Essen. . Aufgespießte Rinderköpfe und schlimmer Gestank: Eigentümer der Karlstraße 34 in Altenessen will Mietverhältnis nach Ekelfund beenden.
- Nach den Ekelfunden hat die Stadt Essen die Hinterhof-Metzgerei in Altenessen bis auf Weiteres geschlossen
- Auch der Hauseigentümer zieht Konsequenzen: Er beabsichtigt das Mietverhältnis zu beenden
- Mieter habe dort ein Lager betreiben wollen und keinen Fleischzerlegebetrieb
Nach den Ekelfunden in der Altenessener Hinterhof-Metzgerei haben die Stadt Essen und der Hausbesitzer erste Konsequenzen gezogen. „Der Betrieb bleibt bis auf Weiteres geschlossen“, sagte eine Stadtsprecherin am Montag. Und Guido Bergmann, Eigentümer der Immobilie Karlstraße 34, kündigte an, dass er das vor einem halben Jahr geschlossene Mietverhältnis zu beenden beabsichtige.
„Ich habe die Gewerbehalle als Lager vermietet und nicht als Schlachterei oder Zerlegebetrieb“, betont Bergmann. Der Mieter habe angegeben, in der Gewerbehalle Lebensmittel lagern zu wollen. Dafür habe er dort eigens ein „recht großes Kühlhaus“ installiert.
Bei der Stadt Essen liegen die Ermittlungen in den Händen von Amtsveterinären und Experten der Lebensmittelaufsicht. „Fest steht, dass die Rinder nicht in der Karlstraße geschlachtet wurden und dass Hygienevorschriften nicht eingehalten worden sind“, so die Stadtsprecherin.
Schreinerei, Schlosserei, Moschee, Autowerkstatt
Die Gewerbehalle in der Karlstraße 34 hat schon die unterschiedlichsten Mieter gesehen: eine Schreinerei, eine Schlosserei, zwischendurch auch eine Moschee und bis vor einem halben Jahr eine Autowerkstatt. Ältere Bewohner der Karlstraße erinnern sich an „Haus Meurer“, so hieß einst die beliebte Kneipe vorn zur Straße hin.
Verschiedenen Anwohnern ist die dubiose Hinterhof-Metzgerei in letzter Zeit unangenehm aufgefallen. „Am Samstag sind die abgetrennten Köpfe offenbar mit einem Gasbrenner abgeflämmt worden“, berichtet eine Anwohnerin.
Eine Anwohnerin: „Es hat erbärmlich gestunken“
„Es hat erbärmlich gestunken und wir dachten zuerst sogar, ein Feuer sei ausgebrochen.“ Sie zückt ihr Smartphone und zeigt ein Foto mit zwei Rinderköpfen.
Ein anderer Nachbar berichtet über ähnliche Vorkommnisse: „Es ist zwei oder drei Wochen her, da hat es ebenfalls gestunken.“ Er sei auf eine Leiter geklettert und habe einen aufgespießten Rinderkopf gesehen, der mit dem Gasbrenner angesengt wurde.
Daraufhin habe er den Männern zugerufen: „Hört auf mit dem Blödsinn.“ Dem Vernehmen nach soll es sich beim Mieter der Halle um einen Marokkaner handeln.
Intaktes Quartier mit großen Gärten
Das Quartier auf diesem Abschnitt der Karlstraße – nicht weit vom Nordfriedhof entfernt – macht einen intakten Eindruck. Es gibt ein Blumengeschäft und den Steinmetz, den Bestatter und einen Friseurladen in dritter Generation. Direkt an den illegalen Zerlegebetrieb grenzt der katholische Kindergarten St. Johann Baptist.
Die Kneipe in dem ockergelben Haus heißt jetzt „Elvis Pub“ und hinter den Mietshäusern erstrecken sich gepflegte Gärten: kleine Oasen inmitten der Großstadt. Übereinstimmend heißt es, man pflege hier ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis und sei bemüht, Ärger aus dem Weg zu gehen.
Männer in weißen Metzgerschürzen
Nachbarn berichten ferner, dass sie auf dem Grundstück in der Karlstraße 34 in den letzten Monaten häufiger Männer in weißen Metzgerschürzen gesehen hätten. Ab und an sei auch ein grüner Lieferwagen vorgefahren. Ein Indiz dafür, dass hier schon seit Längerem Fleisch verarbeitet worden sein könnte.
Am Montagnachmittag teilte die Stadtverwaltung mit, dass sich die am Samstag entdeckte Fleischmenge auf insgesamt 200 Kilogramm beläuft, darunter auch größere Mengen Hackfleisch.
Bei einem der beiden abgetrennten Köpfe handele es sich um einen Kalbskopf. Anhand der Ohrmarke sei ermittelt worden, dass das Kalb aus einem Schlachtbetrieb in Pulheim (Rhein-Erft-Kreis) stammt.
Die Ohrmarke am zweiten Rindskopf sei nicht mehr ablesbar gewesen, so dass das Tier keinem Schlachtbetrieb zugeordnet werden könne.