Essen. Das Sommerkonzert der Landesregierung im Stadtgarten zog 6000 Zuhörer an. Nur etwas lauter hätte die Musik der Essener Philharmoniker sein können
- 6000 Besucher beim Sommerkonzert der Landesregierung im Stadtgarten – mehr als erwartet
- Zauberhafte Atmosphäre bei herrlichem Wetter. Nur: Musik zu leise wegen WDR-Mitschnitt
- Philharmoniker und Solisten vom Publikum gefeiert. Hochzeitsmarsch bis Star-Wars-Musik
Sie kamen mit Bollerwagen voller Getränke und Snacks, mit Picknickdecken und Campingstühlen. Familien und Freundesgruppen, Pärchen und Einzelgänger machten es sich auf dem Rasen gemütlich. Kenner der klassischen Musik darunter, aber auch Besucher, die sonst nicht zum Stammpublikum der Essener Philharmoniker gehören. Das große Sommerkonzert der NRW-Landesregierung, das aus Anlass des Grüne-Hauptstadt-Jahres in Essen stattfand, verlieh dem Stadtgarten am Freitagabend ein ganz besonderes Flair, das es so in Essens ältestem Park vielleicht noch nie gegeben hat. Ein Besuch,der sich lohnte.
„Wir haben mit maximal 3000 Menschen gerechnet“
„Wir haben mit maximal 3000 Menschen gerechnet, es kamen 6000“, sagt Ralph Kindel, Projektbüroleiter der Grünen Hauptstadt, der auch zwei Tage nach dem phantastischen Abend noch hörbar aufgekratzt ist. Seit sechs Jahren organisiert der Event-Profi im Auftrag der Landesregierung bereits die NRW-Sommerkonzerte, einen solchen Andrang habe er noch bei keiner dieser Veranstaltungen erlebt, so Kindel gestern.
Dass dies auch mit dem perfekten Wetter zusammenhängt, soll nicht unerwähnt bleiben. Zum Ambiente auf der großen Wiese zwischen dem farblich in Szene gesetzten Aalto-Theater und Philharmonie gesellte sich der warme Sommerwind und machte aus dem klassischen Konzert mit Werken von Bizet über Mendelssohns berühmtem Hochzeitsmarsch bis zur Star-Wars-Melodie ein Gesamterlebnis. Einzig die zu geringe Lautstärke trübt die Freude etwas: Mancher, der schon bei der Generalprobe am Donnerstag dabei war, zeigte sich enttäuscht. Während man bei der Probe dem Orchester von fast an jedem Ort im Park lauschen konnte, mussten Zuhörer, die sich weiter hinten niedergelassen hatten, die Ohren spitzen.
Die Lautstärke wurde nach unten reguliert
Auch Moderatorin Susanne Wieseler war nur schwer zu verstehen. Kindel führt diesen Wermutstropfen auf die technischen Anforderungen zurück, die der WDR für seine Fernsehaufzeichnung benötigte. Für den Mitschnitt des Konzertes musste die Lautstärke nach unten reguliert werden. Und: „Hätten wir geahnt, dass so viele kommen, hätten wir mehr Boxen aufgestellt.“ Unter den geladenen Gästen in den ersten (bestuhlten) Reihen fühlte sich Ministerpräsident Armin Laschet sichtlich wohl. Zum Anlass passte, dass die Landesregierung eine Aufstockung des NRW-Kulturetats beschlossen hat, was Laschet bei dieser Gelegenheit gern betonte.
Die Essener Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Tomáš Netopil boten ein bemerkenswertes musikalisches Niveau, obwohl die Musiker kurzfristig aus Amsterdam angereist waren und die Generalprobe durch das Gewitter beeinträchtigt war. Unter den gefeierten Solisten begeistert Bettina Ranch, mehr noch Gianluca Terranova: das Bilderbuch-Timbre und die Leichtigkeit seines Tenors erinnerten an den legendären Pavarotti.
Instrumental sorgt die Staccato-Bravour von Teufelstrompeter Sergei Nakariakov für Furore, während Cellist Narek Hakhnazaryan das Publikum mit seinem akrobatischen Spitzentanz auf einer Saite (Paganini) zum Jubeln bringt. Erst nach vier Zugaben entließ das Publikum die Musiker. So mancher machte sich nicht gleich auf den Heimweg, sondern genoss noch länger die Sommernacht. Eine Wiederholung wäre sehr willkommen, auch ohne Hauptstadt-Titel.