Oberhausen. Jetzt hat das neuartige Coronavirus auch Oberhausen erreicht: Bereits drei Menschen sind nachgewiesenermaßen mit dieser Krankheit infiziert.
In Oberhausen hat sich die Zahl der Menschen, die mit dem neuen Coronavirus erwiesenermaßen infiziert sind, im Laufe des Tages am Mittwoch nach Angaben der Stadt auf drei erhöht. Ein erkrankter Bürger muss sogar in einem Oberhausener Krankenhaus betreut werden, da er eine Vorerkrankung hat. Bei den beiden anderen jungen Menschen ordnete das Gesundheitsamt häusliche Quarantäne an.
Erst am Mittwochmittag war bekannt geworden, dass Dienstagabend bei einem jüngeren Oberhausener Mann das neuartige Coronavirus nachgewiesen wurde – dies war der erste bestätigte Fall mit dieser Erkrankung im Stadtgebiet. Am Nachmittag wurde dann der Corona-Verdacht bei den beiden anderen Oberhausenern bestätigt.
Der erste Corona-Fall ist ein jüngerer Mann aus Schmachtendorf. Er ist nach den bisher vorliegenden Informationen kürzlich aus seinem Ski-Urlaub zurückgekehrt und hatte über Grippe-Symptome geklagt. Aus Vorsicht ließ sich der Mann vom neuen Test-Team des Deutschen Roten Kreuzes Oberhausen (DRK) auf Coronaviren untersuchen. Der Abstrich wurde wie vorgesehen im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) ausgewertet – mit leider positivem Testergebnis. Bisher sind die Symptome des Patienten jedoch nicht besonders stark – sie sollen ähnlich sein wie bei einer leichten Grippe.
Stadt: Nur wenige Kontakte nach seinem Urlaub
Nach Angaben der Stadt hat der Mann nach seinem Urlaub nur wenige Kontakte gehabt, die Gesundheitsbehörde hat eine Kontaktliste erstellen lassen – und informiert während des Tages alle Kontaktpersonen. Diese sollen nun ebenfalls in häuslicher Quarantäne bleiben – auch wenn sie keine Symptome haben. Ähnlich geht das Gesundheitsamt in allen anderen bestätigten Corona-Fällen vor.
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Oberbürgermeister Daniel Schranz hat auf die Nachricht des ersten bestätigten Coronafalls in Oberhausen sofort reagiert, seinen Terminkalender umgekrempelt und den bereits bestehenden Krisenstab für Mittwochnachmittag einberufen. Bisher tagte die gleiche Runde seit zwei Wochen als „Koordinierungsstelle“.
Der Krisenstab unter der Leitung von Ordnungsdezernent Michael Jehn kommt nun ab sofort täglich zusammen und umfasst 15 bis 20 Personen. Dabei sind neben Schranz und Jehn die Dezernenten Frank Motschull (Soziales), Jürgen Schmidt (Schule, Kitas) und Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen – sowie die Verantwortlichen von Feuerwehr, Gesundheitsamt und weitere Mediziner. Sie klären die Lage und fällen Entscheidungen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung.
Oberhausen überlegt auch Absage kleinerer Veranstaltungen
So beschloss die Runde gemäß des Erlasses der Landesregierung, alle Großveranstaltungen bis Karfreitag generell zu verbieten. Kleinere Veranstaltungen werden von den Fachleuten der Stadt kritisch einzeln beurteilt: Je kleiner und enger der Raum für 500 bis 1000 Besucher, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Party oder das Konzert komplett abgesagt werden muss.
„Wir werden bei den Veranstaltungen mit Zuschauerzahlen unter 1000 Personen die Veranstalter aktiv ansprechen und kritische Risikobewertungen durchführen, um eine begründete Einzelfallentscheidung treffen zu können“, kündigt Jehn an. Kleinere Veranstaltungen unter 500 Besuchern will man allerdings in der Regel dulden, heißt es.
Öffentliches Leben soll nicht durch Coronavirus komplett lahm gelegt werden
„Wir wollen das öffentliche Leben nicht lahmlegen, entscheiden mit hoher Verantwortung“, verspricht Oberbürgermeister Schranz. „Marschroute ist: Wie groß ist das Risiko für die Teilnehmer der Veranstaltung?“ Zudem werde auch die Risikostruktur der Gäste abgeschätzt: Weil vor allem ältere Menschen Symphonie-Konzerte in der Luise-Albertz-Halle besuchen, wurde dieser Abend bereits am Dienstag von der Stadt gestrichen.
Zweimal täglich Corona-Anrufe
Nach Angaben der Stadt Oberhausen sind neben den drei bestätigten Coronavirus-Erkrankten 38 Personen in häuslicher Quarantäne. Die Zahl der Betroffenen ist damit innerhalb eines Tages sprunghaft angestiegen. Bis Dienstag, 10. März, sollten nur 16 Menschen in Oberhausen in ihrer Wohnung bleiben, darunter gab es sieben begründete Verdachtsfälle.
Alle sich in Quarantäne befindlichen Personen stehen nach Informationen der Stadtverwaltung zweimal täglich im Austausch mit dem Gesundheitsamt. Sie führen Tagebuch und werden persönlich nach ihrem Gesundheitszustand befragt.
Wer etwa in großen, gut durchlüfteten Hallen mit weitem Abstand der Gäste Shows organisiert, verursache ein deutlich geringeres Ansteckungsrisiko als derjenige, der Partys in kleinen stickigen Räumen feiert, meint Schranz. Er selbst hat bereits seinen Diskussionsabend für Oberhausen-Ost/Knappenviertel „Auf ein Wort mit Daniel Schranz“ am Donnerstag, 12. März, um 18.30 Uhr vom Altenheim „Haus Abendfrieden“ in die nahe Markuskirche verlegen lassen.
Der Oberhausener Oberbürgermeister wehrt sich gegen den Eindruck mancher Bürger, die Maßnahmen gegen das Coronavirus seien übertrieben. „Entscheidend ist, dass wir die Ausbreitung des Virus jetzt verlangsamen. Wir gehen verantwortlich damit um: Es gibt keinen Grund, in Hysterie und Panik zu verfallen, aber man darf das Virus auch nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagte Schranz im Gespräch mit der Redaktion.
Norditalien als Warnung
Wenn man nach Norditalien schaue, sehe man, dass das Gesundheitswesen schon jetzt seine Grenzen austesten müsse. „Wir wissen bisher noch zu wenig über das Virus, die Aussagen der Virologen sind sehr unterschiedlich, deshalb müssen wir jetzt Zeit gewinnen.“
Mehr aktuelle Informationen zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region lesen Sie hier im News-Blog.