Essen und Mülheim fusionieren beim Nahverkehr: Aus Evag und MVG wird am 1. September die „Ruhrbahn“. Bedenken bügelten die Oberbürgermeister ab.

  • Essener Verkehrs-AG (Evag) und Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) werden zur „Ruhrbahn“
  • Oberbürgermeister setzen ihre Unterschriften unter Vertrag. Weitere Partner willkommen
  • Ex-Evag-Chef dringt mit Kritik nicht durch. Partner sehen sich bei Fusion auf Augenhöhe

Die Unterschriften unter die Verträge sind gesetzt, die Oberbürgermeister von Essen und Mülheim, Thomas Kufen und Ulrich Scholten, sprechen von einem „historischen Moment“. Die Verkehrsbetriebe der beiden Revierstädte werden zur Ruhrbahn verschmolzen. Am 1. September ist die Evag Geschichte. Mit 150 Millionen Fahrgästen im Jahr wird die Ruhrbahn zum größten Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet und rückt im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) fast ganz nach oben auf Platz 2 auf.

Das Ziel ist ein einheitlicher Nahverkehr im Ruhrgebiet

Die Fusion, das machen beide Oberbürgermeister deutlich, soll aber nur ein Anfang sein. Thomas Kufen will einen einheitlichen öffentlichen Nahverkehr im Ruhrgebiet. Mit der Ruhrbahn komme man diesem Ziel ein „entscheidendes Stück näher.“ Wer als nächster möglicher Partner in Betracht kommt, dazu wird noch nichts gesagt. Jetzt gehe es erst mal darum, sich so aufzustellen, dass andere interessierte Verkehrsbetriebe dann „bei uns anklopfen.“ Kufen und Scholten bekräftigen: „Die Tür bleibt offen.“

Für Uwe Bonan, der mit Michael Feller die Ruhrbahn führen wird, gehe es nun darum, auch „zukunftsorientiert zu sein“ und Themen wie alternative Antriebe und autonomes Fahren nicht aus dem Auge zu verlieren. Konkrete Angaben über das zu erwartende Einsparpotenzial wurden nicht genannt, Kufen sagte aber, dass man sich an den Zielen orientieren wolle, die sich das frühere Verkehrsbündnis Via (Essen, Mülheim, Duisburg) gesetzt hatte. Danach müssten bis 2020 die Ausgaben um mehrere Millionen Euro abgespeckt werden.

Die vom ehemaligen Evag-Vorstand Wolfgang Meyer formulierten Bedenken, die Stadt Essen gehe mit der Fusion ein hohes Risiko ein und zahle im Zweifel drauf, schob Kufen in der ihm eigenen Art beiseite: Er hoffe, dass Meyers Sorgen auch bei der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Kenntnis genommen wurden, sei man doch bislang dort der Meinung gewesen, man werde über den Tisch gezogen, so der OB mit einem spitzbübischen Lächeln. Aber im Ernst: Beide Partner sehen sich auf Augenhöhe.

Beide Partner sehen sich auf Augenhöhe

Die beabsichtigte Direktvergabe der Verkehrsleistungen durch die beiden Städte an die Ruhrbahn sei rechtskonform, so Uwe Bonan. Die Kontrollfunktion üben die Städte unmittelbar aus als Gesellschafter der gemeinsamen GmbH. Bus- und Schienenverkehr müssen also nicht ausgeschrieben werden.

Die Direktvergabe ist eines der Ziele der Fusion und dient nicht zuletzt der Sicherung der Arbeitsplätze von Evag und MVG. Ein weiteres ist das Beibehalten des steuerlichen Querverbundes, so dass Verluste im Nahverkehr mit Einnahmen etwa der Stadtwerke verrechnet werden können. Auch der Querverbund bleibt bestehen, so Bonan.

Wirtschaftsprüfer hätten zudem den Wert der Gesellschaften attestiert. 75 Prozent bringt die Evag in die Ruhrbahn ein, 25 Prozent die MVG. Wären es weniger, würde es die Ruhrbahn nicht geben, räumte Kufen ein. Die Bezirksregierung hat die Fusion bereits genehmigt, ließ Uwe Bonan wissen.

>>>2500 Mitarbeiter, 760 000 potenzielle Kunden

Mit Essen und Mülheim bedient die Ruhrbahn mit 2500 Mitarbeitern ein Versorgungsgebiet von 760 000 Menschen. Sie verfügt über 237 Busse und 184 Bahnen und fährt auf 3 U-Bahn-, 11 Tram- und 84 Buslinien.

Das neue Logo ist neben der Wortmarke Ruhrbahn der Förderturm von Zeche Zollverein als Zusatzelement. Der Doppelbock sei für die Essener und Mülheimer gleichermaßen Symbolbild für das Ruhrgebiet.