Oberhausen. Ältere Menschen in Pflegeheimen reagieren gelassen auf beschränkte Besuchszeiten wegen des Coronavirus. Manch Angehöriger ist weniger einsichtig.
So schwer es auch fällt: Angehörige von Menschen in Alten- und Pflegeheimen müssen in den kommenden Wochen auf Besuche der Lieben verzichten. Um die Heimbewohner nicht unnötig zu gefährden - bei einer Infizierung mit dem Coronavirus gehören sie zur Hochrisikogruppe - haben die Behörden die Besuchsmöglichkeit drastisch eingeschränkt.
Zu schaffen mache dies den älteren Bewohnern selbst vergleichsweise wenig, sagt Manfred Lübke, der die Pflege-Einrichtungen des Arbeitersamariterbundes im Knappenviertel und in Holten leitet. Das Kriegsende ist lange her, aber ältere Menschen könnten sich auch heute noch gut an Kriegs- und Krisenzeiten erinnern, meint Lübke. Sie seien daher diszipliniert und hielten sich an die Sicherheitsmaßnahmen.
Manch Angehöriger ist nicht einsichtig
Anders sei das bei Angehörigen und jüngeren Bewohnern in Pflegeheimen. "Da lässt die Einsicht manchmal zu wünschen übrig", berichtet Lübke aus eigener Erfahrung. Er weiß, die Regeln sind streng: Die Nebeneingänge der Gebäude sind geschlossen, wer ins Heim möchte, muss schellen und darlegen, warum er den Angehörigen unbedingt sehen muss.
Die Regeln sind streng, aber nötig. Nicht nur die Älteren sollen geschützt werden, sondern auch die Mitarbeiter. "Pflegekräfte sind rar gesät, wir müssen die Versorgung aufrecht erhalten", mahnt der Heimleiter. Selbstverständlich gebe es Ausnahmen. Erkrankt ein Bewohner schwer oder liegt im Sterben, "finden wir immer eine Lösung." Im Normalfall rät Lübke aber dazu, per Telefon Kontakt zu halten.
Ein Besucher pro Tag für eine Stunde
Auch in den Alteneinrichtungen des Katholischen Klinikums (KKO) sind die Regeln verschärft. Besuche sind auf eine Person pro Tag für maximal eine Stunde beschränkt. Auch hier müssen sich Besucher anmelden und Fragen zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand beantworten. "Sowohl bei den Senioren als auch bei den Angehörigen stoßen wir auf Verständnis", sagt Petra Stecker, Leiterin der Pflegeeinrichtungen. Gemeinsame Aktivitäten für die Senioren werden weiterhin angeboten, allerdings getrennt nach Wohnbereichen, um die Bewohner zu schützen.
Ein generelles Besuchsverbot hat das Klinikum bislang nicht ausgesprochen, "da soziale Kontakte für ältere Menschen sehr wichtig sind", erklärt Winfried Busche, stellvertretender Krankenhausdirektor des KKO. Das Klinikum stehe in ständigem Kontakt zu den Behörden und werde weitere notwendige Maßnahmen zum Schutz der Senioren umgehend in die Wege leiten.
Gedanken über die Bewohner machen sich auch die Verantwortlichen beim Deutschen Roten Kreuz. "Natürlich ist und wird es für unsere Bewohner zunehmend ein Problem sein, dass die Besuchszeiten der Angehörigen reduziert wurden", heißt es auf Nachfrage. Die Pflegekräfte bemühen sich um Kompensation - durch gemeinsames Singen oder Spielerunden. Allerdings nur noch in Kleingruppen im jeweiligen Wohnbereich. Rat für die Angehörigen: "Die Bewohner freuen sich immer sehr über Anrufe, Postkarten oder Briefe mit einem Bild vom Enkelkind."