Essen. . Wilde Müllkippen und nicht angemeldeter Sperrmüll werden für die Essener Müllabfuhr zunehmend zum Problem. Die Aufklärungsquote ist erschreckend niedrig.

  • Unangemeldeter Sperrmüll und wilde Müllkippen werden für Entsorgungsbetriebe zunehmend zum Problem
  • Zwischen alten Möbeln finden sich Hausmüll und gefährliche Abfälle. 3500 wilde Müllkippen pro Jahr
  • Ordnungsamt ermittelt Verursacher nur in Ausnahmefällen. „Schnelle Eingreiftruppe“ lässt auf sich warten

Wilde Müllkippen und nicht angemeldeter Sperrmüll werden für die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) immer mehr zu einem Problem. Die Reinigungstrupps kommen mit dem Abräumen kaum noch hinterher. „Es ist mit den Jahren definitiv mehr geworden“, sagt Jürgen Hasebrink vom Beschwerdemanagement der EBE.

Kopfzerbrechen bereitet den Entsorgern nicht nur Sperrmüll, den Bürger vor die Tür stellen, ohne zuvor einen kostenlosen Abholtermin vereinbart zu haben. Neben alten Kühlschränken, ausgemusterten Möbeln finden die Reiniger immer wieder auch tütenweise Hausmüll, Bauschutt und entsorgungspflichtige Abfälle wie Altöl oder Lacke. Durchschnittlich zählt die Stadt jedes Jahr 3500 wilde Müllkippen.

Container-Standorte für Sperrmüll missbraucht

Zu Wochenbeginn fährt die EBE stadtweit regelmäßig allein stadtweit 60 Container-Standorte an. Im Wissen, dass diese für das illegale Ablagern von Sperrmüll und Abfall missbraucht werden – in Karnap ebenso wie in Kettwig.

Jürgen Hasebrink und sein Mitarbeiter arbeiten täglich Dutzende E-Mails ab, in denen ihnen Abfall und wilder Sperrmüll gemeldet werden. Die EBE setzt inzwischen auch einen großen Müllwagen ein, mit Pritschenwagen sei die Menge nicht mehr zu bewältigen.

Pro Tour kommen sechs bis acht Gewichtstonnen zusammen. Abgefahren wird Müll, von dem die EBE über die eigene Beschwerde-Hotline oder die Pico-Bello-Rufnummer der Stadt Essen durch Bürger Kenntnis erhalten hat. Allein bei der Hotline Stadt gingen im vergangenen Jahr 2369 Anrufe ein. Wilder Sperrmüll, der den Entsorgungsbetrieben nicht gemeldet wird, bleibt stehen. Bis er abgeholt wird, können Wochen vergehen.

Die Ermittler sind in der Beweispflicht

Bemühungen des Ordnungsamtes, Verursacher ausfindig zu machen und zur Kasse zu bitten, laufen meist ins Leere. Die Aufklärungsquote liegt nach Angaben der Stadt bei unter einem Prozent. Denn die Ermittler sind in der Beweispflicht. Selbst wenn sie im Abfall Briefe mit Namen und Adresse finden, ist das nicht mehr als ein Indiz. Melden sich Zeugen, steht Aussage gegen Aussage. Müllfrevler müssten schon auf frischer Tat ertappt werden.

Die Entsorgungsbetriebe zeigen sich zunehmend ratlos. Je schneller die Reinigungstrupps den Müll abräumen, umso so leichter machen sie es jenen, die Abfall einfach auf die Straße stellen.

EBE informiert in 13 Sprachen über Entsorgungsregeln

Drängender sei das Problem in Quartieren mit sozial schwacher Bevölkerung. Dort, wo Menschen mit weniger Geld und geringer Bildung leben. Nicht jeder ist mit Regeln und Gepflogenheiten vertraut. Die EBE informiert deshalb in 13 Sprachen über Mülltrennung und Entsorgungswege.

Vermieter können Handzettel im Internet herunterladen, Wohnungsgesellschaften werden sie zur Verfügung gestellt. Eine von Oberbürgermeister Thomas Kufen im Wahlkampf angekündigte „Schnelle Eingreiftruppe“ gegen wilden Müll lässt allerdings bis heute auf sich warten.

Infos zur Sperrmüllabfuhr

Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) holen Sperrmüll kostenlos ab. Ein Abholtermin muss zuvor vereinbart werden: per Telefon 854-1111 (Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr), per Fax 854-2085 oder per E-Mail an sperrmuell@ebe-essen.de.

  • Die EBE unterscheidet zwischen brennbarem Sperrmüll und nicht brennbaren Gegenständen, die gesondert abgeholt werden.

  • Wer es besonders eilig hat, erhält einen Wunschtermin. Der „Sperrmüll-Express“ ist allerdings kostenpflichtig. Die EBE berechnet für haushaltsübliche Mengen 59,50 Euro.