Mülheim. Mülheim 2025: Ein OB-Wahlkämpfer kämpft unermüdlich, Saarn schluckt Kröten. Im Fokus auch: ein Radweg. Achtung, Satire! Unsere Jahresvorschau.
Es ist das Jahr der Kommunalwahl, ein OB-Anwärter legt sich besonders mächtig ins Zeug. Auf welche Dinge sich die Mülheimerinnen und Mülheimer sonst noch einzustellen haben, lesen Sie in unserer nicht ganz ernst gemeinten Jahresvorschau.
Januar. Die Feuerwache in Broich ist für etliche Millionen wieder im Besitz der Stadt. Weil im üppig geratenen Bau etliche Räume leer stehen, mietet sich kurzerhand die Ruhrbahn dort ein. Sie hat Bedarf für ihre Chefetage, die „wegen der vielen Herausforderungen der Zukunft“ noch um drei weitere Geschäftsführer anwächst. Einer davon ist ein Rückkehrer: Uwe Bonan ist nach kurzem Intermezzo bei einem Wasserversorger im Nordhessischen zurück. Er soll die strategische Ausrichtung des ÖPNV-Betriebs verantworten. „Wetten, dass mir das gelingt?“, sagt er zu seinem Dienstantritt.
Derweil läutet OB Marc Buchholz den Kommunalwahlkampf ein. Er hat sich die 84 Litfaßsäulen der Stadt gesichert und posiert darauf mit dem Mann, der ihn wegen seiner Popularität künftig bei allen Wahlkampfauftritten begleiten wird: Helge Schneider. 1:0 für Buchholz.
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Mülheims Radweg-Posse setzt sich fort
Februar. Mülheim überkommt der kälteste Februar seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der neue Radweg an der Essener Straße ist mit einer acht Zentimeter dicken Eisdecke überzogen. Zum Glück ist er ohnehin noch gesperrt.
Marc Buchholz nutzt den ausgerufenen Notstand für seinen Wahlkampf. Weil viele Ruhrbahn-Fahrer verschnupft sind, hilft er dort als Busfahrer aus. Auch geleitet er ältere Mitbürgerinnen und Mitbürgern zur U-Bahn. Ob Rolltreppen und Aufzüge nun schon länger stillstehen oder erst jetzt festgefroren sind, kann die Ruhrbahn-Pressestelle „auf die Schnelle“ nicht ermitteln. Jedenfalls: Der OB punktet erneut - 2:0 für Buchholz.
Die Saarner müssen mehrere Kröten schlucken: Ein Mülheimer Stadtteil zieht um
März. Die Stadtpressestelle ist auf Zack: Sie kündigt die wegen der Eiseskälte später startende Krötenwanderung an. Auch hier hilft der OB im Einsatz an der Großenbaumer Straße höchstpersönlich possierlichen Erdkröten auf die andere Straßenseite. 3:0 für Buchholz. Zu seinem zweiten Einsatz eilt der OB zum Radweg an der Essener Straße, wo der Naturschutzbund zuletzt auch eine gewaltige Krötenpopulation ausgemacht hat. Aber klar: Hier muss der OB ja gar nicht wahlkämpfen. Auf dem Radweg droht den Kröten kein Unheil. Er ist zum Glück ja noch gesperrt.
April. Projektentwickler Soravia will sein Parkstadt-Areal in Speldorf verkaufen, die Stadt zieht ihr Vorkaufsrecht. An Ideen für eine attraktive Entwicklung der alten Tengelmann-Fläche mangelt es ihr nicht. Aus dem Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs behält die Stadt nur den See bei. Auf ihm baut sie ein Schwimmhotel namens „Floating Homes“, lässt sie ein neues, elektrisch betriebenes Boot der Weißen Flotte kreisen und um ihn herum baut sie, so sehen es die Vorgaben zum Hochwasserschutz vor, einen Deich. Dieser wird später den Namen „Saarner Deich“ tragen, denn auf ihm und mit feinstem Seeblick soll später im Jahr der Saarner Nikolausmarkt sein Comeback feiern.
Wahlkämpfer Buchholz hat sich derweil in atemberaubender Kletterkunst - und begleitet von den Social-Media-Experten seines Wahlkampfteams - hochgeschwungen zum Turm der Petrikirche: Dafür, dass er sich hier selbst zum Paten der soeben geschlüpften Turmfalken erklärt, erntet er zehntausende Likes - und das „4:0 für Buchholz“.
Mülheimer schauen nicht auf den Boden der Tatsachen, sondern hinauf zum Zeppelin
Mai. Nach ein paar Monaten intensiver Begutachtung präsentiert Ruhrbahn-Geschäftsführer Bonan seinen Strategieplan für Mülheims Busnetz: Da Fahrgäste im vergangenen Jahr ohnehin in Scharen in die orangefarbenen Busse eines Gelsenkirchener Busunternehmens umgestiegen sind, weil sie in diesen mangels Ticketentwerter nicht als Schwarzfahrer belangt werden können, lässt Bonan die komplette Ruhrbahn-Busflotte orange lackieren. Dafür muss der Nahverkehr in Mülheim zwar einen Monat lang stillstehen, aber dann wird das neue Zeitalter eingeläutet: „Freie Fahrt für freie Bürger“, verspricht Bonan. Das Millionen-Minus der Ruhrbahn verdreifacht sich bis Jahresende.
Aber auf den Boden der Tatsachen schaut ohnehin gerade niemand in Mülheim. Alle schauen hoch zum Himmel. Die zweite Zeppelin-Saison ist gestartet. Und siehe da: Nicht mehr Reifenhersteller Goodyear ziert das Gefährt, es frohlockt ein Wahlkämpfer vom Himmel. 5:0 für Buchholz.
Randnotiz: Auf dem Radweg an der Essener Straße hat die Verkehrszählung erstmals ausgeschlagen. Eine Schnecke hat sich auf den Weg gemacht.
Mülheim bekommt im Juni 2025 ein neues Freibad
Juni. Das mag der Steuerzahler: Ohne einen Cent öffentlicher Gelder eröffnet in Dümpten ein neues Freibad, privat betrieben. „Wir wollten die Spannung so lange wie möglich hoch halten“, so der Investor, der sich falsch verstanden fühlt von Nachbarn, die den Baufortschritt in der Vergangenheit nicht anerkennen wollten und stattdessen Fake News verbreitet hatten, hier komme ein Wohnungsbau nicht voran. Mülheim hat nun sein zweites Naturbad, der Schmerz über das Aus für den Freibadbetrieb in Heißen klingt ab. Auch der der Nachbarn.
Der Clou des Ganzen: Das neue Freibad an der Möllhofstraße kommt ganz ohne Sprungtürme aus. Badegäste (und Nachbarn gar kostenlos) können direkt von den Balkonen der benachbarten Häuser ins kühle Nass springen: 1. Etage, 2. Etage, 3. Etage... Der Erste, der unter tosendem Beifall und mit tollkühnem Salto springt? Natürlich Mülheims OB. 6:0 für Buchholz.
Auf dem Radweg an der Essener Straße: Die Schnecke hat sechs Meter im Monat geschafft.
Rummel-Fieber auf dem alten Tengelmann-Sportplatz in der Parkstadt
Juli. Rummel-Fieber auf dem alten Tengelmann-Sportplatz in der Parkstadt: Die Saarner Kirmes eröffnet dort traditionell mit einem Fassanstich. Mülheims Mülldetektive sind zeitgleich in anderer Mission unterwegs: Sie wollen die Übeltäter aufspüren, die hunderte Altreifen auf dem Radweg an der Essener Straße illegal entsorgt haben. Zum Glück ist der Radweg noch gesperrt. So muss Entsorger MEG nicht sofort ausrücken, um die Reifen einzusammeln.
Geöffnet hat derweil der Kulinarische Treff an der Ruhr: Zehn Spitzengastronomen locken mit Gaumenfreuden - und ein Hobbykoch: OB Buchholz zaubert das „perfekte Dinner“ à la mölmscher Küche. 7:0 für Buchholz.
Mülheims Politik legt Pläne für den Rathausmarkt auf Eis
August. Der neue Wochenmarkt auf dem Siegfried-Reda-Platz am Fuße der Altstadt feiert einen Auftakt nach Maß. Die Mülheimer sind begeistert vom neuen Angebot. Derweil hat der Stadtrat den Umbau des Rathausmarktes, der nächsten Monat starten sollte, gestoppt. Vielleicht lässt man es sein, heißt es im Auftrag an die Verwaltung, erst einmal zu prüfen, ob nicht der Wochenmarkt von der Schloßstraße an seinen Sehnsuchtsort am Rathaus zurückkehren könne. Wenn dieser eben so bleibe, wie er ist.
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OB Buchholz meidet eine Positionierung zur Sache. Schließlich hat er Wahlkampf - und jede Menge Gutes zu tun. Er ist als Müllsammler in der Stadt unterwegs und hat auch als neuer Pate für den Gammelspielplatz Charlottenstraße versprochen, diesen „tippitoppi“ zu halten. 8:0 für Buchholz.
Auf der Essener Straße kippt bei einem heftigen Gewitter ein Baum auf den Radweg. Zum Glück ist der noch gesperrt.
Buchholz läuft im Endspurt des OB-Wahlkampfes zur Höchstform auf, doch...
September. Endspurt im Kommunalwahlkampf: OB Buchholz eilt von Termin zu Termin. In der Parkstadt eröffnet er neue Polizeiwachen für Heißen, Dümpten und natürlich für Saarn. Ebenso ein Kunsthaus und einen zentralen Stadtteilplatz für Styrum, ein Studentenwohnheim mit direkter Rampe zum Radschnellweg, einen neuen, geräumigen Schulhof für das Karl-Ziegler-Gymnasium, Nachbauten der Troostschen Weberei samt Tudorhaus und des Bismarckturms, die nun städtisch finanzierte Junior Uni und einen neuen städtischen Bauhof. Am alten VHS-Gebäude in der Müga eröffnet er einen Biergarten, die VHS zieht ins Terrassenhaus am Kassenberg um. Buchholz legt den feinen Zwirn zur Seite, verlegt eigenhändig Glasfaserkabel. Der höchste Sieg der Kommunalwahlgeschichte deutet sich an...
Der neue Oberbürgermeister Mülheims heißt...
Kai Shanghai. Der Kandidat der Satirepartei hat doch noch das Rennen gemacht, weil er der Stadt mit der Wiedereröffnung des rot wummernden Tersteegenhauses in der Altstadt am Abend vor der Wahl den „hottesten Club“ der Stadtgeschichte geschenkt hat. Spät in der Nacht steigt ein Fahrradkorso mit Shanghai an der Spitze über den Radweg an der Essener Straße. Illegal, versteht sich!
Künftig Busse auf dem Radweg an der Essener Straße?
Oktober. Ruhrbahn-Geschäftsführer Bonan präsentiert eine Beschleunigungsmaßnahme für die Linie 151. Sie soll künftig nicht mehr durchs Rumbachtal, sondern am Verkehr vorbei über den Radweg an der Essener Straße Richtung Hauptbahnhof beziehungsweise Heißen geführt werden. Doch die Ruhrbahn hat ihre Rechnung ohne Straßen.NRW gemacht. Der Radweg bleibt gesperrt, auch für Busse. Basta!
November. In der Parkstadt herrscht Volksfeststimmung. Ein großes Bürgerfest mit allem Bohei steigt zur Eröffnung der deutschlandweit für Furore sorgenden Fußgängerzonen-Replik mit Kaufhof, Uhrengeschäft Deiter, WMF, den Schuhhändlern Rüter, van Dawen, Bata und Salamander, dem Eiscafé Adria und vielen Händlergrößen mehr. Mülheims neuer OB Kai Shanghai feiert den Coup der Stadtentwicklung im neuen Event-Lokal am See: in der Gaststätte „Musketiere“.
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Am anderen Ende der Stadt steht Alt-OB Buchholz vor der Luftschiffhalle und mimt das freudige Händeschütteln. Er hätte hier doch so gerne heute den dritten Wirtschaftspreis verliehen... Zu seiner Aufmunterung sind immerhin die Lokalmatadore noch einmal für ein Ständchen zusammengekommen: Sie punkrocken Buchholz ihr Steigerlied. Glück auf! Wenig später eröffnet Kai Shanghai den Radweg an der Essener Straße. Wirklich?
Dezember. Kämmerer Frank Mendack präsentiert seinen Etat für 2026. Der Mann ist einfach ein Genie: Nach Beauftragung eines fundierten Gutachtens steht fest: Mülheim kann es bei seinen maroden Straßen so halten wie das alte Ägypten für seine Pyramiden: Die Infrastruktur wird für Jahrtausende halten, für die Straßen sind im Etat also nur noch mickrige Abschreibungen anzusetzen. Mendack jubelt: Die Grundsteuer in Mülheim ist abgeschafft.
In Speldorfs Parkstadt kommen derweil Zehntausende zur Wiedergeburt des Saarner Nikolausmarktes. Den Mann, der hier im Rentier-Pullover Glühwein verkauft, kennen wir doch, oder? Ist das nicht Alt-OB...
Und steht er nun, der Eröffnungstermin für den Radweg an der Essener Straße? Es gibt da widersprüchliche Aussagen.
Mülheims satirische Jahresvorschauen – hier die Vorjahre:
- Vorhang auf für das Jahr 2024
- Vorhang auf für das Jahr 2023
- Vorhang auf für das Jahr 2021
- Vorhang auf für das Jahr 2020
- Vorhang auf für das Jahr 2019
- Vorhang auf für das Jahr 2018
- Vorhang auf für das Jahr 2017
- Vorhang auf für das Jahr 2016
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