Oberhausen. Immer mehr Kranke fragen: „Wieso wird kein Coronatest gemacht?“ EKO testet alle Patienten mit Symptomen, die stationär aufgenommen werden müssen.
Die Kritik an den Testempfehlungen des städtischen Gesundheitsamtes wächst. Immer mehr kranke Oberhausener fragen: „Wieso wird bei uns kein Coronatest gemacht?“ Zeitgleich stieß das Labor im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen mit bis zu 160 Tests pro Tag an seine Leistungsgrenze. Dennoch entschlossen sich die EKO-Verantwortlichen jetzt dazu, alle Patienten, die im Krankenhaus mit Atemwegsinfekten aufgenommen werden, sicherheitshalber auch auf das Coronavirus zu testen.
Das Labor im Evangelischen Krankenhaus (Ategris-Gruppe) hatte nach Bekanntwerden der ersten Coronavirus-Verdachtsfälle in Oberhausen blitzschnell reagiert. Die ersten Testreihen starteten am 28. Februar. Bis heute haben die Mitarbeiter an sieben Tagen in der Woche und als einzige Anlaufstelle in der Stadt knapp 900 Tests durchgeführt. Ergebnis bis zum 24. März 2020, 13.50 Uhr: 38 bestätigte Verdachtsfälle, allesamt positiv auf die von dem Coronavirus ausgelöste Lungenerkrankung Covid-19. Insgesamt 398 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne.
„Damit zählt Oberhausen bislang zu den weniger betroffenen Städten“, sagt Dr. Britt Hornei, Chefärztin des Instituts für Laboratoriumsmedizin am EKO. Als Mitglied des städtischen Krisenstabes behält sie die neuesten Entwicklungen genau im Blick.
Die Oberhausenerin Claudia Rotermund begrüßt diese Verfahrensweise des EKO. Mit dem Vorgehen von Hausärzten und Gesundheitsamt ist die gelernte Krankenschwester aber keineswegs einverstanden. „Mein Mann hat seit Tagen Gliederschmerzen und Erkältungssymptome, aber er wird nicht auf den Coronavirus getestet.“ Ähnlich gehe es einer Nachbarin im Haus. „Dabei ist sie doch Grundschullehrerin.“
Dr. Henning Karbach, Leiter des Oberhausener Gesundheitsamtes, betont, dass sich die Stadt und die Hausärzte genau an die Vorgaben des Robert-Koch-Institutes hielten. Die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet des Infektionsschutzes empfiehlt Tests für alle, die Symptome wie Husten, Fieber und Gliederschmerzen zeigen und direkten Kontakt zu einem Coronavirusfall hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Stadtsprecher Frank Helling ergänzt: „Die Testkapazitäten können von Seiten der Stadt nicht ohne Weiteres ausgeweitet werden.“ Die Tests erfolgten ausschließlich durch die Labore. „Und die melden begrenzte Testkapazitäten.“ Das gelte nicht nur für das Labor des EKO, sondern auch für die niedergelassenen Praxen in den Nachbarstädten.
Patienten brauchen Überweisung nicht mehr abholen
Die Überweisung für die Mobile Teststation muss ab sofort nicht mehr von den Patienten persönlich beim Hausarzt abgeholt und zum Drive-in mitgenommen werden. Es reicht aus, wenn der Arzt die Überweisung dem DRK faxt oder wenn diese vom DRK beim Arzt abgeholt wird.
Dasselbe gilt für den vom Hausarzt auszufüllenden Abfragebogen. Das Testprozedere beim Verdacht auf eine Coronavirus-Erkrankung nun: Der Patient kontaktiert seinen Hausarzt. Der Hausarzt schickt bei bestehendem Verdacht eine Überweisung an das DRK und den Abfragebogen mit der aktuellen Telefonnummer des Patienten. Dem Patienten wird telefonisch mitgeteilt, ob und wann das Test-Team zu ihm kommt oder zu welchem Termin er beim Drive-in zum Abstrich erscheinen kann.
Tatsächlich führen die rund 15 Mitarbeiter im EKO-Labor noch immer täglich rund 50 Coronavirus-Tests durch. „Das ist zurzeit problemlos möglich, weil bei uns alle längerfristig planbaren Operationen verschoben wurden“, sagt Hornei. Der übliche Test sei ein PCR-Test (PCR steht für Polymerase Chain Reaction). „Er basiert darauf, dass jedes Virus Erbgut hat, an dem man Corona bereits in der Anfangsphase der Infektion erkennen kann.“ Ein Ergebnis für 16 zeitgleich durchgeführte Tests liege nach vier Stunden vor.
Damit bleibt die Frage: Wenn das Coronavirus so früh und schnell feststellbar ist, wieso werden dann in Oberhausen nicht noch mehr Menschen mit Symptomen getestet? „Erstens, weil die tatsächlichen Fallzahlen gering sind“, sagt Hornei. Zweitens, weil die Inkubationszeit 14 Tage betrage und Tests erst anschlügen, wenn die Erkrankung ausbreche. Aber auch, weil die Kapazitäten für Tausende von Tests, die dann benötigt würden, einfach nicht ausreichten. „Da wir aber in sensiblen Bereichen vor allem Vorerkrankte schützen müssen, haben wir uns dazu entschlossen, jeden Patienten, der ins Krankenhaus kommt und Symptome zeigt, zusätzlich zu testen.“
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