Oberhausen. Tag 2 des Kontaktverbots. Wie sieht’s in den Stadtteilen aus? Etwa in Stadtmitte, wo das Team der ABC-Apotheke gegen das Infektionsrisiko kämpft.
Seit 36 Jahren ist Norbert Deters Apotheker. Aber eine solche Situation wie jetzt hat er noch nicht erlebt. Das Coronavirus und der Kampf gegen das Ansteckungsrisiko prägen täglich das Geschehen in der ABC-Apotheke an der Marktstraße in Alt-Oberhausen.
Der Schutz vor Infektionen hat hier jetzt absoluten Vorrang. Sowohl die Kunden als auch das Mitarbeiterteam sollen keinen unnötigen Risiken ausgesetzt werden. An den Verkaufsschaltern der Apotheke sind jetzt jeweils Vorrichtungen mit Schutzscheiben aufgestellt, die eigens ein Schreiner passgenau angefertigt hat. Diese Vorsichtsmaßnahme soll in den nächsten Tagen noch ausgebaut und verbessert werden. „Wir richten für die Kunden ein Leitsystem mit Bändern so wie an den Check-In-Schaltern auf einem Flughafen ein“, sagt Norbert Deters, der mit seinem Team in diesen Tagen das Desinfektionsmittel stets griffbereit hat: Sicherheit geht vor.
In der vorigen Woche bildeten sich an der ABC-Apotheke noch lange Schlangen bis weit hinaus auf der Marktstraße, wo die Kunden mit gebührendem Abstand voneinander auf den Einlass warteten. Das ist nun vorbei, weil auch hier der Kundenstrom – wie überall in der Stadt – rapide nachlässt. „Es kommen jetzt 10 bis 20 Prozent weniger Leute zu uns in die Apotheke“, sagt Norbert Deters. „Die Menschen bleiben jetzt in der Regel zuhause.“ Die Apotheke verfügt über einen Lieferservice, der einspringt und wichtige Hilfe leistet. Denn die Oberhausener haben ja weiterhin Bedarf nach Arzneien, sie benötigen Medikamente gegen Erkältungen, Grippe und individuelle Krankheiten aller Art.
„Wir sind eine richtige Apothekerfamilie!“
Ideenreiche Vorsorge gegen Corona
Als weitere Vorsichtsmaßnahme gegen das Corona-Ansteckungsrisiko haben Norbert Deters und sein Team jeweils kleine Glasflächen an den Verkaufsschaltern in der ABC-Apotheke platziert.
Diese Flächen lassen sich leichter abwischen und desinfizieren als die gesamte Verkaufstheke. Auch so wird die Infektionsgefahr für Kunden und Mitarbeiter verringert.
Norbert Deters, seine Frau Ursula und das gesamte ABC-Team sind sich sicher, die einzigartige Herausforderung der Corona-Krise gut bewältigen zu können. „Wir sind eine richtige Apotheker-Familie“, sagt der Chef, der sich mit Blick auf die Zukunft erhofft, dass nach dieser Krise die inhabergeführten Apotheken und das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland eine größere öffentliche Wertschätzung erfahren werden.
Der Blick auf die Zeit nach der Krise – den meisten mag das noch als verfrüht erscheinen, aber das zarte Pflänzchen der Zuversicht kann man auch in Alt-Oberhausen aufspüren. An der Goebenstraße zum Beispiel in Höhe des italienischen Spezialitätengeschäftes Valdani. Danilo Atzeni hat hier bereits im letzten Jahr eine schmucke hölzerne Baumscheibe als Hochbeet errichtet, die sogar über eine Sitzbank verfügt. In Zusammenarbeit mit der Stadt, mit der Freien Universität Oberhausen und dem Fachgeschäft Floristeria geschah das. Jetzt sprießen hier Tulpen und Rosmarin, nur die vielen weggeworfenen Zigarettenkippen stören das hoffnungsfrohe Bild.
Carina und Giovanni sorgen mittags mit einer Kneifzange für Ordnung und Sauberkeit. Ja, hier geht der Optimismus um. „Wir werden die Corona-Krise meistern“, sagt Danilo Atzeni, dessen Gastro-Bereich geschlossen ist, der aber weiterhin an der Verkaufstheke seine Kundschaft mit italienischer Feinkost versorgen kann.
Wenige Schritte weiter flattert rot-weißes Absperrband auf dem menschenleeren Saporishja-Platz im Märzwind. Alle Spielgeräte sind gesperrt; auf der Bank des Dialogs, gedacht für zwei oder drei, hat es sich ein Mann ganz allein bequem gemacht und stärkt sich mit einer Schale Pommes. Eigentlich könnte hier im prallen Sonnenschein jetzt jede Menge los sein: Kinderrufe, Spaziergänger, Bibliotheksnutzer aus dem Bert-Brecht-Haus – wenn dieser Frühling denn ein normaler Frühling in Oberhausen wäre.
Aber es ist eben Tag Zwei der Kontaktsperre in Nordrhein-Westfalen. Und die meisten Menschen halten sich daran. Selbst die Drogendealer, die sich sonst am Rande des Platzes im Schatten der Häuser gerne in Gruppen tummeln, sind nicht in Sicht. Auch ihnen fehlt es nun offenbar an kontaktfreudiger Kundschaft.