Hattingen. Schwarze Mächte treiben einen Mann aus Oberstüter zu einer grausamen Bluttat mit einem Schwert. Das ist im Oktober 1999 in Hattingen passiert.
Er wollte den Teufel austreiben und das Schwarze im Leben besiegen: Am 14. Oktober 1999 enthauptet ein junger Mann in Oberstüter seinen Nachbarn (86) mit einem Highlander-Schwert – es ist eine der schrecklichsten Bluttaten, die es im Hattingen des 20. Jahrhundert gab. „In meiner langen Dienstzeit ist mir eine solche Tat noch nicht begegnet“, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Reinicke am Tatort.
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Mit der totalen Sonnenfinsternis am 11. August 1999 beginnt die Tragödie offenbar. Seit diesem Tag habe sein Sohn sich verändert, berichtet es der Vater später. Er beschäftigt sich fortan mit schwarzer Magie. Stimmen kommen hinzu, religiöse Wahnvorstellungen. Er geht zum Arzt, weil er sich unwohl fühlt – aber auch der entdeckt die sich anbahnende Psychose nicht. Wie eine Marionette habe er sein Werk vollenden müssen: „Ich war eine Puppe von dem großen Puppenspieler“, sagt der 23-Jährige vor Gericht.
Sohn, Vater und andere Familienmitglieder geraten in Streit
Zwei Monate nach der Sonnenfinsternis, am 14. Oktober, einem Donnerstag, geraten der Sohn und sein Vater in Streit. Auch andere Familienmitglieder sind daran beteiligt. Als er anfängt zu randalieren, flüchten Vater und Stiefmutter mit ihrem zweijährigen Sohn zu Nachbarn. Sie alarmieren sofort die Polizei, sorgen sich vor allem um die gerade vier Monate alte Tochter, die im Haus zurückgeblieben ist.
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Was die Beamten der eintreffenden Streifenwagen sehen müssen, ist hier mit furchtbar oder grausam unzureichend beschrieben und für alle nur schwer zu verarbeiten: Der junge Mann kommt den Beamten entgegen – und trägt, auf ein Highlander-Schwert aufgespießt, den Kopf des im Obergeschoss lebenden, 86 Jahre alten Rentners vor sich her. Mit der Deko-Waffe, die einem Schwert aus dem „Highlander“-Film nachempfunden ist, hat er den ehemaligen Hausbesitzer im Wahn erschlagen und enthauptet.
Stimmen treiben ihn dazu, die Schwarze Seite zu bekämpfen
Die Stimmen, die er ständig hört, hätten ihm eingeredet, dass der ältere Herr das Oberhaupt der Schwarzen Seite sei – und dass er diese bekämpfen müsse. Das habe er getan, ohne eine Wahl zu haben, sagt er später aus.
Gegen seine Festnahme wehrt sich der Täter heftig, er beißt im Verlauf der Auseinandersetzung einem Beamten auch in die Hand.
Während Kriminalpolizisten in weißen Schutzanzügen anfangen, Spuren des grausamen Verbrechens zu sichern, verbreitet sich die Nachricht rasend schnell: im Hügelland, in Hattingen, im Land und der Welt. Erste Gerüchte besagen, er habe im Drogenrausch oder in religiösem Wahn gehandelt.
Die Ermittler stellen fest, dass das Opfer „durch massive Gewalteinwirkung auf den Kopf, nicht einen einzigen Schlag oder Sturz“ gestorben sei, erklärt Oberstaatsanwalt Wolfgang Reinicke wenige Tage nach der Tat. Den Beamten sagt der Täter, „das Schwarze ausgelöscht“ und „das Gute in der Welt verteidigt“ zu haben.
WAZ-Podcast „Der Gerichtsreporter“
WAZ-Gerichtsreporter Stefan Wette hat den Fall in Oberstüter in seinem Podcast aufgearbeitet. Er erzählt, was den damals 23-Jährigen, der in den Medien als „Highlander von Hattingen“ bekannt wurde, bewegt hat und wie die Verhandlungen vor dem Essener Landgericht gelaufen sind.
Der WAZ-Podcast „Der Gerichtsreporter“ ist im Internet unter www.waz.de/podcast/gerichtsreporter abrufbar – aber auch bei vielen Anbietern wie etwa Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Audio Now, oder Youtube zu finden. Einfach „Der Gerichtsreporter“ in die Suchmaske eingeben.
Bei dem jungen Mann wird eine schwere Psychose diagnostiziert, eine paranoid-halluzinatorische Schizophrenie, er gilt als nicht schuldfähig. Deshalb erhebt die Staatsanwaltschaft keine Anklage. Vor Gericht muss der Täter trotzdem: Er wird auf nicht absehbare Zeit in der Psychiatrie untergebracht. „Sein Fall ist ein besonders abschreckendes Beispiel für Haschischkonsum“, meint Staatsanwältin Elke Hinterberg. Die Droge sei als Ursache für die Psychose ausgemacht worden.
Superintendent: „Nichts ist mehr, wie es mal war!“
Für den Vater – einem früheren Heilsarmee-Offizier und ehemaligen Katecheten der evangelischen Kirchengemeinde – und seine Brüder ist es nicht der erste Schicksalsschlag: Jahre zuvor ist die schwerkranke erste Ehefrau und Mutter ins Pflegeheim gekommen, später verbrennt die Tochter beziehungsweise Schwester bei einem Autounfall in den Trümmern des Wagens.
Für die Familie des Opfers bleibt alles unfassbar. Für sie gelten seither die Worte, die Superintendent Ernst Voswinkel bei der Beerdigung sagt: „Nichts ist mehr, wie es mal war!“
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20 Jahre später sagt Staatsanwältin Elke Hinterberg gegenüber der WAZ, dass Therapeuten, Gutachter und Richter entschieden haben, dass der Täter erfolgreich therapiert sei. „Er lebt aber auch heute noch in einem geschützten Rahmen“, erklärt sie.
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