Oberhausen. Manuela Krey hält in ihrem Geschäft in Oberhausen-Osterfeld allein die Stellung. Beim Haarewaschen wird nicht mehr gesprochen, aus Schutzgründen.
Friseurmeisterin Manuela Krey trotzt in ihrem Friseursalon an der Bottroper Straße in Oberhausen-Osterfeld der Corona-Krise. Ihren Urlaub an der Nordsee hat sie abgebrochen, um für ihre Mitarbeiter und fürs Geschäft da zu sein.
Wer in diesen Tagen als Kundin oder Kunde den Friseursalon im Herzen von Osterfeld ansteuert, hat zunächst einmal Ungewöhnliches zu erledigen: Bitte anklingeln! Normalerweise ist hier stets ein vierköpfiges Mitarbeiter-Team präsent, doch nun hält die Chefin höchstpersönlich ganz allein die Stellung und bedient jeweils eine Kundin oder einen Kunden. Damit sie also nicht die Kontrolle darüber verliert, wer denn so den Laden betritt, heißt es erst einmal, den Klingelknopf zu drücken. Zudem gibt es Termine nach telefonischer Vereinbarung.
Sorgfältig Vorkehrungen getroffen
Die Chefin weiß um die Gefahren der Corona-Pandemie, deshalb gilt für die Kundinnen und Kunden: Erst einmal Hände waschen, dann abtrocknen mit einem separaten Handtuch, das sofort in die Wäsche kommt. Die Garderobe hängen die Kunden selbst auf. Und beim Haarewaschen mit zurückgelehntem Kopf wird von beiden Seiten nicht gesprochen, um jedes Corona-Übertragungsrisiko, etwa per Spucke-Partikel, zu vermeiden. Alle Oberflächen werden regelmäßig gründlich gesäubert. Manuela Krey hat also rundum Vorsorge getroffen und unterstreicht zugleich: „Ich bleibe Optimistin. Wir alle zusammen werden diese Krise schon meistern. Gerade hier in Osterfeld ist der Zusammenhalt riesengroß!“
Gleichwohl bleiben Sorgen, etwa wenn es um die massiven Umsatzeinbußen geht, die jetzt nicht nur bei Krey zu verzeichnen sind. Manuela Krey gehört dem Vorstand der Friseur-Innung Oberhausen an, erst kurz vor unserer Visite hat sie sich mit ihren Kollegen intensiv ausgetauscht und sogar mit einer Freundin in Süddeutschland telefoniert, die ebenfalls in ihrer Branche tätig ist. „Überall das Gleiche. Die Umsätze sinken dramatisch. Die Friseure, ja überhaupt alle inhabergeführten Fachgeschäfte, benötigen jetzt dringend finanzielle Hilfe vom Staat, um zu überleben.“
Umsatzeinbußen überall
Das sieht Petra Korte ganz genauso. Sie ist gerade als Kundin da. Sie führt – zusammen mit Gisela Klatt – gleich nebenan den Betreuungsdienst „Lavida“, der haushaltsnahe Dienstleistungen und Demenzbetreuung anbietet. Aus Angst vor Ansteckung sagen jetzt viele „Lavida“-Kunden bzw. deren Angehörige ihre Termine ab, obwohl dazu eigentlich kaum ein Grund besteht, weil sich auch das „Lavida“-Team an strenge Vorsichtsregeln hält, etwa wenn es um die Hygiene geht. Trotzdem hagelt es jetzt Absagen. „Man kann da wirklich als Unternehmerin Existenzangst bekommen“, sagt Petra Korte, die ebenfalls auf nachhaltige staatliche Unterstützung setzt, um das 25-köpfige Betreuungsteam weiterbeschäftigen zu können.
Optimistisch auch in der Krise
Insgesamt gehört zum Friseursalon Krey ein sechsköpfiges Team, dazu zählen auch zwei Mütter, die derzeit ihre Kinder zuhause betreuen, weil ja Schulen bzw. Kitas geschlossen sind.
Chefin Manuela Krey setzt darauf, dass es für inhabergeführte Fachgeschäfte zeitnah eine nachhaltige finanzielle Hilfe des Staates gibt, um die massiven Umsatzeinbußen auszugleichen: „Ich vertraue da jetzt einfach mal unserer Regierung, dass sie uns nicht im Stich lässt.“
Während unseres Gesprächs klingelt bei Friseurmeisterin Manuela Krey derweil immer wieder das Telefon. Terminwünsche von Kundinnen und Kunden. „Jetzt haben auf einmal viele Leute Zeit, zum Friseur zu gehen“, sagt sie. Und: „Viele Menschen fürchten offenbar, dass es noch zu einer Ausgangssperre kommt und sie dann gar nicht mehr zum Haareschneiden oder Haarefärben kommen können.“
Gut vernetzte Geschäftsfrau
Auch interessant
14 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr. Die Termine werden hier von der Chefin in Serie vergeben, verbunden mit einem kleinen, netten Plausch am Telefon: „Wie geht es Dir?“ Telefonanrufe und Klingeln an der Tür – das wird wohl in den nächsten Tagen ebenfalls so sein, wenn nicht auch noch die Friseurgeschäfte geschlossen werden.
Manuela Krey ist unterdessen fest entschlossen, optimistisch zu bleiben. Sie hält als bestens vernetzte Geschäftsfrau in Osterfeld zum Beispiel fortlaufend Kontakt zum Bürgerring und freut sich, immer wieder zu hören, dass sich die Osterfelder gegenseitig unterstützen, etwa wenn es um Alltagserledigungen und Einkäufe geht. „Wer weiß“, sagt sie. „Vielleicht hat diese ganze Corona-Krise ja sogar etwas Gutes. Vielleicht stärkt sie ja den Zusammenhalt der Menschen und die gegenseitige Solidarität in der Gesellschaft.“
Frühlingssonne gegen den Corona-Frust
Und dann macht die Chefin erst einmal die Tür des Geschäfts ganz weit auf und lässt die Sonne hereinscheinen: Frühlingslicht und frische Luft gegen die Corona-Pandemie. Kurz darauf wird aber wieder abgeschlossen, denn dann ist schon der nächste Kunde mit Terminvereinbarung da.