Oberhausen. Derzeit fahren frühmorgens nur die Nachtexpress-Busse. Das sei nicht zumutbar, meint der Fahrgastverband Pro Bahn. Die Stoag weist dies zurück.

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die seit zwei Wochen geltenden eingeschränkten Fahrpläne der Oberhausener Verkehrsbetriebe Stoag. Zwar sei das Tagesangebot in der Woche mit dem Samstagsfahrplan aufgrund der Corona-Pandemie angemessen, jedoch lasse der Busverkehr in der Morgenspitze stark zu wünschen übrig. Viele Arbeitnehmer seien weiterhin auf einen lückenlosen Nahverkehr angewiesen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen, meint Pro Bahn.

"Im Gegensatz zu allen Verkehrsbetrieben in den Nachbarstädten bedient die Stoag am frühen Morgen momentan nur das Nachtexpress-Netz", ärgert sich Pro Bahn-Sprecher Lothar Ebbers, der die Corona-Fahrpläne von Ruhrbahn, Duisburger Verkehrsbetrieben und der Vestischen mit denen der Stoag verglichen hat. In Oberhausen entstünden durch diese Regelung Bedienungslücken sowohl in Wohngebieten als auch bei wichtigen Arbeitsplatzstandorten.

Pro Bahn: Andere Verkehrsbetriebe regeln das besser

"Alle anderen Verkehrsbetriebe folgen am Morgen dem normalen Liniennetz-Plan", so Ebbers. Oberhausen sei dagegen ein "absoluter Ausreißer" im Ruhrgebiet. Pro Bahn nennt beispielhaft die Quartiere Schlad, Dunkelschlagsiedlung/Westhoffsfeld und Stemmersberg, in denen nun teilweise sehr lange Wege zu den Nachtexpress (NE)-Haltestellen notwendig seien − Ebbers spricht von Wegstrecken von bis zu einem Kilometer.

Auch Gewerbegebiete wie Waldteich seien vor 8 Uhr gar nicht erreichbar. Hinzu komme, dass für zahlreiche Direktverbindungen im Tagesnetz beim NE-Netz deutliche Umwege und oft zusätzliche Umstiege erforderlich seien. Die Umstiegszeiten zu den Zügen im Regionalverkehr, deren Angebot ebenfalls ausgedünnt ist, würden sich vielfach ebenfalls deutlich verlängern, da der NE nur halbstündlich verkehre.

Oberhausener Stoag reagiert auf Kritik

„Wir mussten Anfang letzter Woche sehr kurzfristig unser Angebot anpassen“, reagiert Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp auf die Kritik. „Zeit, einen komplett neuen Fahrplan zu erstellen, war nicht vorhanden. Deshalb gilt als Basis der Samstagsfahrplan. Uns ist bewusst, dass morgens das Nachtexpress-Netz Bedienungslücken aufweist“ gibt er zu.

Overkamp betont aber, dass täglich Mitarbeiter unterwegs seien, die den Besetzungsgrad der Fahrzeuge und die Nachfrage der Kunden analysieren. "Wenn Fahrzeuge zu voll sind, oder wenn wir feststellen, dass einzelne Bereiche im Stadtgebiet nicht ausreichend bedient werden, steuern wir sofort gegen und bieten nach Möglichkeit zusätzliche Fahrten an."

Schon ab Betriebsbeginn nach Tagesnetz fahren

Auch der kostenlose Taxi-Service sei laut Overkamp ein Beispiel dafür, dass die Stoag flexibel reagiere. Dieser für Kunden zusätzlich angebotene morgendliche Taxi-Transfer zu den Umstiegshaltestellen des NE ist in den Augen des Fahrgastverbandes Pro Bahn allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Fahrgastverband fordert die Stoag deshalb dazu auf, ab Betriebsbeginn das übliche Liniennetz zu fahren und nach 6 Uhr auf den Samstagstakt umzustellen. Im Gegenzug könnten im Tagesverkehr bestimmte Angebote wie die Linie 966 (Neumarkt – Schloss – Hauptbahnhof) entfallen, schlägt Pro Bahn vor. Der Kaisergarten sei weiterhin mit der Linie 956 halbstündlich erreichbar.

Immerhin: Um Fahrgäste weiter vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, setzt die Stoag auf vielen Linien - wenn möglich - Gelenkbusse ein. So soll ein größtmöglicher Abstand zwischen den Menschen gewährleistet sein.

Derzeit fahren in den Frühstunden zwischen 4 Uhr und 8 Uhr montags bis freitags verstärkt die Nachtexpress-Busse (NE). Tagsüber gilt der Samstagsfahrplan.

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