Oberhausen. Wegen der Coronakrise sind Spielplätze derzeit für den Publikumsverkehr gesperrt. Halten sich die Familien in Oberhausen an das Verbot?
Schüchtern scharwenzelt Meryam um die Schaukel auf dem Spielplatz am Schloss Oberhausen. Auch die Rutsche und das Klettergerüst beäugt sie aufmerksam. Es muss doch eine Möglichkeit geben, dieses rote Flatterband zu umgehen. Aber die strengen Blicke ihrer Mutter stoppen die Siebenjährige. Das Kopfschütteln und der erhobene Zeigefinger lassen sie mit gesenktem Kopf von dannen ziehen. Meryam soll das einzige Kind bleiben, das uns an diesem sonnigen Donnerstag auf den Oberhausener Spielplätzen begegnen wird.
Um die Ausbreitung des Coronavirus' zu verlangsamen, dürfen Spielplätze bis auf Weiteres nicht genutzt werden. Das Verbot gilt auch in Oberhausen. An manchen Spielplätzen hat die Stadt bereits die Eingänge mit Absperrband markiert. Schilder weisen zusätzlich auf die Sicherheitsmaßnahme hin. Doch auch auf den von uns besuchten Plätzen ohne Flatterband herrscht am Donnerstag gähnende Leere. Oberhausener Familien halten sich an die Vorgaben.
Kein Lachen, kein Rufen, kein Kreischen
Eine ungewohnte, fast unheimliche Stille liegt über den Plätzen. Kein Lachen, kein Rufen, kein Kreischen. An der Gutenbergstraße hüllt frühlingshafter Sonnenschein den Spielplatz in ein warmes Licht. Doch Rutsche und Co. sind verwaist. Laut redende Kinder hört man nur aus den geöffneten Fenstern der umliegenden Wohnungen.
"Mama, der Timo hat doch geschummelt", hallt es vom Balkon einer dieser Wohnungen. Auf dem Tisch ist das Spiel "Das verrückte Labyrinth" aufgebaut. Doch offenbar nimmt es Timo nicht so genau mit den Regeln und verrückt die Spielplättchen nach Lust und Laune, um an seine Spielfiguren zu gelangen. Seine Schwester flüchtet mit verschränkten Armen und Schmollmund in die Wohnung. Lagerkoller? "Nur der alltägliche Wahnsinn", sagt die Mutter der Kinder und folgt der Tochter in die Wohnung.
Keine dicken Brummer in der Stadt
Ein paar Schritte weiter steht der "Dicke Brummer", das Spielmobil der Oberhausener Ruhrwerkstatt. Daneben der Life Line Truck des CVJM. Auch hier ist weit und breit kein Kind zu sehen. Lediglich ein vergessener roter Plastikball liegt auf dem Pflaster. In der Grünanlage gehen vereinzelt Menschen mit ihren Hunden spazieren. Andere sitzen in der Sonne.
Auffällig auch hier: die Stille. Die Menschen sitzen beisammen, hier in der Innenstadt, aber auch im Ruhrpark, im Kaisergarten, am Rhein-Herne-Kanal. Sie sitzen beisammen, als Pärchen oder in kleinen Gruppen mit großem Abstand zueinander - und reden kaum miteinander. Sie blinzeln in die Sonne, lächeln sich an. Ab und an ergreift jemand das Wort. "Der Christoph bringt heute tatsächlich Sperrmüll zum Wertstoffhof, der ist doch wahnsinnig." Zustimmendes Nicken.
Schnell wieder nach Hause
An der Blücherstraße dröhnt die Maschine des Straßenarbeiters, der das Pflaster des Bürgersteiges erneuert. Auf dem Spielplatz ist alles ruhig. An der Hunsrückstraße, auf dem Rudolfplatz oder an der Hiberniastraße: Alles ruhig. Auch in den Wohngebieten, abseits der Hauptstraßen, ist kaum etwas los. Der Müllwagen fährt Straßen in Dümpten ab, die Müllwerker haben mit einer besonders schweren Tonne ihre Mühe. Obwohl es länger dauert: Kein Hupen, kein "Lasst mich doch kurz durch, ich muss doch nur in die Einfahrt!"
Vereinzelt sind Menschen auf der Marktstraße unterwegs. Ein Friseur wirbt mit dem Schild "Heute keine Wartezeiten" um Kunden. Ohne Erfolg, kein einziger Frisierstuhl ist besetzt. Die Menschen machen kleine Besorgungen, haben Tüten vom Bäcker oder der Apotheke in der Hand. Gehetzt wirkt niemand, aber den meisten, vor allem älteren Menschen sieht man an, dass sie möglichst schnell nach Hause möchten. Zumindest in diesem Bereich haben sich viele Menschen die mahnenden Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel und auch von Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz offenbar zu Herzen genommen.