Oberhausen. Sechs neue Coronavirus-Verdachtsfälle gibt es aktuell in Oberhausen. Die Stadt berät jetzt auch darüber, alle größeren Veranstaltungen abzusagen.

Die Coronavirus-Testergebnisse bei den ersten beiden Verdachtsfällen in Oberhausen liegen jetzt vor – sie sind beide negativ. Aktuell dazu gekommen sind allerdings sechs neue begründete Verdachtsfälle: Es handelt sich dabei um Rückkehrer aus Südtirol, das ebenfalls als Teilrisikogebiet gilt.

Damit gibt es zwar in Oberhausen bislang noch immer keine bestätigte Coronavirus-Infektion, dennoch laufen bei der Stadt derzeit die Gespräche über eine mögliche Absage aller größeren Veranstaltungen auf Hochtouren. Regionalligist RWO hat bereits für die in dieser Saison noch auszutragenden drei Heimspiele den Vorverkauf gestoppt. Von einem städtischen Veranstaltungsverbot stark betroffen wären die König-Pilsener-Arena und die Turbinenhalle.

Auf der Kippe könnten in der großen Konzerthalle am Centro unter anderem stehen: Das Konzert des deutschen Chartstürmers Johannes Oerding am Freitag, 13. März, das Comedy-Programm „Kein Scherz!“ mit Dieter Nuhr am Samstag, 14. März, „Star Wars VI in Concert“ am Sonntag, 15. März, James Blunt am Mittwoch, 18. März, „Disney in Concert“ am Freitag, 20. März, The Australian Pink Floyd Show am Samstag, 21. März, die Musikparade 2020 am Sonntag, 22. März, „Die drei ???“ und der dunkle Taipan am Freitag, 27. März, sowie Martin Rütter am Samstag, 28. März.

Die Absage von Großveranstaltungen wäre für die König-Pilsener-Arena ein herber Schlag. Sprecherin Anja Jöhring weist darauf hin: „Wir sind als Veranstaltungsort nur Vermieter der Arena und können daher aber auch gar nichts absagen – wir sind hier auf die Entscheidung von lokalen Behörden und Veranstaltern angewiesen.“

Starke Einnahmeverluste befürchtet

Mit Sorge verfolgt man auch in der Turbinenhalle die aktuelle Entwicklung. Zwar fällt die maximale Konzertkapazität von 12.500 Fans, wie sie in der Arena möglich ist, hier deutlich kleiner aus. Dafür gibt es im März viele mittelgroße Konzerte, die immerhin noch mehrere Tausend Fans anlocken.

„Wenn Veranstaltungen über einen längeren Zeitraum abgesagt würden, dann trifft uns das finanziell sehr stark“, sagt Turbinenhalle-Chef Michael Neumann. Die Fixkosten für den Betrieb der ehemaligen Industriehalle, die mehrere großflächige Einzelbereiche umfasst, seien hoch – die Erlös-Margen für Hallenbetreiber in der umkämpften Veranstaltungsbranche dagegen gering.

Im März stehen in der traditionsreichen Veranstaltungsstätte noch acht Konzerte an. Darunter befindet sich das große Elektro-Festival „E-Tropolis“ am kommenden Samstag, 14. März, und der Auftritt des weltbekannten DJ-Duos Ostblockschlampen am selben Abend im Club Steffys.

Schon am vergangenen Wochenende habe die Turbinenhalle auf die aktuelle Corona-Lage reagiert, berichtet der Hallenchef. „Reinigungskräfte haben während der Veranstaltungen besondere Griffpunkte wie Türklinken und Geländer fortwährend desinfiziert.“

Familie kam vorsorglich ebenfalls in Quarantäne

Das Gesundheitsamt hatte am Freitag bei sieben weiteren Oberhausenern eine häusliche Quarantäne angeordnet. Bei zwei Betroffenen hatte es sich erstmals um echte Verdachtsfälle gehandelt. Die Frau war mit leichten Erkältungssymptomen aus dem Teilrisikogebiet Südtirol heimgekehrt. Erkältungssymptome hatte auch der Mann gezeigt, der Kontakt zu einer an Covid-19 erkrankten Person gehabt hatte.

Beide waren vorsorglich in Quarantäne genommen worden. Auch die Frau des Oberhauseners und seine beiden Kinder waren von dieser Maßnahme betroffen. In beiden Fällen fielen die Testergebnisse nun negativ aus. Dennoch bleiben alle vorsichtshalber noch während der kompletten möglichen Ansteckungszeit von 14 Tagen in häuslicher Quarantäne.

Aktuell befindet sich ein weiterer Erkrankter mit Corona-typischen Symptomen im Johanniter-Krankenhaus. Auch in diesem Fall wird das Testergebnis in Kürze erwartet. Dazu kommen jetzt sechs Urlauber aus Südtirol, die nach Angaben der Pressestelle der Stadt alle erkrankt zurückkehrten und damit als begründete Verdachtsfälle gelten. Ob sie sich lediglich erkältet haben oder tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert sind, werden die Testergebnisse in den nächsten Tagen zeigen. Alle sechs befinden sich nun ebenfalls in Quarantäne. Die Zahl der Quarantänefälle erhöhte sich damit auf 16, die Zahl der begründeten Verdachtsfälle auf sieben.

Rote Kreuz Oberhausen bildet Corona-Test-Team für Abstriche

Auf Grund der zunehmenden Verbreitung des neuen Coronavirus in Deutschland reagiert Oberhausen jetzt auf die steigende Nachfrage nach Labortests. „Erfreulicherweise konnte das Gesundheitsamt kurzfristig dazu eine Vereinbarung mit dem Deutschen Roten Kreuz erreichen: Ab Montag, 9. März, wird das DRK ein Corona-Test-Team zur Verfügung stellen, das zu Verdachtspersonen nach Hause fährt und vor Ort Abstriche macht“, teilt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen mit.

So wird das neue Virus übertragen

Die Übertragung der Coronaviren erfolgt nach bisherigen Erkenntnissen vor allem über Tröpfcheninfektion: Niesen, Husten, Händeschütteln. Eine Übertragung durch Schmierinfektion spielt laut Robert Koch-Institut (RKI) wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle.

Wie ansteckend das neue Virus ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte: „Das Virus wird leicht übertragen.“ Chinesische Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierter durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt – das wäre ähnlich wie bei Sars.

„Damit werden unnötige Fahrten zwischen Wohnort und Ärzten vermieden“, betont Dr. Henning Karbach, Leiter des Oberhausener Gesundheitsamtes. „Dieses Testteam kann aber nur im Rahmen einer Überweisung durch einen Arzt, ärztliches Personal von Krankenhausambulanzen oder der Oberhausener Notfallpraxis in Anspruch genommen werden.“

Alle Oberhausener bittet die Stadt um Verständnis dafür, dass der Abstrich mit Schutzausrüstung erfolgt, um das medizinische Personal vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Die Laboruntersuchungen selbst finden dann im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) statt. Mit dem Ergebnis des Tests ist schon am nächsten Tag zu rechnen.

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