Hattingen. Demonstrationen und Straßenkämpfe – die Situation in Hattingen ist im Juni 1932 angespannt. Bei einer Schießerei trifft die SA einen Kommunisten.
Nein, die Nazis haben noch nicht die Macht ergriffen, sie haben auch nicht die politische Mehrheit in Hattingen – sie zeigen an diesem 30. Juni 1932 ihr brutales und gewissenloses Gesicht: Der Bergmann Hubert Lubberich wird auf dem Flachsmarkt vor der KPD-Geschäftsstelle erschossen. Es ist der erste dokumentierte NS-Mord in der Stadt.
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Politische Lagen prallen aufeinander
Die Stimmung in der Stadt ist Anfang der 1930er-Jahre mit angespannt nur vorsichtig und unzureichend beschrieben. Denn immer wieder prallen die politischen Lager aufeinander – hier die Linksradikalen, die Marxisten, die Mitglieder der Kommunistischen Partei, die bei der Stadtratswahl im Jahr 1929 knapp 16 Prozent der Stimmen holt; da die Rechtsradikalen, die Nationalsozialisten, die mit 19,99 Prozent zweitstärkste Kraft hinter der SPD (22,08 %) sind.
Hitler in Hattingen
Adolf Hitler kommt als Vorsitzender der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP) viermal in die Stadt.
Zu seinen Reden kommen mehr als 1000 Menschen, die Örtlichkeiten wie etwa der Borgmannsche Saal sind überfüllt. Kein Zweifel: Hattingen ist schon früh den Nazis verfallen.
Heimatforscher Harri Petras berichtet aus seinen Untersuchungen, dass es 1931 zu Zusammenstößen zwischen Marxisten und Nationalsozialisten kommt – „wobei von linksradikaler Seite u.a. mit einer Schaufel geschlagen wurde“. Immer wieder kommt es zu Zusammenrottungen auf verschiedenen Plätzen in der Stadt. Die Polizei beschlagnahmt „Revolver, Totschläger und andere Gegenstände“ – dazu zählen achtzöllige Nägel und Gummischlauch-Stücke.
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Demonstrationen und Straßenkämpfe
Es gibt Demonstrationen, die in regelrechte Straßenkämpfe gipfeln. Und dabei wird an eben diesem 30. Juni 1932 Hubert Lubberich, der in der Johannisstraße wohnt, auf den Stufen des KPD-Büros am Flachsmarkt aus einem fahrenden Auto von Mitgliedern der Sturmabteilung (SA) erschossen.
Lubberich ist mit mehreren anderen Kommunisten bei Straßenkämpfen in eine Schießerei geraten. Es werden auch mehrere Menschen verletzt – doch für ihn kommt jede Hilfe zu spät. Was wohl feststeht: Ein gezielter Anschlag auf ihn als Person ist es nicht gewesen – „er ist einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen“, hat Stadtarchive Thomas Weiß der WAZ erklärt.
10.000 Arbeiter kommen zur Trauerfeier
Ein schwerer Schlag durch die Nationalsozialisten – und zur Trauerfeier für Lubberich schließen sich zum ersten Mal die Anhänger der KPD und der SPD zusammen: 10.000 Arbeiter aus Hattingen und und den umliegenden Städten kommen zusammen, um die Beerdigung als Bühne für ihren Kampf gegen die Nazis zu nutzen.
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Schlussendlich führt diese einzelne Aktion aber nicht dazu, dass die Parteien zusammenfinden und sich geschlossen gegen die NSDAP stellen. Die Polizei bleibt in Alarmbereitschaft – gerade bei gleichzeitigen Veranstaltungen, „um bei etwaigen Zwischenfällen sofort ordnend eingreifen zu können“.
Bei der Stadtratswahl 1933 beweist sich Hattingen dann als Hitler-Hochburg: NSDAP 47,2 % – SPD 16,7 % – KPD 14,4 %.
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