Mülheim. Ist die Innenstadt reif für noch einen Wochenmarkt? Kaff-Inhaber Jerry Krüger und Christin Hönicke glauben daran. So wollen sie Besucher locken.
Ob die oft skeptische Mülheimer Stadtgesellschaft auch nur einen Cent darauf gesetzt hätte, dass das „Kaff“ ein cooler Szene-Treff werden könnte? Mit diesem Namen? Und an diesem Platz im Jenseits, zwischen Altstadt-Tor und Leineweberstraße? Vier Leute glaubten an den Ort: „Isi“ (Baba) Omari, Gordon Wienkötter (Mode Wichtig) sowie eben Jerry Krüger und Christin Hönicke vom „Kaff“. Und die schippen noch eine Schaufel Kohle in den Heizkessel: mit einem neuen Wochenmarkt.
„Handverlesen“ soll er werden, so wie der „Markt der schönen Dinge“, den die findigen Kneipiers ja auch ins Leben riefen, um das Lasso um die Party-Leute vom Wallviertelfest zu werfen. Das Ergebnis des „schönen Marktes“ war am Kirchenhügel und von den Besuchern derart wohlgefällig betrachtet worden, „dass mancher sagte: Das könnte man doch öfter machen“, erzählt Jerry Krüger. Na klar, kann man.
Klein, aber besonders: „Altstadt-Wochenmarkt soll keine Konkurrenz zur Schloßstraße werden“
Warum also nicht gleich ein „kleiner Altstadt-Wochenmarkt“ auf dem Siegfried-Reda-Platz? Die Idee, die Krüger und Hönicke entwickelt haben, soll keine Konkurrenz zur Schloßstraße werden, wehren beide gleich ab.
Sondern etwas Besonders, eben mit Dingen, die kleine Manufakturen herstellen: Vintage-Postkarten, gute Öle und Heilkräuter, selbst gefertigte Pasta, Imker-Honig. Sie sollen sich zu den „Grundversorgern“ mit Käse, Antipasta, Brot und Blumen gesellen, die man häufiger findet. Auch Fleisch? „Oh - das Fass will ich nicht aufmachen“, winken die Gastronomen ab. Denn auch im Kaff gibt es keine Gerichte mit Fleisch, nur wenige mit tierischen Produkten - und niemand scheint es wirklich zu vermissen.
Mülheims Schloßstraße im Murmeltiertag: Kann da ein weiterer Markt funktionieren?
Doch kann ein Markt abseits der Schloßstraße - wenn auch der Mülheimer die Einkaufsmeile seit vielen Jahren mit Hassliebe überhäuft - überhaupt funktionieren? Erst im Mai kochten die Querelen zwischen Wochenmarkthändlern und der Deutschen Marktgilde mal wieder hoch. Die Standgebühren seien zu teuer für den geringen Umsatz, klagten manche.
Einen Neustart und Umzug zum Rathausmarkt - auch so eine Mülheimer Ewigkeitsdebatte - scheuen aber die Händler noch mehr. Weil die Ecke zwischen Standesamt und Radschnellweg keine Laufkundschaft locke. Der Wochenmarkt hängt damit im ewigen Murmeltiertag gefangen. Und gerade da soll ein Markt jenseits der Laufkundschaft funktionieren, auf einem Platz, der nicht einmal halb so groß ist?
Was für den Mülheimer Altstadt-Markt sprechen soll: „das Heimelige“
Krüger und Hönicke glauben daran, aus mehreren Gründen. Denn zum einen sollen die Menschen sich hier nicht nur zum Kaufen begegnen, sondern regelmäßig treffen, am besten schon verabreden. Ähnlich wie der Markt im Dorf Saarn.
Der Siegfried-Reda-Platz am Fuße der Altstadt könne sogar fürs Gelingen sorgen und jede Menge Atmosphäre ausspielen: „Er hat eine tolle historische Mauer mit Torbogen, Bäume, die Kirche im Hintergrund, Fachwerk-Charme. Durch die Begrenzung ist es sehr heimelig“, zählt Christin Hönicke die Trümpfe auf. Ob die am Ende stechen, ist zwar Teil des Spiels, aber immerhin sind hier erfahrene Spieler am Werk.
„Alle sollen voneinander profitieren - den Gedanken wollen wir zurückbringen“
Zum anderen macht hier zwar niemand die Rechnung ohne den Wirt. Will sagen: Das Kaff schielt ebenfalls darauf, dass mancher Marktbesucher hier einkehrt, oder eben später.
Doch das soll nicht weniger für alle Geschäfte im Umfeld gelten, inklusive der Altstadt. „Natürlich ist das Ganze ein Experiment“, meinen die Initiatoren, denen bislang vieles geglückt ist. Beide sind sich aber sicher, „dass der Markt keine Konkurrenz für die Händler hier oder im Umfeld sein, sondern alle Seiten beleben wird. Den Gedanken, dass alle voneinander profitieren können, wollen wir damit zurückbringen“, erläutert Krüger.
Der Starttermin steht schon fest: Die Händlerliste ist noch offen
Aber wann geht‘s denn nun los? Das Verfahren ist zwar gerade noch in der Genehmigung, allerdings schon so weit, dass Krüger nach Händlern suchen kann. Ein paar hat er schon im Kopf, die bereits auf dem „Markt der schönen Dinge“ waren. Weil aber die besonderen Stände neben den Versorgern immer wieder mal wechseln sollen, ist das Jahr über Platz für viele Schätze. An den Start geht es am 5. April 2025 von 9 bis 15 Uhr.
Das nächste Etappenziel haben sich Krüger und Hönicke aber schon zurechtgelegt, wenn alles gut läuft: einen zweiten Markttag in der Woche. Wer sich als Händler interessiert, wird per E-Mail fündig unter wochenmarkt@altstadt.ruhr.
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