Oberhausen. Die Stadtbibliotheken sind geschlossen. Für sie bietet die Digitalisierung aber eine Chance. Medien können online ausgeliehen werden.

Der Sturm auf die Zentralbibliothek war kurz und heftig. Im Wissen, dass Schulen und Kitas schließen, machten sich etliche Eltern auf zum Bert-Brecht-Haus in der Oberhausener Innenstadt und stürzten sich auf Brettspiele und Kinderbücher. "Die Regale in der Kinderbibliothek waren so gut wie leer", erzählt Diana Bengel, Leiterin der Stadtbibliothek. Das war am Samstag.

Dann hieß es kurze Zeit später auch in Oberhausen: Alle städtischen Bibliotheken bleiben bis auf Weiteres zu. Tausende Bücher, Zeitschriften, CDs und Filme - der öffentlich zugängliche Wissens- und Unterhaltungsschatz der Stadt - schlummern nun in Schmachtendorf, Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen unangetastet in den Regalen. Und die Bibliothek als Ort des Lernens und des Austausches ist - wie so viele andere Institutionen derzeit - ihrer sozialen Funktion beraubt.

Stadtbibliothek Oberhausen will Angebot online zugänglich machen

"Corona hat uns ziemlich heftig getroffen", meint Diana Bengel, "wir machen uns derzeit intensiv Gedanken, wie wir unser Angebot zu einem gewissen Grade aufrechterhalten können". Besonders Abiturienten würden momentan unter der Schließung der städtischen Bibliotheken leiden. "Die Schüler reservieren bei uns in der Regel Räume zum Lernen, im Bert-Brecht-Haus saßen sie zuletzt bei uns auf dem Boden, so voll war es. Das ist jetzt alles nicht mehr möglich", betont Bengel.

Die Stadtbibliothek arbeitet aber bereits an einer Lösung. "Wir prüfen gerade, inwieweit es möglich ist, den Nutzern Online-Angebote zugänglich zu machen und verfügbare Medien anderweitig bereitzustellen." In Städten wie Bochum, Herne und Witten können Nutzer mit einem gültigen Ausweis etwa über die "Onleihe Ruhr" 24 Stunden eBooks, Hörbücher, Filme, Zeitschriften und Tageszeitungen kostenlos herunterladen. In Oberhausen gibt es so einen Service derzeit über den "Medien-Laden". In der nächsten Woche soll eine Entscheidung fallen, wie die Oberhausener Nutzer in der Corona-Pause versorgt werden können.

Corona-Krise als Chance für virtuelle Angebote

Das Thema "virtuelle Bibliothek" gewinnt gerade jetzt, wo das Leben ins Häusliche verlagert wird, wieder verstärkt an Bedeutung. "Für uns ist das eine Chance. Corona zeigt uns die Möglichkeiten der Digitalisierung auf", ist sich Diana Bengel sicher. "Wir haben bereits in der Vergangenheit einige Ideen entwickelt und erstellen gerade gemeinsam mit der VHS ein digitales Konzept. Wir hoffen, dass wir dieses nach Corona vielleicht sogar schneller umsetzen können." Mit Beratungen per Online-Chat oder speziellen virtuellen Inhalten für Schüler etwa will die Stadtbibliothek schon seit längerer Zeit ihr digitales Angebot ausbauen. "Nur leider sind wir mit den derzeitigen Maßnahmen der Landesregierung überrollt worden. Wir konnten uns darauf nicht vorbereiten."

Mitarbeiter der städtischen Bibliotheken wurden zudem von der Verwaltung abgezogen und müssen jetzt bei Gesundheits- und Ordnungsamt aushelfen. Die Bibliothek in Sterkrade war am vergangenen Freitag bereits wegen eines Wasserschadens vorläufig geschlossen worden. Regelmäßige Veranstaltungen wie Vorlese-Aktionen und Fachvorträge mussten wie anderorts auch abgesagt werden.

Info-Hotline eingerichtet

Die Schließung bedeutet auch, dass Medien derzeit nicht zurückgegeben, Fernleihen nicht abgeholt werden können. Doch Bibliotheks-Chefin Bengel gibt Entwarnung: "Es werden für den Zeitraum der Schließung bis zum 19. April keine Mahngebühren fällig. Wir haben alle Ausleihen über unser System verlängert." Kunden würden das in ihrem Online-Konto allerdings nicht sehen. Auch könnten gerade abgelaufene Bücherei-Ausweise jetzt per Telefon verlängert werden.

Über die Hotline 0208 825-2852 können sich Nutzer von montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 16.00 Uhr an die Stadtbibliothek wenden. Weitere Informationen gibt es auf www.oberhausen.de/stadtbibliothek

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