Oberhausen. Kontaktverbot in NRW. Die Corona-Krise verschärft sich. Wie sieht es in den Stadtteilen aus? Ein Mittagsspaziergang durch Osterfeld, ganz allein.

23. März 2020. Tag 1 des Kontaktverbots in Oberhausen. Ansammlungen ab drei Personen in der Öffentlichkeit sind verboten, Restaurants und Gaststätten geschlossen. Wie sieht’s vor Ort in den Stadtteilen aus? In Osterfeld zum Beispiel.

Montagmittag, punkt 12 Uhr, Bottroper Straße/Gildenstraße. Wo sonst das Herz von Osterfeld schlägt, herrscht nun gähnende Leere; nur wenige Autos rollen am Bahnhof Osterfeld-Süd vorbei, Passanten sind kaum auf den Bürgersteigen und auf der Einkaufsmeile Gildenstraße zu sehen – und dann sind diese Fußgänger meistens alleine unterwegs oder – seltener – zu zweit. Dreiergruppen oder größere Ansammlungen gibt es hier jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.


Das bestätigt auch Michael Rösch, der am Montagmittag als Kunde in der Osterfelder Innenstadt ein ganz spezielles Ziel ansteuert: Surmann für Feinschmecker! Wo die Menschen sonst zur Mittagszeit Seite an Seite an den Tischen draußen Platz nehmen und ein leckeres Mittagsgericht im Sonnenschein genießen, ist jetzt gar nichts mehr los. Aus und vorbei. Die Fleischerei ist zwar geöffnet, doch das Bistro gleich daneben ist geschlossen; allerdings bleiben ja in Nordrhein-Westfalen Lieferservice und Außer-Haus-Verkauf erlaubt. Das will das Team Surmann nun nutzen. Als unsere Redaktion dort vorbeischaut, ist Chefin Friederike Surmann in ihrem Büro in der ersten Etage gerade dabei, am Computer einen entsprechenden Facebook-Post für ihre Unternehmens-Seite zu formulieren.

Täglich (Mo - Fr) können die Kunden nun von 12 bis 15 Uhr hier an der Gildenstraße ihr Menü abholen. Ganz neu ist nun sogar ein Gratis-Lieferservice eingerichtet worden – ab einem Warenwert von 20 Euro im Umkreis von fünf Kilometern. Da Kartenzahlung nicht möglich ist, sind die Kunden angehalten, das Geld passend bereit zu halten (am besten in einem Umschlag oder kleinen Beutel), um das Ansteckungsrisiko bei der Auslieferung des Essens zu minimieren.

Konzentrierte Krisenbewältigung

Die Verkäuferinnen Sandra Sostaric, Julia Schlieper und Ursula Müller arbeiten jetzt hinter Schutzscheiben in der Fleischerei Surmann. Kunde Michael Rösch findet diese Umsicht gut.
Die Verkäuferinnen Sandra Sostaric, Julia Schlieper und Ursula Müller arbeiten jetzt hinter Schutzscheiben in der Fleischerei Surmann. Kunde Michael Rösch findet diese Umsicht gut. © Funke | Michael Bresgott


Aus den Bürofenstern der Surmann-Chefin fällt der Blick auf den Wappenplatz: menschenleer, die meisten Geschäfte ringsum geschlossen, einsames Straßenpflaster in der prallen Märzsonne. Im Büro selbst ist dagegen konzentrierte Krisenbewältigung angesagt. Für die Hälfte des 20-köpfigen Surmann-Teams ist bereits Kurzarbeitergeld beantragt, denn in diesen schweren Wochen der Corona-Krise fallen die wichtigen Einnahmen aus dem Catering komplett weg.

Das wichtigste Surmann-Standbein ist sozusagen futsch. Keine Richtfeste mehr, keine großen Publikumsveranstaltungen, die von dem Osterfelder Unternehmen verpflegt werden. „Das ist nun auch für unsere Mitarbeiter eine ganz schwere und sorgenvolle Situation“, sagt Friederike Surmann. Umso toller sei es, wie engagiert und motiviert alle weiterarbeiten würden. „Das ist wirklich einmalig!“

„Abstand halten!“

Vorsorge gegen das Ansteckungsrisiko – dieses Ziel prägt jetzt jeden Tag das Geschehen in Osterfeld. „Abstand halten“, sagt ein Mann recht deutlich zu mir an der Gildenstraße, weil ich ihm offenbar zu nahe gekommen bin. In der Fleischerei Surmann hängen jetzt Schutzscheiben über der Ladentheke, so dass Verkäuferinnen und Kundschaft in Augen- und Atemhöhe besser voreinander getrennt sind. Sicher ist sicher. Mit diesem 23. März 2020 hat die Corona-Krise vielleicht ja sogar erst richtig begonnen.