Oberhausen. Der Oberhausener Corona-Krisenstab vollzieht die Anordnungen des Landes – und legt das öffentliche Leben lahm. Centro, Bero, Bordelle betroffen.

Nachdem Erlass des Landes von Sonntagabend hat der Oberhausener Krisenstab nach einer dreistündigen Sitzung am Montagmorgen beschlossen, sämtliche Beschränkungen des öffentlichen Lebens konkret umzusetzen. Mit einer Allgemeinverfügung wird allen Kneipen, Bars, Discos, Wettbüros, Spielhallen, Fitnessstudios und Clubs untersagt, ihre Läden zu öffnen – bis einschließlich Samstag, 19. April. Betroffen von dieser Anordnung sind auch privat geführte Freizeitstätten wie das Sealife, Legoland oder Tiger Jump. Das Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße muss seine Sexdienste komplett einstellen.

Besuchsverkehr in Krankenhäusern und Altenheimen weitgehend einschränken

Zudem sind die Krankenhäuser und Altenheime angewiesen worden, den Besuchsverkehr weitgehend einzustellen. Die Altenheime dürfen nur noch einen Besucher pro Pflegeheimbewohner für eine Stunde einlassen. Die Krankenhäuser sollen nur einen Besucher pro Tag und Patient erlauben – den Kliniken bleibt allerdings selbst überlassen, wie sie die Besuchsregelung konkret auslegen.

Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen, Oberbürgermeister Daniel Schranz, Ordungsdezernent Michael Jehn, der den Krisenstab leitet (von links).
Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen, Oberbürgermeister Daniel Schranz, Ordungsdezernent Michael Jehn, der den Krisenstab leitet (von links). © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die Einkaufszentren Bero und Centro in Oberhausen hat die Stadt aufgefordert darzulegen, wie sie die Anordnung des Landes befolgen wollen, den Zutritt so zu regulieren, dass Kunden dort nur noch Waren für den dringenden täglichen Bedarf einkaufen können. Während das Bero-Zentrum an der Concordiastraße nach Darstellung der Stadt einen recht hohen Anteil an Geschäften hat, die für den Alltag absolut notwendig sind, ist dies beim Centro in der Neuen Mitte nicht der Fall. Sollten die Vorschläge der Einkaufszentren-Manager nicht ausreichend sein, will die Stadt nach eigenem Bekunden im Laufe der Woche Maßnahmen anordnen.

Schon geschlossen sind in Oberhausen alle städtischen Einrichtungen, Schwimmbäder, Museen und Musikschulen. Behördengänge sind nur noch nach einer Terminvereinbarung möglich.

Gesundheitssystem nicht überfordern

Mit Blick auf die medizinische Lage in Norditalien hält der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz die drastischen Einschnitte in das Leben der Bevölkerung ohne Zweifel für das Gebot der Stunde. „Italien zeigt uns in einer der reichsten Regionen Europas, wie schnell ein gutes Gesundheitssystem überfordert werden kann. Da müssen plötzlich Patienten in Turnhallen untergebracht werden, die Beatmungsgeräte sind nicht ausreichend. Deshalb muss jetzt in Deutschland alles getan werden, um die Pandemie zu verlangsamen“, sagte Schranz im Gespräch mit der Redaktion. „Das Ziel ist, die Zahl derjenigen Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, über so einen langen Zeitraum zu strecken, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird und Menschen unnötig sterben.“

Regeln für Urlaubsrückkehrer

Wer aus denen vom Robert-Koch-Institut (RKI) festgelegten Corona-Risikogebieten (Italien, Tirol, Iran, chinesische Provinz Hubei, französische Region Grand Est, Madrid, Kalifornien, Washington, New York) nach Nordrhein-Westfalen zurückkehrt, muss sich nun verschärfteren Regeln beugen. Zwar müssen nicht alle Urlaubsrückkehrer in häusliche Quarantäne, aber ihnen ist es für 14 Tage verboten, Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen zu betreten.

Wer von diesen Urlaubsrückkehrern in freiwilliger Hausquarantäne leben will und für den Arbeitgeber eine Bestätigung der Quarantäne benötigt, erhält vom Gesundheitsamt nach Angaben der Stadtspitze dieses Papier. Wer mit Symptomen aus Risikogebieten zurückkehrt, für den wird ohnehin Quarantäne angeordnet.

Nicht durchgerungen hat man sich dazu, Restaurants, Hotels oder Gaststätten mit Speisenangebot zu schließen. „Wer nicht zu Hause essen will oder kann, soll mit Speisen an öffentlichen Orten versorgt werden können“, begründet dies Schranz. Allerdings gelten strenge Vorschriften für Restaurants: Sie dürfen nicht mehr alle Tische besetzen; der Abstand von Tisch zu Tisch muss mindestens zwei Meter betragen; die Gäste müssen ihren Namen, Adresse und Telefonnummer hinterlassen – und natürlich müssen Aufforderungen zur Händehygiene angeschlagen sein.

Ordnungsamt und Polizei kontrollieren

Ob die Anbieter die Anordnungen auch umsetzen, wird sowohl vom Ordnungsamt als auch von der Polizei kontrolliert. Sollte sich jemand der Anordnung widersetzen, werden Bußgelder verhängt.

Dass bei weitgehendem Verständnis für die Maßnahmen in der breiten Bevölkerung die Nervosität steigt, zeigte sich am Montagmorgen am ersten Corona-Test-Drive-in im Ruhrgebiet, am Oberhausener Fußballstadion Niederrhein. Dort bildete sich eine Autoschlange, weil sich viele Menschen auch ohne die notwendige ärztliche Überweisung auf Corona testen lassen wollten. Doch Abstriche genommen wurden – wie vorgesehen – nur bei denjenigen, deren Arzt dies für unbedingt notwendig hält. Die anderen wurden nach Hause geschickt.

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