Hattingen. Was für ein emotionaler Tag: Hunderte begleiten die letzte Fahrt der Linie 8 zwischen Hattingen und Blankenstein. Einige wollen sie auch stoppen.
3000 Rosen schmücken die Straßenbahn, Hunderte jubeln ihr zu: Es ist Punkt 11.08 Uhr an diesem 30. Juni 1969, als Oberfahrmeister Heinrich Kröger an der Haltestelle Amtsgericht die Handbremse der Linie 8 löst. Ihre letzte Fahrt wird zur emotionalen Reise.
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60 Meter lang ist die Girlande am Sonderwagen, mit Rosen in den Stadtfarben von Hattingen und Blankenstein, wie die WAZ berichtet. Langsam rollt sie zur Sonderfahrt an, steuert durch die Große Weilstraße, auf der ein roter Teppich ausliegt. Weiter geht es ins as Gelinde und auf die Heggerstraße, auf der Steine die Weiterfahrt blockieren. An jeder Haltestelle bimmelt die Fahrgäste herbei.
Weiter geht’s, eine Stunde dauert die Fahrt ans Ziel: Auf der Brucher Straße steht noch ein Postauto im Weg, dann geht es an der Hütte vorbei und über die Marxstraße bis nach Blankenstein. Der Kindergarten stimmt das Lied „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ an, vom früheren Straßenbahnfahrer Heinrich Beckmann (81) auf der Mundharmonika begleitet. Es ist das Ende einer Dienstfahrt, die zur Triumphfahrt wird.
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Die Straßenbahnen in Hattingen
Die Bergische Kleinbahn fährt ab dem Jahr 1907 vom Vorplatz des Bahnhofs Hattingen halbstündlich nach Elberfeld. Die Wuppertaler Bahn stellt ihren Betrieb im Jahr 1953 ein. Mit ihr konkurrieren anfangs die Hattinger Kreisbahn und die Westfälische Straßenbahn.Heute verkehrt die Straßenbahnlinie 308 zwischen Hattingen und Bochum. Zunächst mit der Endhaltestelle an der Bahnhofstraße, doch seit dem Sommer 1987 mit der am neuen S-Bahnhof Mitte.
55 Jahre zuvor wird die Linie 8 eingerichtet. Sie ist nicht die erste Hattinger Straßenbahn, aber für sie wird einiges in Bewegung gesetzt. Das Pissoir auf dem Obermarkt muss weichen und die Gleise der Bergischen Kleinbahn, die bereits seit dem Jahr 1907 zwischen Wuppertal-Elberfeld und Hattingen Bahnhof verkehrt, werden auf die andere Straßenseite verlegt. Dadurch soll ein gefahrenfreies Abbiegen möglich sein.
Nadelöhr für die „8“ ist zweifellos das Gelinde
Ein Nadelöhr auf ihrem Weg ist zweifellos das Gelinde. In dem engen Schlauch zwischen den Häuserzeilen hält die „8“ von und nach Blankenstein – beziehungsweise auf der weiten Fahrt bis nach Bochum und Recklinghausen. Oft müssen Autos und die Bahn rangieren, um sich aus der Klemme zu befreien. Die Fußgänger verlassen bereits beim ersten Blick auf die Straßenbahn schnellen Schrittes den kaum vorhandene Bürgersteig. Wenn sie dann um die Ecke biegt, klingelt und quietscht sie. Im Halbstundentakt pendelt sie hin und her.
In den 1960er-Jahren nimmt die Zahl der Kraftfahrzeuge massiv zu. Insbesondere durchs Gelinde quetschen sich mehr und mehr Autos, die Straßenbahn und Fußgänger. Der Durchgangsverkehr wird zwar um den Innenstadtkern herumgeführt – doch schlussendlich entscheiden die Stadtväter, die es damals noch ausschließlich sind, dass der Betrieb zu gefährlich ist. Gerade das Gelinde und die Straßen Blankensteins seien für die Stadtbahn zu eng geworden, heißt es.
Und so ist es ein gewollter Abschied nach 55 Jahren. Die Bahn geht, die Busse indes kommen. Der neu geschaffene Verkehrsknoten „Reschop“ an der B 51 zentralisierte den Personenverkehr der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Die Einkaufsstraßen werden fußläufig. Parkhäuser sichern den ruhenden Verkehr.
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Als die Bahn am 30. Juni 1969 auf den Marktplatz in Blankenstein rollt, stehen auch hier Hunderte und warten auf die Bahn. Es ist ein erstes Stückchen Selbstständigkeit, das Blankenstein verliert – denn nur ein halbes Jahr später folgt die seit langem feststehende Eingemeindung im Rahmen der kommunalen Neuordnung nach Hattingen.
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