Oberhausen. Die Polizei registriert zwar weniger Gewaltdelikte. Doch dieser Eindruck täuscht: Das Frauenhaus in Oberhausen ist bereits komplett belegt.

Das Kontaktverbot greift seit Montag, 23. März. Damit wurde auch in Oberhausen die nächste Stufe der häuslichen Isolation zur Verlangsamung der Coronavirus-Pandemie eingeläutet. Experten registrieren bereits jetzt einen Anstieg der Gewalt in den Familien. Das Oberhausener Frauenhaus ist aktuell komplett belegt.

Elf Frauen und sieben Kinder (zwischen zwei und acht Jahren) haben dort Zuflucht gesucht und gefunden. „Damit ist unsere Aufnahmegrenze aber erreicht“, betont Sarah Reichenberg vom Oberhausener Frauenhaus. Bis zum Ende der einschneidenden Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus werde das Frauenhaus niemanden mehr aufnehmen können. Ein Dilemma für alle, die jetzt Schutz suchen.

Sarah Reichenberg erklärt: „Unsere Frauen sitzen hier fest, zurzeit sind alle Möbelgeschäfte geschlossen, Wohnungsbesichtigungen finden praktisch nicht mehr statt.“ Die Expertin rechnet damit, dass dieser Stillstand bis zum Ende der Coronavirus-Maßnahmen andauert. „Also voraussichtlich bis zum 20. April.“

Spiele und Bastelaufgaben für die Kinder

Vor der Corona-Krise sei es stets darum gegangen, den geflüchteten Frauen möglichst schnell zu einem selbstständigen Leben zu verhelfen. „Jetzt versuchen wir alle gemeinsam, die Zeit – so gut es geht – zu überbrücken.“ Und das auch im Frauenhaus auf engstem Raum. „Immerhin haben wir einen Hof, in dem die Kinder spielen können.“ Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses hätten Spiele, Bastel- und Malsachen rausgelegt, mit denen sich die Kinder ein wenig die Langeweile vertreiben könnten.

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„Wir versuchen, so viel Nähe wie möglich aufzubauen, um Halt zu geben“, erläutert Reichenberg. Die psychische Belastung sei bereits durch die Gewalterfahrungen hoch. „Dazu kommt jetzt das Gefühl festzusitzen.“ Sarah Reichenberg ist besorgt: „Schon 2019 und damit deutlich vor dem Coronavirus hatten wir 196 hilfesuchende Frauen abweisen müssen, aktuell erleben wir einen Flächenbrand.“

Tom Litges, Sprecher der Oberhausener Polizei, kann diesen Eindruck nicht bestätigen. „Belastbare Zahlen gibt es noch nicht, aber wir registrieren seit dem Einsetzen des Kontaktverbotes eher weniger häusliche Gewalt.“

Die Frauen sind nie allein, können nicht einmal mehr ungehört telefonieren

Andrea Birkenstock, Leiterin der Frauenberatungsstelle Oberhausen, erklärt diesen nur auf den ersten Blick überraschenden Trend: „Die Beratungsstellen sind ja jetzt geschlossen und nur noch per Telefon oder Mail zu erreichen.“ Durch die räumliche Nähe „hört der Feind doch immer mit“. Sie ist davon überzeugt: „Von dem, was im Moment in den eigenen vier Wänden passiert, werden wir erst in den nächsten Wochen erfahren.“

Telefonische Beratung und Hilfe per Mail

Die Frauenberatungsstelle Oberhausen ist Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr telefonisch unter 0208-209707 zu erreichen oder per Mail an info@fbst-ob.de

Das Frauenhaus Oberhausen ist telefonisch unter 0208-804512 zu erreichen. Auch wenn im Augenblick niemand mehr aufgenommen werden kann: Die Mitarbeiterinnen wissen, welche Einrichtungen in Nachbarstädten noch freie Plätze haben. Hilfe bei der Suche gibt es online auch unter: https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaussuche/

Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle erleben aber schon jetzt immer wieder: „Da nutzen Frauen die Wege zum Einkauf schnell, um uns über eine zunehmende Gewaltbereitschaft ihrer Partner zu erzählen und darüber, wie schwierig die Lage für sie ist.“ Birkenstock ist sich sicher: „Wir erleben hier gerade einen Sturm, von dem wir nur die äußersten Ausläufer mitbekommen.“

Aus China, dem Ursprungsland der Coronavirus-Pandemie, wurde inzwischen eine Verdreifachung der Anrufe wegen häuslicher Gewalt gemeldet.

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