Oberhausen. Einen solchen Ausnahmezustand haben Schulen wohl noch nicht erlebt. Auch wenn kaum Schüler da sind, gibt es in Corona-Zeiten viel zu managen.
Grundschul-Leiterin Susanne Amrehn hat sich über einen Satz in unserem Bericht „Stille auf dem Schulflur“ geärgert. Da stand, dass die Eingangstür der Steinbrinkschule in Sterkrade am Montag verschlossen und die Schulleitung nicht zu sprechen gewesen wäre. Mit der Erwähnung von nur zwei geparkten Autos und zwei Fahrrädern auf dem Schulhof habe der Bericht den Eindruck vermittelt, als würde in der Grundschule nicht gearbeitet – das sei aber gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ganz und gar nicht so.
Auch wenn die Schulen bis zum 19. April geschlossen sind – für Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter war am Montag und Dienstag dieser Woche so einiges zu regeln, bestand Anwesenheitspflicht, bevor es ab Mittwoch in die Heimarbeit ging.
Schulleiterin ist jeden Tag da
Davon ausgenommen ist ohnehin die Schulleitung, die wie die Sekretärin an der Grundschule vor Ort ist (oder es läuft der Anrufbeantworter im Sekretariat). „Ich bin jeden Tag da“, sagt Susanne Amrehn und schildert im Gespräch mit der Redaktion die aktuelle Situation an ihrer Schule, die sich so oder ähnlich an allen rund 30 Oberhausener Grundschulen darstellt. Ein Gespräch, für das sie am Montag einfach keine Zeit hatte. „So viel war zu tun“, sagt die 60-jährige, erfahrene Grundschul-Pädagogin und Führungskraft. „Es ist eine große Herausforderung, die Situation für alle sozialverträglich und gut zu organisieren.“ Für die Schüler und für das Kollegium, „damit alle gleichwertig geschützt sind“. Der ältere Kollege, der zur Risikogruppe zählt. Die junge Kollegin, die schwanger ist. Die Mitarbeiter aus dem Ganztag, die selbst Kinder haben und diese nun zu Hause betreuen müssen. „Mit allen führe ich Einzelgespräche.“
Bis zu fünf Kinder in der Notbetreuung
Denn auch, wenn die meisten aus dem Team ab Mittwoch zu Hause arbeiten (Konzepte erstellen, Aufgaben vorbereiten etc.) – einige müssen jeden Tag abwechselnd in die Schule kommen, um die wenigen Kinder zu betreuen, deren Eltern zu den „Schlüsselpersonen“ zählen und die deshalb Anspruch auf eine Notbetreuung haben. An der Steinbrinkschule sind das drei bis fünf Kinder von 220 Schülern. Für die gibt es nun einen Betreuungsplan bis zum Beginn der Osterferien. Die Betreuung organisert jede Grundschule für sich, „die Kinder sollen gerade nicht in großen Gruppen zusammengezogen werden, das wäre ja kontraproduktiv“, sagt Susanne Amrehn. Die Bedürftigkeit für eine Beaufsichtigung ihrer Kinder müssen Eltern mit einer Bescheinigung nachweisen.
Aufgaben auf der Internetseite der Schule
„Die Eltern haben sehr vernünftig reagiert“, lobt die Schulleiterin insgesamt den Umgang mit der Ausnahmesituation. Was sicherlich auch damit zu tun hat, dass die Schule schon in den vergangenen Tagen viele Informationen weitergegeben hat – über ihre Internetseite oder über regelmäßige Elternbriefe. Vorausschauend haben Amrehn und ihre Kolleginnen und Kollegen bereits vor Bekanntgabe der Schulschließung ab 16. März am Freitag Material mitgegeben. Und auf der Internetseite der Schule stehen Links zu Aufgaben oder Lernapps, die die Grundschüler per Smartphone, Tablet oder Rechner bearbeiten können.
Gelerntes zu Hause üben
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Grundschüler sollten und könnten sich neue Lerninhalte nicht selbst erarbeiten, gleichzeitig sollten Eltern auch nicht als Hilfslehrer einspringen müssen, erläutert Susanne Amrehn. Also könne es nur darum gehen, das bisher Gelernte zu Hause zu üben und zu festigen, „damit wir nach den Osterferien nicht wieder von vorne anfangen müssen“, sagt Amrehn. Fertigkeiten wie schreiben, schneiden, basteln, kleben können auch mit entsprechenden Materialien zu Hause weiter trainiert werden. Sobald die Schule wieder anfängt, würde es auch wieder Lernstandsüberprüfungen, sprich Arbeiten oder Tests, geben.
Mit der Corona-Krise wird jeder im Kollegium auf seine eigene Weise fertig, so Amrehn. Die meisten begrüßten aber, dass es mit den Schulschließungen nun eine klare Ansage gebe, „darauf können wir uns besser einstellen“. Am Ende sei es wichtig, „dass möglichst alle, Schüler und Mitarbeiter, gesund aus der Situation herauskommen“.
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