Oberhausen. Viele Oberhausener Bürger lassen den Coronavirus auf sich zukommen – und reagieren in Supermärkten größtenteils besonnen. Ein Ortsbesuch.

Der Coronavirus ist in NRW angekommen, die Oberhausener hamsterten in den vergangenen Tagen deshalb Schutzmasken und Desinfektionsmittel. An anderer Stelle zeigen sich viele Bürger dagegen relativ besonnen – bis auf zwei Ausnahmen. Ein Ortsbesuch in den Supermärkten von Alstaden bis Sterkrade.

Freitagvormittag in Oberhausen: Die Sonne scheint und bis zum Wochenende ist es nicht mehr weit. Perfekte Bedingungen, vor die Tür zu gehen und die Einkäufe zu erledigen – zumal die Februar-Kohle endlich auf dem Konto ist. Wenn da nicht dieser Coronavirus wäre. Oder?

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Die Lebensmittelgeschäfte auf der Marktstraße in der Oberhausener Innenstadt sind rappelvoll. Die Menschen schieben sich durch die Gänge von Netto und Edeka – mal lachend, mal auf Tuchfühlung, immer respektvoll. Auch die Regale sind mit allerlei Waren ziemlich gefüllt – dies deutet nicht darauf hin, dass die Bürger eine Epidemie fürchten.

Der örtliche Netto-Chef meldet: Alles ruhig

Der Ruhepol im Netto-Trubel ist Vullnet Kongjeli. „Die Regale sind noch voll und wir bekommen täglich neue Ware. Bisher gab es keine Auffälligkeiten“, sagt der Filialleiter. Business as usual also. Nur beim Frischkäse klafft ein Loch – die Geschmacksrichtungen Pfirsich und Toskana: ausverkauft. Die Oberhausener schlemmen, anstatt sich auf eine längere Krise mit Dauerware einzustellen.

Bisher keine Probleme beim Nachschub

Die Leiter der besuchten Oberhausener Supermärkte und Discounter äußerten sich am Freitag auch zum Thema Nachschub. Regelmäßig rollen Lastwagen mit Lebensmitteln und Verbrauchsgütern zu den Filialen.

„Wir bekommen täglich neue Ware“, erklärt etwa Vullnet Kongjeli vom Netto auf der Alt-Oberhausener Marktstraße. Er wie auch seine Kollegen von der Konkurrenz sehen aktuell keinen Grund zur Sorge und erwarten keine Engpässe.

Doch mit der Einkaufstasche oder dem Hackenporsche in der Fußgängerzone lassen sich schlecht Hamsterkäufe erledigen. Wie sieht es also in Supermärkten und Discountern aus, die einen Parkplatz haben und normalerweise mit Autos angefahren werden? Der Chef der Lidl-Niederlassung in Alstaden winkt ab. Alles entspannt. Ähnlich sieht es beim neuen Rewe an der Buschhausener Straße/Ecke Ebertstraße aus: Hier seien lediglich Hygiene-Artikel in den letzten Tagen gefragter gewesen, heißt es beim Chef. Auch das Sterkrader Edeka macht den geschäftigen Eindruck eines normalen Freitags – wobei auch hier kurioserweise nur einige Frischkäse-Sorten vergriffen sind.

Im Matin-Supermarkt gehen Konserven weg wie warme Semmel

Oberhausen also, eine ruhige Insel im tosenden Corona-Meer? Nicht ganz. „Normalerweise kaufen die Leute einen Sack Brot, jetzt gehen die hier mit sechs raus“, sagt Abdulaziz Haji Mohammad ungläubig – und räumt die nächste Fuhre ein. Weg wie warme Semmeln gehen auch die Konserven, doch der Internationale Matin-Supermarkt am Saporishja-Platz erlebt wenig im Vergleich zur Aldi Süd-Filiale am Sterkrader Tor.

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Schon im ersten Gang droht das Toilettenpapier knapp zu werden: Im unteren Regal liegen nur noch drei Pakete. Ein junger Mann mit sagenhaften 48 Anderthalb-Liter-Tüten H-Milch rollt in Richtung Kasse, dicht gefolgt von einer Frau mit zehn Paketen Mehl. Back-Orgie oder Corona-Hysterie? Die Worte des Verantwortlichen der Aldi-Filiale deuten eher auf Zweiteres, denn Reis, Nudeln und Thunfisch-Konserven seien seit Mittwoch ebenfalls besonders gefragt – also längerfristig haltbare Lebensmittelprodukte.

Prozente und Frischkäse

Fragt man Discounter-Filialleiter, dann sind sie zwar in diesen Tagen sehr im Stress, aber sehen keine grundsätzlichen Probleme, Nachschub für die leeren Regale zu organisieren. „Wir bekommen täglich Lieferungen, ich erwarte da bisher keine Schwierigkeiten.“

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Eine Frau trägt vor einer Apotheke eine Mund- und Nasenmaske.
Von Bastian Rosenkranz und Peter Szymaniak

Erstaunlicherweise bietet Aldi Süd auf den stark nachgefragten Grundbedarfsprodukten auch noch Rabatte an, allerdings nur geringfügige. Die H-Sahne für 87 statt 90 Cent (3,3 Prozent billiger), die Brechbohnen in der Konserve für 75 statt 79 Cent (5,1 Prozent billiger). Eine Mutter nebst Tochter steht vor dem leeren Regal und kann es nicht fassen. „Bricht hier Krieg aus?“ Immerhin gibt es ein paar Reihen weiter noch Frischkäse. Die 175 Gramm-Dose für 85 Cent statt 1,49 Euro – und satten 43 Prozent Rabatt.

Statements der großen Lebensmittelgeschäfte finden Sie hier.