Hattingen. Das Lyzeum an der Bismarckstraße in Hattingen, eine Schule nur für Mädchen. Eine von ihnen: Marie-Luise Marjan. Dies ist die ganze Geschichte.
Mutter Beimer ist hier groß geworden: Ja, Marie-Luise Marjan ist die wohl bekannteste Absolventin des Hattinger Mädchengymnasiums – sie hat wie Tausende Schülerinnen am Lyzeum fürs Leben gelernt. Das Schulgebäude an der Bismarckstraße – ein Prachtbau – wird am 14. März 1979 gesprengt.
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Als die kleine Marlies bei einem Bombenangriff beide Eltern verliert, kommt sie zunächst im Goldschmidtheim in Bredenscheid unter. Hier wird sie von der Familie Lauses adoptiert und zieht somit in die Innenstadt, nicht weit weg von der Mädchenschule. Und ebenda schafft sie im Jahr 1956 die mittlere Reife. Vieles steht ihr offen – und als Mutter Beimer wird sie in der ARD-Seifenoper „Lindenstraße“ Mitte der 1980er-Jahre zur Mutter der Nation.
Wechselvolle Schulgeschichte
Da steht ihre alte Schule schon lange nicht mehr und ist durchs Schulzentrum in Holthausen ersetzt worden. Aber der Reihe nach.
Nazis im Gymnasium
Das Realgymnasium, das zunächst an der Bismarckstraße untergebracht ist und dann zur Waldstraße zieht, wird 1935 von den Nazis zur SA-Kaserne umgebaut.
Im Jahr 1942 wird es in Adolf-Hitler-Oberschule für Jungen umbenannt. Die Schulräumlichkeiten werden als Wehrertüchtigungslager und Lazarett genutzt.
Normaler Unterricht wird am Gymnasium Waldstraße nach dem Kriegsende wieder ab dem 19. Februar 1946 abgehalten.
Die Grundsteinlegung für die Schule an der Bismarckstraße (jetzt August-Bebel-Straße) ist am 27. Juli 1900 auf dem Gelände zwischen der Roonstraße und dem katholischen Friedhof. Hier kommt das städtische Progymnasium unter, das später mit der Einrichtung einer Obersekunda in ein Realgymnasium umgewandelt wird. Als im Jahr 1925 ein Gebäude an der Waldstraße frei wird, zieht das (Jungen-)Gymnasium um – und macht den Werg frei für das Lyzeum.
Beim großen Luftangriff auf Hattingen im März 1945 zerstört eine Sprengbombe das Mädchengymnasium so schwer, dass es nicht mehr betreten werden darf. Der Unterricht wird erst zehn Monate nach Kriegsende wieder aufgenommen: An der Waldstraße, wo eine Trennlinie auf dem Schulhof dafür sorgt, dass Jungen und Mädel gebührenden Abstand voneinander halten.
1953 kehren die Schülerinnen zurück
1953 sind die Bombenschäden an der Bismarckstraße endlich beseitigt – und die Schülerinnen, darunter eben auch Marie-Luise Marjan, kehren endlich in ihr eigenes Haus zurück.
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Sie sind glücklich, sie fühlen sich wohl. Doch nach und nach wird es immer enger in dem Gebäude. Hattingen wächst, es werden immer mehr Kinder geboren, die Zahl der Schülerinnen übersteigt die Raumkapazitäten.
Doch erst nach der Kommunalen Neuordnung gibt es eine passende Lösung: Das Gymnasium Bismarckstraße und die Hauptschule Heggerfeld ziehen in das neu gebaute Schulzentrum Holthausen um! Der wuchtige Lyzeumsbau wird am 14. März 1979 gesprengt.
In Holthausen ist eine „Schule der Superlative“ entstanden, wie sie von der Politik, aber auch von der Presse gefeiert wird. Knapp 43 Millionen DM wurden investiert, rund 1700 Schülerinnen und Schüler sowie gut und gerne 120 Lehrkräfte finden eine neue Heimat.
„Plötzlich hatten wir sehr viel Luft, davon waren alle sehr angetan“, erinnert sich der frühere Schulleiter Helmut Auffermann später in einem WAZ-Gespräch.
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Die Schulgeschichte bleibt indes wechselvoll: Im Jahr 2003 zieht die Hauptschule aus und die dreizügige Marie-Curie-Realschule ein. Doch auch diese Konstellation ist nicht von allzu langer Dauer – nach 13 Jahren ist der Bedarf in Hattingen für zwei Realschulen nicht mehr vorhanden.
Zuletzt war ein Teil des Berufskollegs während der Umbauzeit in der Südstadt hier untergebracht. Inzwischen ist das Gymnasium hier allein und viele Räume stehen leer. Eine mögliche Lösung ist der Einzug der VHS – Ende offen.
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