Mülheim. Die Pavillonanlage der Karl-Ziegler-Schule Mülheim steht, nach viel Hin und Her. Der Hof wird dadurch kleiner, sinkt„auf fast lächerliche Größe“.
Wie lässt sich die Karl-Ziegler-Schule in Mülheims Innenstadt am besten erweitern? Über diese Frage diskutieren Schule und Stadt seit Jahren. Eine klare Meinung dazu hatte immer auch die Schulpflegschaft, allen voran ihr Vorsitzender, Thorsten Stollen. Nun wurde er erneut deutlich: Der zweistöckige Container-Bau mit Platz für sechs Klassen samt Technik- und Nebenräumen, der aktuell auf dem Schulhof heranwächst, sei „das Worst-Case-Szenario“. Der Hof sei dadurch „auf eine fast lächerliche Größe geschrumpft“.
Von Montag bis Freitag war die Schulstraße im unteren Abschnitt gesperrt. Ab Dienstagmorgen, 8 Uhr, wurde Container nach Container angeliefert. Und zwar nicht nur tagsüber, sondern auch in tiefer Nacht. „Einige der 36 Module sind derart groß, dass sie nur per Schwertransport gebracht werden können. Und die müssen bis sechs Uhr Früh wieder von der Straße“, so Vitali Kreik, Bauleiter der Firma Fagsi. Der Treppenhaus-Container zum Beispiel, der rund zwölf Tonnen auf die Waage bringt, passe nicht auf normale Laster, „er hat Überlänge und Überbreite“. Alle anderen Module seien weniger ausladend, lägen bei drei Tonnen Gewicht.
Immer wieder blieben Mülheimer Bürger stehen, beobachteten das Spektakel
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Ein 40-Tonnen-Kran fuhr vor, hievte die Bauteile von den Anhängern. Die Pavillonanlage, die sich nun parallel zur Kortumstraße fast über die komplette Breite des Schulhofs zieht, wuchs heran. Immer wieder blieben Anwohner und Passanten stehen, beobachteten das Spektakel. Jetzt steht laut Kreik noch der Innenausbau an, der Boden muss rein, ebenso die Wasseranschlüsse, „wir müssen tapezieren und streichen und die Decken abhängen“. Das Thema Brandschutzmaßnahmen stehe noch auf der Agenda, „und zu guter Letzt die Bauendreinigung“.
Bis zum Schulstart Mitte August soll die Liste abgearbeitet sein. „Auch wenn es bislang sehr gut läuft – das ist ein straffer Zeitplan“, so Kreik, der reichlich Erfahrung mit dem Bau solcher Anlagen hat. Auch in Mülheim war er mit seinem Team mehrfach tätig, etwa an der Luisenschule, der Hölterschule und der Grundschule am Steigerweg. „Normalerweise hat man für so ein Projekt deutlich mehr als sechs Wochen Zeit.“
Die mächtigen L-Steine wurden schon angeliefert, als noch Kinder über den Schulhof wuselten
Die vorbereitenden Tiefbauarbeiten sind vor den Ferien über die Bühne gegangen, so wurden auch die mächtigen L-Steine schon angeliefert, als der Unterricht noch lief, die Kinder in der Pause über den Schulhof wuselten. Mit diesen Steinen wurde der Sockel für das neue Gebäude geschaffen. Laut Kreik musste auf dem abschüssigen Gelände ein Höhenunterschied von gut anderthalb Metern ausgeglichen werden.
Was in der vergangenen Woche entstanden ist, hält Thorsten Stollen nur schwer aus: „Es ist weitaus schlimmer, als wir es uns in unserer Fantasie hätten ausmalen können. Selbst für die Bedürfnisse an einem ,normalen‘ Gymnasium wäre der verbleibende Platz zu wenig, für eine Ganztagsschule ist er unzumutbar.“ Er sei enttäuscht darüber, dass die Anregungen aus Elternschaft und Kollegium kaum Berücksichtigung gefunden hätten: „Viele Gremien haben sich auf Bitte der Stadt Gedanken gemacht über Dinge wie Anzahl der Container, den genauen Standort, den Erhalt des Wäldchens. Und wofür? Alles umsonst.“ Man habe „viel Zeit damit vergeudet, über Dinge zu sprechen, die anscheinend nie relevant waren“. Im Nachhinein glaube er gar, dass das Gespräch im Rathaus, zu dem die Stadt eingeladen hatte, „den alleinigen Zweck hatte, Eltern und Schulleitung ruhig zu stellen“.
Auch wenn man Frust empfinde, sei klar: „Wir benötigen die zusätzlichen Klassenräume dringend“
Als eine der ersten Maßnahmen nämlich seien drei Bäume im Wäldchen Richtung Kortumstraße gefällt worden, dessen Erhalt man doch vereinbart habe. „Im weiteren Verlauf wurde eine Schneise für die Baustellenfahrzeuge in die verbliebene Botanik geschlagen.“ Das Ausmaß der Maßnahme sei „in den uns zur Verfügung gestellten Skizzen nicht ersichtlich gewesen“. Auch wenn er Frust empfindet, sei klar: „Wir benötigen die zusätzlichen Klassenräume dringend.“ Und so sei es keine Alternative, die Arbeiten rückgängig zu machen. Man setze nun auf ein Versprechen der Stadt: „Uns wurde zugesagt, dass sie sich um einen Ausgleich für die verlorene Freifläche bemüht, Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten schaffen möchte.“
Um genau über so etwas zu sprechen, will Bildungsdezernent David Lüngen gemeinsam mit Immobiliendezernent Frank Mendack und Oberbürgermeister Marc Buchholz die Schule nach Abschluss der rund 2,5 Millionen Euro teuren Maßnahme besuchen: „Wir wollen schauen, wie sich die Situation auf dem Schulhof dann darstellt, und was man machen kann, um die verbleibende Fläche vernünftig zu nutzen.“ Mobile Spielgeräte sein eine Option, möglicherweise könne man auch den Innenhof beleben. Auch Ideen wie ein Bolzplatz oder feste Basketballkörbe wolle man „vor Ort prüfen“.
Die Raumnot führe an allen weiterführenden Schulen zu Veränderungen, koste überall Flächen
Leider seien die Möglichkeiten zur Erweiterung der Karl-Ziegler-Schule begrenzt, da sie in der Innenstadt liegt, wenig Platz drumherum ist. In der Umgebung habe es keine geeigneten Räume zur Schulnutzung gegeben, und so habe man sich letztlich mit Eltern und Schulpflegschaft auf den aktuellen Standort verständigt. „Auch, weil die Eltern unbedingt das Wäldchen entlang der Kortumstraße erhalten wollten.“ Er wolle aber nicht ausschließen, so Lüngen, „dass sich mancher das Ergebnis anders vorgestellt hat“. Die Raumnot führe an allen weiterführenden Schulen Mülheims zu Veränderungen, koste überall Flächen.
Die grundsätzliche Kritik von Thorsten Stollen mag Lüngen so nicht stehenlassen: Man habe sich mit der Schulgemeinde abgestimmt. Und auch sonst gebe es „ausreichend Möglichkeiten für Schulpflegschaften, mit der Stadt zu sprechen“, etwa in einem Gremium, das jeweils kurz vor den Sitzungen des Bildungsausschusses tagt. Leider sei die Karl-Ziegler-Schule dort nicht vertreten.
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