Oberhausen. Oberhausener Unternehmer kämpfen um ihre Existenz - und versuchen Lieferdienste und Online-Auftritte auszubauen. Drei Beispiele, die Mut machen.

Das Coronavirus raubt den Oberhausener Gastronomen, Dienstleistern und Einzelhändlern die Existenzgrundlage. Sich anzupassen, mutig auszuprobieren oder Unterstützung zu suchen sind Alternativen zum Untergang, drei Unternehmen erzählen von ihrem Kampf gegen die Krise.

Für Dietmar Enders ging es in den zurückliegenden Tagen von 100 auf 0. Seit seine Fachwerkstatt Bild & Rahmen vergangenen Donnerstag die Türen in der Sterkrader Steinbrinkstraße schließen musste, sei der Umsatz komplett eingebrochen, erklärt der Inhaber. Ein Schicksal, das Enders mit hunderten von lokalen Unternehmen im Stadtgebiet teilt. Doch die Not macht erfinderisch.

Getreu nach Angela Merkel: Digitale Bandbreite nutzen

"Angela Merkel hat gesagt: Die Jungen sollen für die Alten Podcasts aufnehmen, die ganze digitale Bandbreite nutzen - und das machen wir jetzt." Im Falle von Dietmar Enders weniger mit digitalem Hörgenuss, sondern mehr mit Online-Beratung: "Fotos von zu rahmenden Bildern können uns die Kunden per WhatsApp oder Mail schicken. Gespräche führen wir am Telefon oder per Skype, gerne auch mit Video."

Im nächsten Schritt holen Dietmar Enders oder seine Frau Anke die Bilder dann beim Kunden ab, rahmen sie und bringen sie wieder zurück - die Bezahlung soll so kontaktlos wie möglich stattfinden. "Wie beim Pizzamann", sagt der Inhaber und lacht. Nein, unterkriegen lässt sich Enders von der Corona-Krise nicht. Zum einen, weil der Handwerker noch auf ein kleines Geldpolster zurückgreift. Zum anderen, weil er im Team denkt. "Wir sitzen alle im selben Boot. Wir versuchen, zu unterstützen und unsere Erfahrungen weiterzugeben", betont Dietmar Enders.

Informationen bei Interesse und einen ersten Kontakt gibt es unter 0208 - 846400 und im Internet unter www.bild-und-rahmen-enders.de.

Blumen Marissen liefert - und nutzt Facebook für schnelle Informationen

Schon über eine längere Zeit nutzen Christian Marissen und sein Alstadener Gartencenter das Internet. Ob Homepage oder Facebook: Der Geschäftsführer und das Blumenladen-Team sind mit Neuigkeiten schnell am Kunden und haben vergangene Woche verkündet, alten und gefährdeten Menschen entgegen zu kommen. "Wir nehmen per Telefon Bestellungen auf und liefern dann kostenfrei nach Alstaden und Oberhausen-Mitte. Ältere Leute sind sehr erleichtert und freuen sich", berichtet Christian Marissen. 0208 - 843065 ist hier die Nummer für den grünen Daumen.

Das Traditionsunternehmen mit 109-jähriger Oberhausener Geschichte profitiert aktuell davon, mit seinem Kräuter-, Obst- und Gemüsepflanzen-Angebot zu den Grundversorgern zu gehören. Planungssicherheit für den geöffneten Laden gibt es zudem seit Montag dank einer Verordnung des Landes. Auf der anderen Seite bekommt das Gartencenter so aber die Hamster-Mentalität mancher Menschen zu spüren.

"Als die Maßnahmen verschärft wurden, gab es einen Riesenandrang", sah sich der Unternehmer mit Baumarkt-Verhältnissen konfrontiert. "Jetzt ebbt das wieder ab und die Leute werden entspannter. Ich hoffe, das bleibt so, wenn es wärmer wird", sagt Christian Marissen und spricht von einem "Schalter", den der Frühling in den Köpfen der Menschen umlege. Trotzdem gilt für den Geschäftsführer nach wie vor: Die Eindämmung des Virus und die Sicherheit der Mitarbeiter stehen an erster Stelle.

Könings Pfeffermühle erschließt neue Geschäftsfelder

Aus diesem Grund liegt auch Könings Pfeffermühle an der Dorstener Straße einsam und verlassen da. Die Gastronomie im Großen und Jan Könings im Kleinen treffen die Kontaktverbote und Betriebsbeschränkungen besonders hart. Die Hoffnung verliert der Chefkoch jedoch ebenso wenig wie Dietmar Enders und Christian Marissen.

Ging es beim Bilderrahmer von 100 auf 0, startet Könings jetzt von 0 auf 100: Seit letzter Woche bringt die Kombination aus Restaurant und Frittenschmiede das Essen vor die Haustür. "Wir sind nicht wirklich groß und haben wegen der Kosten immer Abstand von einem Lieferdienst genommen. Jetzt müssen wir es machen und es funktioniert im Ansatz, ein kleines Grundrauschen", bemerkt Jan Könings.

Jan kocht, Vater Reinhard und Frau Regina liefern aus

Während er von Dienstag bis Donnerstag (16 bis 20 Uhr) bzw. Freitag und Samstag (12 bis 20 Uhr) hinter dem Herd steht, liefern Vater Reinhard und Frau Regina im Umkreis von knapp zehn Kilometern aus. Neben frischem Essen - was noch verhalten angenommen wird - liefert der Betrieb mit Erfolg Vorproduziertes im Vaakumbeutel. Bezahlungen sind nach Bestellung über einen Zahlungslink per Kreditkarte möglich, bei Abholung akzeptiert das Restaurant im Notfall auch Bares - den passenden Betrag vorausgesetzt.

Auf der Homepage und bei Facebook informieren die Inhaber über Speisen und Leistungen, Bestellungen gehen zu den genannten Zeiten unter 0208 - 63583377.

Klopapier als Faustpfand in der Hinterhand

Groß rumgesprochen habe sich das neue Angebot noch nicht, bemerkt Jan Könings, dabei habe die Pfeffermühle neben Pottfritten und Schnitzel ein weiteres unschlagbares Angebot in der Hinterhand: Klopapier. "Wir haben hier sonst viele Veranstaltungen und deswegen Rollen im Bestand", sagt Könings lachend. Bei 2,50 Euro für sechs Rollen einlagiges Recyclingpapier zahlt der Kunde zwar etwas drauf, sorgt aber mit jedem Cent dafür, dass ein weiteres Oberhausener Unternehmen der Corona-Krise ein bisschen länger trotzt. Und das ganz ohne Kontakt.