Mülheim. Auf einer Großbaustelle in Mülheim passiert seit Monaten nichts. Anwohner sind sauer und sorgen sich wegen kaputter Zäune. Baufirma abgetaucht?
Die Geduld der Anwohner ist nahezu aufgezehrt. Jahrelang schon leben sie an der Möllhofstraße in Dümpten mit einer großen Baugrube direkt vor ihren Häusern. Nichts tut sich mehr auf der Baustelle. Inzwischen ist der Bauzaun marode, Eltern sorgen sich um ihre kleinen Kinder, die sie tunlichst nicht zu nah an die tiefe Baugrube, die voll Wasser steht, heranlassen. Ihre letzte Hoffnung: Wird das riesige Loch wieder zugeschüttet?
„Ja, ja, das ist unser Schwimmbad“, sagt eine Anwohnerin mit Galgenhumor, als sie mit ihrem Hund an der tiefen, mit Wasser vollgelaufenen Baugrube im Häuser-Karree an der Möllhofstraße 26 bis 34 vorbeikommt. Zum Lachen scheint hier niemandem mehr zumute zu sein. Seit etwa zwei Jahren gucken sie nun auf die Baustelle, büßen Parkplätze ein und müssen an kaputten Bauzäunen vorbei. Geplant war hier auf dem rund 1300 Quadratmeter großen Grundstück ein mehrgeschossiger Bau mit 32 Wohneinheiten samt Tiefgarage. Allein schon diese wuchtige Planung hatte den Unmut der umliegenden Bewohner entfacht.
Vater zweier kleiner Töchter: „Die Baugrube ist gefährlich für meine Kinder“
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Mancher, dessen Balkon in die Richtung des riesigen Kraters zeigt, fühlt sich in seiner Lebensqualität erheblich gestört. Die Passantin mit dem Hund zuckt die Schultern und sagt: „Bei meiner Wohnung geht nur die Küche zu der Seite raus.“ Ihre Nachbarn, eine Familie mit zwei kleinen Mädchen, ärgert der Umstand deutlich mehr. „Das ist gefährlich, denn der Boden ist bereits abgesackt“, weist Ido Hamo auf einen langen Spalt zwischen dem Gehweg, der zum Hauseingang führt, und dem Blumenbeet, das – nun leicht abschüssig – zur Baugrube liegt. Auch weil der provisorisch wirkende Zaun aus Holzlatten nicht mehr intakt ist und große Durchlässe Richtung Wasser freigibt, hat der 37-Jährige Sorge um seine sechs und neun Jahre alten Töchter.
Axel Booß, Leiter des Amtes für Bauaufsicht, erklärt auf Anfrage dieser Redaktion dazu: „Das Absacken von Gehwegen wurde schon mehrfach kontrolliert, stellte aber noch nie einen Gefahrentatbestand dar.“ Gleichwohl solle nun auf Basis der wiederholten Beschwerde darüber eine erneute Baukontrolle veranlasst werden. „Den Zaun schaut sich die Baukontrolle ebenso an“, kündigt Booß an.
Anwohner in Mülheimer Siedlung ärgert sich über verdrecktes Umfeld
„Früher war hier alles grün“, erinnert sich Ahmad Kaelash an die Zeit, als er in seine Wohnung an der Möllhofstraße einzog. Jetzt guckt der 31-Jährige von seinem Balkon genau auf das riesige Loch. Seit der Sommer nun doch noch Einzug gehalten hat, plagten nicht nur ihn Mücken, die wohl in dem großen Wasserloch perfekte Bedingungen fänden, um sich zu vermehren.
Seit sich die Baugrube genau gegenüber des Hauses, in dem er wohnt, aufgetan habe, sagt Kaelash, habe sich auch im Innern einiges verändert: „Viele Leute sind weggezogen, weil sie die Baustelle gestört hat. Jetzt kommen neue Mieter, die anderswo keine Wohnung bekommen würden, etwa weil sie einen Schufa-Eintrag haben.“ Der junge Mann spricht von ungepflegten Vorgärten und Müll auf der Straße. „Hier sieht es schrecklich aus. Ich mag niemanden mehr nach Hause einladen.“ Doch umzuziehen, das könne er sich nicht leisten. „Es ist schwer, in Mülheim etwas anderes zu finden.“ Blickt man zu den Fenstern hoch, scheinen einige der Wohnungen längst leerzustehen.
Anwohner der stillstehenden Baustelle in Mülheim: „Kran und Container abgebaut“
In der Siedlung macht ein Gerücht die Runde, an das die genervten Anwohner ihre letzte Hoffnung knüpfen: „Wir haben gehört, dass die Stadt die Baugrube zuschütten will“, sagt die Hundehalterin. Auch Ahmad Kaelash meint, dass die Baufirma pleite sein soll. „Der Kran und Container sind wieder abgebaut worden“, sagt der 31-Jährige. Ein Baustellenschild sucht man entlang des Zaunes rund um die Baugrube vergebens.
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Bei der Stadt heißt es auf Nachfrage vom Leiter des Amtes für Bauaufsicht, Axel Booß: „Die jüngsten Baustellentätigkeiten waren für uns aktenkundig im November 2023, weshalb die Baugenehmigung noch mindestens bis zum November 2024 Bestand hat.“ Der Fachmann führt weiter aus, dass eine Baugenehmigung drei Jahre lang gelte und eine Baustellenunterbrechung bis zu maximal einem Jahr möglich sei. Den Anwohnern kann der Leiter der Bauaufsicht also keine Hoffnung auf ein schnelles Ende machen: „Das Zuschütten der Baugrube käme nur in Betracht, wenn die Baustelle tatsächlich nicht mehr fortgeführt werden soll.“
Vermeintliche Baufirma, die in Mülheim-Dümpten tätig war: „Kein Anschluss unter dieser Nummer“
Zwar sei der Stadt eine „beabsichtigte Baufortführung mündlich mitgeteilt, aber nicht eingehalten“ worden, schildert Booß den Kontakt zu der betreffenden Firma. Rechtlich habe die Stadt dabei keine Handhabe, auf den Bauherrn einzuwirken und auf die Baufortführung zu bestehen, so Booß. „Wenn die Bauherrschaft eine frühere Fortführung zusagt, aber nicht einhält, ist das nicht schön – insbesondere für die Anwohnerschaft – aber auch nicht wirklich professionell“, lautet das Urteil des Amtsleiters.
Aktuell scheint die Wohncarree Möllhof GmbH mit Sitz in Düsseldorf als Bauherr aufzutreten. Auf Nachfrage heißt es vom städtischen Amt für Bauaufsicht dazu: „Eine andere Bauherrschaft ist uns nicht bekannt.“ Sucht man im Internet nach einer Firma dieses Namens, ist keine Homepage zu finden. Immerhin taucht ein Eintrag in den Gelben Seiten auf. Unter der angegebenen Nummer allerdings ertönt die Ansage: „Die gewählte Nummer ist nicht vergeben.“
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