Oberhausen. Die Zahl der besorgten Anrufe im Rathaus geht deutlich zurück. Bei manchen Bürgerfragen kann man allerdings weiterhin nur mit dem Kopf schütteln.

Wer dieser Tage die Corona-Hotline der Stadt Oberhausen wählt, muss sich auf keine langen Wartezeiten mehr einstellen. Die Zahl der täglichen Anrufe geht deutlich zurück. "Die Menschen sind nicht mehr so nervös wie zu Beginn der Krise", sagt Tanja Schultz, Teamleiterin der städtischen Telefon-Berater. Bei 400 Gesprächen am Tag - allein zum Thema Coronavirus - kann von Ausruhen dennoch keine Rede sein. Und die Mitarbeiter wappnen sich schon jetzt für die nächste Welle.

Denn die Erfahrung zeigt: "Die Zahl der Anrufer steigt erwartungsgemäß rasant an, wenn es neue Nachrichten zum Virus, neue Regeln oder Erlasse gibt", erklärt Schultz. So war es beispielsweise, als Schulen und Kitas geschlossen wurden oder eine Ausgangssperre diskutiert wurde. "Darf ich noch mit meinem Hund spazieren gehen?", "Ich pflege meine alte Mutter, darf ich das auch weiterhin tun?" - beide Fragen können mit Ja beantwortet werden.

Zwölf Mitarbeiter bewältigen 1200 Anrufe täglich

Zu Spitzenzeiten mussten die Mitarbeiter bis zu 1200 Gespräche am Tag führen, Fragen zu den Sicherheitsmaßnahmen beantworten, Kontakte zu Fachbereichen wie dem Ordnungsamt herstellen oder auch beruhigen, dass übliche Fristen wegen der Coronakrise vorübergehend verlängert werden. Wer beispielsweise dieser Tage umzieht, muss sich nicht binnen 14 Tagen ummelden, sondern hat dafür nun sechs Wochen Zeit. In absolut dringenden Fällen erfolgt die Ummeldung schriftlich, alle anderen Fälle werden aufgeschoben, bis die Verwaltung für Publikumsverkehr wieder geöffnet ist. Gleiches gilt für die Abholung von Ausweisen und Pässen: Im Moment nur in absoluten Ausnahmefällen möglich, ansonsten bitte warten bis das Rathaus wieder öffnet.

Zwölf Mitarbeiter der Stadt kümmern sich um die Anfragen der Bürger, das Sorgentelefon (0208-8257777) ist an sieben Tagen in der Woche erreichbar - montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 8 bis 17 Uhr. Aus Sicherheitsgründen ist das Team aufgeteilt: Sieben sitzen im Rathaus an der Schwartzstraße, fünf verrichten ihren Dienst in Sterkrade. "Damit nicht das gesamte Team quarantänebedingt ausfällt, sollte jemand erkranken", erklärt Tanja Schultz.

Manche Anrufer werden unverschämt

Die Fragen der Bürger sind ganz unterschiedlich. Sie möchten sich vergewissern, dass Lebensmittelgeschäfte geöffnet sind. Sie erkundigen sich nach dem Ansteckungsrisiko, wenn der Nachbar in häuslicher Quarantäne ist. Sie fragen, ob Friseure nun tatsächlich geschlossen sind. Gastronomen möchten wissen, ob sie einen Lieferdienst einrichten dürfen.

Viele Anrufer sind besorgt, einige ängstlich. Der ein oder andere werde auch schon mal unverschämt. "Sie klagen über Kratzen im Hals und beschweren sich, warum sie nicht sofort getestet werden", berichtet Schultz aus Erfahrung. Das Team verweise die Leute an den jeweiligen Hausarzt, der eine Entscheidung trifft, ob ein Patient getestet wird oder nicht. "Medizinische Beratungen dürfen wir ebenso wenig durchführen wie juristische", stellt Stadtsprecher Uwe Spee klar. "Wir vermitteln aber dann einen Ansprechpartner", verspricht Schultz.

Ein anderes Phänomen nehme in diese Tagen zu: Vermehrt rufen Oberhausener an, die sich über das Verhalten ihrer Mitmenschen beschweren. Die melden, wenn sie eine Gruppe von drei oder mehr Personen sehen oder sich darüber beklagen, dass der Nachbar oft Besuch empfängt. Rund 100 Hinweise erreichen die Stadt täglich. Die Telefon-Berater nehmen sie auf und leiten die Beschwerden ans Ordnungsamt weiter, das den Hinweisen dann wiederum nachgeht.

Junger Mann will zum Grillen einladen

In manchen Fällen muss das Team von Tanja Schmitz auch einfach nur mit dem Kopf schütteln. "Ein Anrufer wollte wissen, wie hoch das Bußgeld ist, wenn er mit Freunden im Garten grillt." Die wichtigere Frage wäre aus ihrer Sicht gewesen: Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko? Dem jungen Mann wurde dringend geraten, die Grillparty auf die Zeit nach Corona zu verlegen.

Wer sich in der Öffentlichkeit mit mehr als zwei Leuten trifft, riskiert ein Bußgeld von 200 Euro - und die Gefahr, sich selbst oder andere zu gefährden. Eine Mutter bat indes am Telefon um ein Bestätigungsschreiben der Stadt für ihren Arbeitgeber, dass sie sich um ihre Kinder kümmern müsse und daher nicht arbeiten könne. Doch dafür ist die Stadt nicht zuständig. "Wir wollten anderweitig helfen und nachhorchen, ob die Frau möglicherweise ein Recht auf Notbetreuung hat. Aber sie wiegelte sofort ab."

Da hilft oft nur Nervennahrung: Auf dem Schrank steht ein Topf mit Süßigkeiten. Ein dankender Gruß des Corona-Krisenstabsleiters und Ordnungsdezernenten Michael Jehn.

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