Mülheim. Bei einer Gala in der imposanten Luftschiffhalle am Flughafen Essen-Mülheim ist der Mülheimer Wirtschaftspreis gleich an drei Firmen gegangen.
Mit einem großen stadtgesellschaftlichen Event im spektakulären Neubau der Luftschiffhalle am Flughafen Essen-Mülheim feierte die Stadt jetzt die Verleihung des zweiten Mülheimer Wirtschaftspreises. Der Chef des Preisträgers gab die Ehre direkt weiter an seine Beschäftigten: „Ohne Euch“, sagte er, „wäre ich nichts!“
So ist er, so lebt und leitet Gerd Kleemeyer seine zwei Unternehmen Gera Chemie und Klemafol, die am Freitagabend von Oberbürgermeister Marc Buchholz den Mülheimer Wirtschaftspreis verliehen bekamen. Nachdem bei der Premiere 2023 Unternehmen ausgezeichnet worden waren für ihr Engagement hinsichtlich der Nachhaltigkeit, standen in diesem Jahr die Beschäftigten im Fokus der Juroren: Was tun die heimischen Unternehmen für sie? Wie binden Sie sie ein, um unternehmerisch erfolgreich zu sein?
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Mülheims Wirtschaftsdezernent: „Es sind nie die Chefs allein, die den Erfolg ausmachen“
Vorbildlich, ja preiswürdig viel ist das laut Jury-Entscheid eben bei der Gera Chemie und ihrer Tochter Klemafol. Mülheims Wirtschaftsdezernent Felix Blasch als Laudator nahm eine Anleihe bei Bertholt Brecht und seinem Gedicht „Fragen eines lesenden Arbeiters“, um die Quintessenz aus dem zu ziehen, was die Jury bei Gera Chemie so vorbildlich und überzeugend in die betriebliche Wirklichkeit umgesetzt sieht. „Wer baute das siebentorige Theben? In den Büchern stehen die Namen von Königen. Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?“ Oder: „Caeser schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei?“
Die Lorbeeren heimsen allzu oft die „Könige“ ein, doch, so Blasch mit Blick aufs Unternehmertum: „Es sind nie die Chefs allein, die den Erfolg ausmachen, sondern es ist immer das Zusammenwirken aller.“ Genau dieser Bedeutung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei sich Unternehmenschef Kleemeyer bewusst. Sein Handeln richte er in vorbildlicher Weise danach aus, bedeute seinen Beschäftigten eine große Wertschätzung.
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Ausgezeichnete Gera Chemie aus Mülheim: Große Autonomie der Beschäftigten
„Man kann geradezu von einem sensiblen und umsorgenden Umgang sprechen“, so Blasch in seiner Laudatio. Kleemeyer lasse flexible Arbeitszeiten zu, ermögliche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gewähre mehr Urlaub und anderes. Sein Führungsstil ermögliche den Beschäftigten eine große Autonomie und lasse sie in besonderer Weise die Sinnhaftigkeit ihres Mitwirkens am Unternehmenserfolg spüren.
„Besonders beeindruckt hat die Jury, dass wesentliche Teile der Arbeitsorganisation und des Betriebsablaufs durch die Beschäftigten selbstständig koordiniert werden“, sagte Blasch mit Verweis etwa darauf, dass das Team von Gera Chemie und Klemafol in diesem Jahr ganz autark die Einführung einer Vier-Tage-Arbeitswoche organisiert habe, ohne Betriebserfordernisse außer Acht zu lassen. Blasch zitierte noch eine Mitarbeiterin, die beim Besuch der Jury im Betrieb gesagt hatte: „Man kommt sich vor, als wären wir unserer eigener Chef.“ In Anlehnung an den eingangs zitierten Brecht bedeute dies nichts anderes als: „Bei Gera Chemie sind sie alle Könige!“
„Bei Gera Chemie sind sie alle Könige!“
Mülheimer Unternehmenschef würdigt sein Team mit Applaus
Unternehmenslenker Kleemeyer zeichne sich in herausragender Weise dadurch aus, dass er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Maß an Vertrauen entgegenbringe, auch Bewerbern mit Brüchen in ihren Lebensläufen eine Chance gebe, die anderswo schnell durchs Raster fielen. Das Team danke es ihm mit einer hohen Motivation. Fast schon schüchtern, auf jeden Fall mit spürbar großem Respekt und Dankbarkeit nahm Kleemeyer am Freitag die Jury-Entscheidung auf. Er erhob sich von seinem Sessel vor der Bühne, drehte sich um zu seinem Team und applaudierte diesem. Absolut verdient sei die Auszeichnung, war an diesem Abend noch mehrfach aus dem Publikum zu vernehmen.
Mit seinem Team auf der Bühne zur Preisverleihung emporgestiegen, zeugten Kleemeyers knappen Worte von Demut: „Die wahren Königinnen und Könige stehen wirklich hinter mir. Ohne Euch wäre ich nichts“, sagte er. Auf die Frage von Moderator Aljoscha Höhn hin, was Gera Chemie denn nun mit dem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro anstellen werde, reagierte Kleemeyer erwartbar wie schelmisch: „Raten Sie mal, wer das entscheidet...?“
Jury tat sich schwer: Viele sehr gute Bewerber um den Mülheimer Wirtschaftspreis
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Fünf Unternehmen waren nominiert für den Preis, neben dem Trittschallschutz-Spezialisten Gera Chemie waren dies noch Migosens, Siemens Energy, Uretek und Turck. Alle könnten sich als Sieger fühlen, sagte nicht nur Preisträger Kleemeyer, sondern betonte auch OB Marc Buchholz. Insgesamt, so hieß es zu den 23 Bewerbungen, habe die Jury viel Vorbildliches entdecken können. Die Entscheidung sei ihr „sehr schwergefallen“, sagt etwa Jury-Mitglied Barbara Yeboah als Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. Eine Entscheidung herbeizuführen, sei „ein bisschen auch ein Kampf gewesen“.
So gab es gleich noch zwei weitere Preise. Einen kurzerhand ausgerufenen Sonderpreis der Jury, mit 2000 Euro dotiert, erhielt Siemens Energy für ein laut Juroren besonders herausragendes Ausbildungskonzept, in Mülheim entwickelt und konzernintern für so gut befunden, dass es ausgerollt werden soll auf andere Standorte. „Ein echter Mülheimer Exportschlager“, würdigte Wirtschaftsdezernent Blasch das Ausbildungsengagement von Siemens Energy. Der neue Standortleiter Stefan Pieper gab gleich bekannt, dass man sich dazu entschieden habe, das Preisgeld zu verdoppeln und den Theodor-Fliedner-Werkstätten zu spenden.
Funke-Sonderpreis für Migosens, wo Mitarbeiter Urlaub und Arbeit vereinen könne
Der Sonderpreis der Funke Mediengruppe ging schließlich an die Migosens GmbH. Björn Büttner, Head of B2B-Marketing beim Verlag, würdigte insbesondere die hohe Flexibilität, die Migosens seiner Belegschaft bei der Organisation ihrer Arbeitszeit lasse, die flachen Hierarchien und die offene Kommunikation zwischen Führungskräften und Beschäftigten. Ihnen steht es etwa frei, an bis zu 30 Tagen im Jahr quasi Urlaub und Arbeit miteinander zu verknüpfen, sich im europäischen Ausland aufzuhalten und von dort aus zu arbeiten. Auch hier drückte einer der geschäftsführenden Gesellschafter, Paiman Minavi, bei der Gala seine große Wertschätzung seiner Belegschaft gegenüber aus. Er verbeugte sich auf offener Bühne vor den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich dort versammelten.
Die sicher kostenträchtige Gala mit Gastauftritt unter anderem von Ex-Fifa-Schiedsrichter Urs Meier haben auch in diesem Jahr zahlreiche Sponsoren möglich gemacht, allen voran die WDL-Gruppe, die als Hausherrin die imposante Luftschiffhalle kostenlos zur Verfügung stellte. OB Buchholz genoss den Abend sichtlich: „Die vielen tollen Bewerbungen und die fünf würdigen Finalistinnen und Finalisten zeigen einmal mehr die ganze Vielfalt unserer Unternehmen in Mülheim. Und sie zeigen vor allem, dass ihnen ihre Beschäftigten als höchstes Gut besonders wichtig sind“, sagte er mit Blick auf das, was Mülheimer Unternehmen Vorbildliches leisteten, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
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