Oberhausen. Corona-Virus-Verdacht: Am Sonntag durfte kein Zuschauer das Metronom-Theater in Oberhausen verlassen. Rettungskräfte eilten zum Musical-Haus.
Der Schreck saß tief: Wegen des Verdachtes auf eine Corona-Virus-Erkrankung kam es am Sonntagabend (1. März 2020) zu einem Rettungsdiensteinsatz am Metronom-Theater in Oberhausen. Kein Musical-Besucher durfte die Vorstellung verlassen. Alle mussten zuvor ihre Namen und Adressen angeben. Denn nur so hätte das Gesundheitsamt sie im Falle des Falles rasch kontaktieren können. Unter Quarantäne war aber niemand gestellt worden.
Bereits am Montagfrüh (2. März) dann aber die Entwarnung: „Im Zuge der Untersuchungen hat sich der anfängliche Verdacht auf eine Coronainfektion nicht bestätigt“, heißt es auf der Homepage der Stadt. Besucher der Veranstaltung konnten aufatmen und durften wieder ihrem gewohnten Alltag nachgehen.
Ein Oberhausener vorsorglich in seiner Wohnung unter Quarantäne gestellt
Am Montagmorgen meldete sich allerdings nach Angaben der Stadt ein Oberhausener beim hiesigen Gesundheitsamt und berichtete, dass er Kontakt zu einer Person in einer Stadt außerhalb des Ruhrgebiets gehabt hätte, bei der es sich um einen Fall von Covid-19 handele.
Dieser Oberhausener ist nicht erkrankt, so die Pressestelle der Stadt. „Dennoch hat das Gesundheitsamt die Person vorsorglich unter Quarantäne in der eigenen Wohnung gestellt. Die Familie kümmert sich, versorgt sie mit Nahrung und Getränken. Der Person geht es gut. Das Gesundheitsamt steht täglich im Kontakt mit dem Oberhausener“, heißt es in der Mitteilung an die Redaktion.
Mit dem Begriff „Verdacht“ umsichtig umgehen
Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Hans-Henning Karbach, bittet zudem darum, mit dem Begriff „Verdacht“ sehr umsichtig umzugehen.
Ein Verdachtsfall sei gemäß dem Robert-Koch-Institut, wenn bei Personen mindestens eine der beiden folgenden Konstellationen vorliegt: Personen mit akuten „respiratorischen Symptomen“ (Atemnot, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Unwohlsein) jeder Schwere oder mit unspezifischen Allgemeinsymptomen und Kontakt mit einem bestätigten Fall von Covid-19. Sowie Personen mit akuten respiratorischen Symptomen jeder Schwere und Aufenthalt in einem Risikogebiet (siehe Box). Dann sollte eine diagnostische Abklärung auf das neue Coronavirus erfolgen.
In den Nachbarstädten gibt es allerdings schon bestätigte Fälle: In Essen wird am Sonntagabend ein erster Fall von Covid-19 bestätigt. Eine Frau aus Kettwig hatte die Karnevalssitzung in Heinsberg besucht, an der auch das Ehepaar teilgenommen hatte, das in NRW zuerst an dem neuen Virus erkrankt war.
Zwei Frauen in Duisburg sind positiv getestet
Zwei Frauen in Duisburg sind ebenfalls positiv auf den Corona-Virus getestet worden, wie die Stadt Duisburg am Samstagabend mitteilte. Beide befinden sich in häuslicher Quarantäne. Das Duisburger Gesundheitsamt ermittelt zurzeit alle vier in Frage kommenden Kontaktpersonen. Die Behörde hat auch die Gesundheitsämter der Städte Geilenkirchen und Viersen informiert, in denen die beiden Erkrankten wohnen bzw. arbeiten. Dazu kommt ein bestätigter Erkrankungsfall in Unna.
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In der Oberhausener König-Pilsener-Arena stehen gleich mehrere Großveranstaltungen an, darunter die Dieter-Bohlen-Mega-Tournee am 6. März oder Dieter Nuhr am 14. März. „Bislang gehen wir davon aus, dass alle Veranstaltungen wie geplant stattfinden können“, sagt Arena-Sprecherin Anja Jöhring. Die Entscheidung, Großveranstaltungen abzusagen oder besondere Vorkehrungen zu treffen, liege bei den lokalen Behörden. „Wir nehmen die aktuelle Situation aber sehr ernst. Aus diesem Grund stehen wir mit der Stadt und dem Gesundheitsamt Oberhausen in engem Kontakt und setzen ihre Empfehlungen um“, betont auch Henrik Häcker, Managing Director der König-Pilsener-Arena.
Arena verstärkt Hygienemaßnahmen zum Schutz der Besucher
Um den Gesundheitsschutz der Besucher und Mitarbeiter zu gewährleisten, hat die Arena folgende Maßnahmen ergriffen: „Auf allen Ebenen der Arena, zum Beispiel im Foyer, in den Suiten und auf den sanitären Anlagen wurde die Anzahl der Desinfektionsspender erhöht, darunter befinden sich auch mobile Desinfektionsspender“, erläutert Jöhring. Die sanitären Anlagen sowie Eingänge und Türgriffe würden auch während der Veranstaltung zusätzlich gereinigt.
Wann sich Erkrankte an den Arzt wenden sollten
Verhaltensregeln im Erkrankungsfall: Laut Robert Koch-Institut (RKI) liegt ein begründeter Verdacht dann vor, wenn jemand an Symptomen einer Infektion der oberen Atemwege leidet und in den vergangenen 14 Tagen Kontakt mit einer erkrankten Person hatte oder gerade in einem Risikogebiet war.
Zu diesen Gebieten gehören: In China die Provinz Hubei, in der Wuhan liegt, sowie die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou in der Provinz Zhejiang. Erweitert wurden die Regionen vom Robert Koch-Institut um die italienische Provinz Lodi in der Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien sowie die Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang) in Südkorea und Ghom in Iran.
Die Risikogebiete können sich aber ändern: Eine entsprechende Aktualisierung ist folgender Adresse zu entnehmen: rki.de/risikogebiete. Sollten Sie also in diesen Gebieten gewesen sein und typische Symptome (Fieber, Husten, Atemnot) haben, empfiehlt das Gesundheitsamt Oberhausen zunächst die telefonische Anmeldung beim behandelnden Arzt.
Weitere Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) unter www.infektionsschutz.de. Im Bedarfsfall steht auch die Service-Hotline des örtlichen Gesundheitsamtes unter der Rufnummer 0208-825-2570 zur Verfügung.
Der Bedarf und die Nachfrage an Desinfektionsmitteln in Oberhausen ist momentan sehr hoch. Versorgungsengpässe gibt es in den Krankenhäusern derzeit aber nicht. „Unsere Klinik ist gut mit den notwendigen Schutzmaterialien ausgestattet. Auch das Zentrallager von Helios hat einen guten Vorratsstand“, betont etwa Christina Fuhrmann, Sprecherin der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen.
Die Versorgungslage ist außergewöhnlich angespannt
Die Versorgungslage sei jedoch durch das stark eingeschränkte Marktangebot außergewöhnlich angespannt. „Wir haben jedoch die Ausgabe der Schutzmaterialien, wie Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel, bereits vergangene Woche über unsere Krankenhaushygiene zentralisiert“, ergänzt die Helios-Sprecherin. Am wichtigsten sei jetzt das Einhalten der allgemeinen Hygieneregeln. „Dazu gehören unter anderem regelmäßiges, sorgfältiges Händewaschen und das Niesen in die Ellenbeuge: Das hilft übrigens nicht nur beim Coronavirus, sondern auch bei der derzeit saisonal auftretenden Influenza.“
Im – zum Katholischen Klinikum Oberhausen gehörenden – St.-Clemens-Hospital ist sogar das Desinfektionsmittel im Eingangsbereich entwendet worden. „Ansonsten freuen wir uns aber darüber, dass die meisten Besucher sich vorbildlich verhalten“, sagt KKO-Sprecherin Annette Kary.
Die Experten des Robert Koch-Instituts (das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und –prävention) haben die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung durch den Coronavirus in Deutschland jetzt auf „mäßig“ erhöht.
157 Fälle von Coronavirus-Infektionen gibt es aktuell laut RKI in Deutschland. Die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Hier sind 90 Menschen an dem Virus erkrankt. Mit einem bestätigten Fall in Berlin sind jetzt aber bereits zehn der 16 Bundesländer betroffen. 90.000 bestätigte Fälle gibt es inzwischen weltweit, über 80.000 davon in China. Die Weltgesundheitsorganisation meldet etwa 3000 Todesfälle.
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