Oberhausen. Wie viele andere Arbeitnehmer auch sind die Mitglieder der Redaktion derzeit im Homeoffice tätig – um soziale Kontakte möglichst zu vermeiden.
Normalerweise ist eine Redaktion ein Ort, wo Journalisten zusammenkommen, diskutieren, schreiben, telefonieren, gemeinsam Themen wälzen, die möglichst viele Leser interessieren. Normalerweise gehen Lokaljournalisten jeden Tag vor Ort dorthin, wo es stinkt und brodelt, sie reden mit ihren Quellen im engen Gespräch unter vier Augen. Doch seit Dienstag sitzen fast alle im Home-Office, angeordnet von Geschäftsführung und Chefredaktion, um uns selbst und andere nicht anzustecken.
Verantwortung in Krisenzeiten
Uns geht es nun so wie vielen Büro-Mitarbeitern in Coronazeiten: Wir bleiben zu Hause, organisieren unsere Arbeitsabläufe neu – alles digital, alles telefonisch, über Tablet, Notebook, PC, Festnetz-Telefon und Handy. Wirklich alles? Nein, wir kommen zwar nicht mehr gemeinsam zusammen, fahren aber einzeln in Oberhausener Stadtbezirke, um die Lage zu sichten, um Reportagen über die Wirklichkeit zu schreiben – wir halten aber Abstand, mindestens anderthalb Meter. Ansonsten chatten wir über Themen, machen Telefonkonferenzen – aber nichts ersetzt wirklich den kreativen Strom einer Live-Redaktion vor Ort. Trotzdem – es geht: Wie viele andere Beschäftigte überwinden auch wir Hürden: Denn wir haben in diesen Krisenzeiten eine besonders hohe Verantwortung, unsere Leser mit seriösen Informationen und Einschätzungen schnell und gut zu versorgen. Wir tun alles, damit uns das gelingt. Peter Szymaniak
Reporter am Schreibtisch
Es ist gar nicht so lange her, da stand ich den letzten Zügen meiner Master-Arbeit und war sozusagen im studentischen Home-Office. Nun zwingt mich dieses unsichtbare Etwas von Virus auch als Reporter wieder an den heimischen Schreibtisch. Im Tageszeitungs- und Online-Journalismus ist das eher noch eine Seltenheit. „Kannst du deinen Job jetzt überhaupt noch machen?“, fragte sich nicht nur meine Familie. Aber diese Woche hat uns alle gelehrt, ja es geht, sicherlich mit Einschränkungen. Während ich meine Kollegen noch tagtäglich in den Straßen unterwegs sind um Reportagen zu liefern, muss ich als Exilant, der sonst eine Autobahnstrecke von 45 Kilometern absolvieren muss um zur Redaktion zu kommen, mich zu Hause leider auf Telefon-Interviews und Internet-Recherche beschränken.
Jogginghose und Schlabberpulli
Klar, draußen auf Termin ist am schönsten, aber ich nehme es sportlich und gebe mich ganz den Vorteilen und heimischen Bequemlichkeiten hin: Jogginghose und Schlabber-Pulli in der Redaktion war bislang eher ein No-Go, heute: Dresscode der Wahl. Die ebenfalls zum Home-Office verdammte Partnerin reicht Espresso und kocht Mittagessen – so einen Service genieße ich sonst nur am Wochenende. Der Hund kommt regelmäßig zum Schmusen vorbei und schenkt tierische Nähe und Liebe – in Zeiten von Kontakt- und Berührungsverboten ein Geschenk. Und jetzt verrate ich noch ein Geheimnis: Nach jedem fertigen Text schnappe ich mir immer meine Gitarre und klampfe ein wenig herum. Danach ist der Kopf wieder frei, der nächste Text kann kommen. Mal schauen, was sich davon nach Corona in den Redaktionsalltag übertragen lässt. Vielleicht nehme ich dann eine Ukulele mit ins Büro – ob die Kollegen das aushalten? Sebastian Hetheier
Wie eine plötzliche Ehescheidung
Ich sitze in den Redaktionsräumen ganztägig einer jungen, dynamischen Kollegin gegenüber, mit der ich mich rege austausche. Das Homeoffice ist deshalb für mich wie eine plötzliche Ehescheidung, auch wenn der Vergleich sicher nicht ganz passend und angemessen ist (sie möge mir verzeihen). Andererseits schafft das vernetzte und dezentrale Arbeiten am Computer daheim unerwartete neue Möglichkeiten: Zwischen zwei Textabsätzen kann ich mich auf der eigenen Couch (da sitze ich nämlich jetzt) ganz entspannt zurücklehnen und tief durchatmen. Eigentlich gehört so eine Couch nun in jede Redaktion. Michael Bresgott
Jetzt wird es persönlich
Jetzt ist es also da, dieses vermaledeite Virus. Sicher: Ich wasche mir seit geraumer Zeit schon mehr als üblich die Hände und achte penibel darauf, meinen Mitmenschen nicht zu nahe zu kommen. Aber jetzt wird es persönlich. Dieses Virus sorgt dafür, dass ich ältere und kranke Familienmitglieder nicht mehr sehen kann. Es sorgt dafür, dass ich mit meinen Kollegen nicht mehr zusammenkommen kann. Es sorgt dafür, dass ich in meinem Zuhause mein eigenes kleines Redaktions-Lager aufgeschlagen habe. Es ist beklemmend.
Anrufe und E-Mails erreichen mich problemlos im Homeoffice, meine Recherchen kann ich auch vom heimischen Schreibtisch aus erledigen. Aber es ist trotzdem so still. Hier gibt es niemanden, der einem nett „Guten Morgen“ sagt, wenn man den Rechner anschmeißt. Niemanden, der einem kurz einen Tipp zu Überschrift oder Bildauswahl geben kann. Niemanden, der einen zwischendurch auch mal zum Lachen bringt.
Ärzte, Pfleger, Polizisten und Supermarkt-Mitarbeiter
Und dann blicke ich aus dem Fenster, auf die blühende Magnolie, auf die Blumen auf der Fensterbank und denke an die Menschen, die es wahrlich schlimmer trifft als mich. An Ärzte und Pfleger, an die Mitarbeiter in Supermärkten und Apotheken, an Polizisten und Feuerwehrleute, die bei einem Notruf nicht sagen können: „Och, ich lösch’ den Brand heute mal im Homeoffice.“ Ich greife wieder zum Telefon, beobachte die Nachrichtenlage, recherchiere Antworten auf drängende Fragen der Oberhausener. Denn dieser Tage zeigt sich deutlich: Nur auf der Grundlage von gesicherten Informationen können wir alle gemeinsam besonnen reagieren und nötige Maßnahmen ergreifen. Maßnahmen, an die wir uns alle halten sollten, damit dieses verfluchte Virus so wenig Schaden wie möglich anrichtet. Nadine Gewehr
Das Diensthandy brummt
Der Blick aus dem Fenster ist nicht zu toppen. Ich schaue direkt in den Garten. Unser Pflaumenbaum blüht schon. Toll. Zum Glück ist unser Sohn schon 15 Jahre alt. Er benötigt keine Betreuung mehr. Kaum gedacht, schallt es aus dem Nebenraum: „Mama, mir ist so langweilig! Hast du Zeit zum Quatschen?“ Nein, habe ich nicht. Also verdrückt sich der Bengel auf den Sportplatz. „Höchstens mit zwei Freunden!“, rufe ich ihm noch nach. „Es kommt nur einer!“ , schreit er zurück. Ich bin erleichtert.
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Wenn ich geahnt hätte, dass mein Schreibtisch-Stuhl so knochenhart ist, hätte ich mir noch schnell einen neuen gekauft. Bislang habe ich hier nur ein, zwei Briefe geschrieben. Da war mir das gar nicht aufgefallen. Puh, das ist ja nicht zum Aushalten! An meinem Laptop laufen unentwegt die Nachrichten der Kollegen ein. Rechts neben dem Laptop brummt das Diensthandy, links daneben das private Telefon. Auf beiden Geräten melden sich Ansprechpartner für den nächsten Artikel. Mir schwirrt der Kopf. Und ich merke, mir fehlen die persönlichen Kontakte zu den Kollegen. Ach, guck, die Nachbarin ist im Garten. Die Sonne scheint. Hat die es gut. Nee, doch nicht. Sie mäht den Rasen. Jetzt winkt sie kurz rüber. „Kaffee?“ - „Homeoffice!“ - „Du Arme!“ Die Wohnungstür knallt gegen die Wand. „Mama? Ich hab ja so einen Hunger!“ Der Arbeitstag ist um. Ich bin fix und alle – und Hunger hab ich auch. Barbara Hoynacki
Freie Journalisten bangen um Existenz
Das PC-Programm entpuppt sich als launische Diva, um mich herum tobt der Umzug und dann geht auch noch das Klopapier zur Neige. Mist – und willkommen im Homeoffice. Es sind Kleinigkeiten, die mich in dieser ersten Woche daheim auf Trab halten, aber eben nur Kleinigkeiten. Denn: Ich bin (hoffentlich) gesund und habe einen Berg Arbeit vor mir. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Vor knapp drei Monaten saß ich an diesem Schreibtisch als freier Mitarbeiter für den Bottroper Lokalsport. Ich habe über Fußball und Tischtennis geschrieben, so wie es meine Kolleginnen und Kollegen jetzt nicht mehr können.
Hört mit dem Hamstern auf
Weshalb ich an all die Schreiber denke, an all die Fotografen, an all die Künstler und Yoga-Lehrer, die ohne Arbeit um ihre Existenz bangen. Ich stelle fest: Ich bin als angestellter Volontär ziemlich privilegiert. Für mich ist es deshalb ein Auftrag, so gut es geht zu informieren, damit wir alle so schnell wie möglich wieder aus dieser Krise rauskommen. Also: Fahrt die sozialen Kontakte herunter, hört mit dem Hamstern auf und lasst mir im Supermarkt bitte ein Paket Klopapier übrig. Bastian Rosenkranz
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