelt werden, noch nicht alles lief, wie es sein sollte, räumt Gerald Pott ein, der die operative Leitung der Halle innehat.
Die Jahresgala des Essener Charity-Vereins „Förderturm“ bot nun den willkommenen Anlass, die auch in letzten Details fertiggestellte Halle der Essener Stadtgesellschaft zu präsentieren. Ehrlich begeistert zeigte sich etwa Oberbürgermeister Thomas Kufen: „Eine tolle Location, ein majestätischer Ort. Herzlichen Dank, dass wir hier über Essen hinaus glänzen können.“
Investoren, die an das Projekt glauben, brachten fast zehn Millionen Euro auf
Dass dies möglich und das Wagnis begonnen wurde, ist in erster Linie dem Bochumer Industriekultur-Pionier Claus Dürscheidt zu verdanken. Mit nie nachlassender Hartnäckigkeit hatte es der 2014 mit 74 Jahren verstorbene Vollblutunternehmer und Zollverein-Enthusiast verstanden, für das Grand-Hall-Projekt private Investoren zu gewinnen, die zusammen fast zehn Millionen Euro riskierten – auch er selbst zählte zu jenen Teilhabern.
Der Essener Tom Koperek, Inhaber einer Eventagentur und schon in der Ideenphase mit im Boot, führte den großen Plan schließlich zu einem glücklichen Ende. In seiner Eröffnungsrede erinnerte er in bewegenden Worten an Dürscheidts Urheberschaft. „Ohne ihn hätte es das alles hier niemals gegeben.“
Zugelassen für bis zu 2800 Menschen, scheint die Grand Hall in Essen eine Marktlücke zu füllen. Kleiner als die Grugahalle, größer wiederum als Philharmonie oder Colosseum, bezieht die von außen unspektakuläre Halle Reiz und besondere Atmosphäre aus der sorgfältigen Einbeziehung der Maschinen, Schalttafeln und anderer industrieller Relikte, für die sie gebaut wurde. Verbrennungsgase der riesigen Kokerei Zollverein sind hier einst umgewandelt und veredelt worden.
Auch einige alte Koker waren zur offiziellen Eröffnung eingeladen
Ein schöner Zug der Veranstalter, dass einige der alten Koker zur Gala eingeladen waren, darunter Peter Iminski, der 1961 die Maschinen anfuhr, um sie 1993 bei Schließung der Kokerei nach 32 Jahren ununterbrochener Tätigkeit wieder abzustellen. In der Sanierungsphase hat man dankbar auf das spezielle Wissen der alten Koker zurückgegriffen. „In Einzelfällen hat uns das Zeit und Geld gespart“, erzählt Gerald Pott. Als bei Ausschachtungen eine Rohrleitung mit unbekanntem Daseinszweck zu Tage trat und die Baustelle aus Sicherheitsgründen für Wochen zu ruhen drohte, sei es Peter Iminski gewesen, der das erlösende Wort sprach: „Wasser.“