Langenberg. Stephanie Paucken und Günter Vollmer betreiben die „Künstlerkolonie“ in Langenberg. Der Werdegang der beiden könnte unterschiedlicher nicht sein.
Der eine ist Autodidakt und fing vor gut 30 Jahren mit einem Atelier in der Garage an, die andere „hat immer schon“ gemalt und sich in Kursen und mit professioneller Anleitung weitergebildet. Günter Vollmer und Stephanie Paucken lieben die Malerei und betreiben gemeinsam die „Künstlerkolonie“ an der Looker Straße.
„Bei mir war der Auslöser der berufliche Stress“, beginnt Günter Vollmer zu erzählen. „Ich habe vor 32 Jahren etwas gesucht, bei dem ich mich entspannen kann und einen Ausgleich finde.“ Andere würden halt Berge besteigen, „ich habe mit dem Malen angefangen“.
Alles beginnt in der Garage
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Platz dafür hat er zu Hause in der Garage, eine Umgebung, die auch später noch eine Rolle spielen wird. „Zuerst habe ich ein paar Kohlestriche gemacht“, sagt er schmunzelnd, „dann habe ich mit Aquarell weiter gemacht“. Viele würden damit anfangen, sagt er, „obwohl es eine der schwierigsten Techniken ist.“
Denn wenn die Farbe einmal auf der Leinwand sei, „dann kann man nichts mehr korrigieren“. Was ihm entgegen kam: Um mit Aquarellfarben zu malen, muss die Leinwand nass sein, beim Auftragen der Farbe aber immer wieder zwischendurch trocknen. „Ich habe damals auf Holz gemalt, dann das Brett mit in die Sauna genommen. Da war es dann ruckzuck trocken und ich konnte anschließend weitermachen.“
Kurse und Sommerakademie
Bei Stephanie Paucken ist der Einstieg in die Künstlerkarriere noch nicht ganz so lange her, es sind aber inzwischen trotzdem schon 20 Jahre, dass sie ihre Ideen und Eingebungen auf Leinwand bannt. „Gemalt habe ich eigentlich immer, ständig“, sagt die Wülfratherin.
Fortgebildet hat sie sich in Kursen an der VHS oder in der Sommerakademie in Hilden. Sie nimmt Aufträge an – „ich habe eine Wohnung komplett mit afrikanischen Motiven gestaltet“ – aber so ganz das Wahre ist das noch nicht.
Malreisen in die Eifel und die Toskana
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Aber sie ist motiviert: „Ich habe gedacht, ,Mensch, das geht doch’“, sagt die Künstlerin, „und dann wollte ich mal sehen, wie die Steffi malt, wenn sie nicht malen muss.“ Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt entdeckt sie einen Flyer der Malschule Witten von Birgit Wewers.
„Da gehe ich immer wieder hin, auch heute noch.“ Gemeinsam mit der Lehrerin – inzwischen Meisterschülerin bei Markus Lüpertz – geht es auf Malreisen in die Eifel oder die Toskana. „Dieses Jahr fahren wir nach Augsburg“, sagt Stephanie Paucken.
Ans andere Ende der Welt
Gereist ist auch Günter Vollmer, allerdings noch eine ganze Ecke weiter. Der Langenberger flog einst ans andere Ende der Welt, nach Australien. Dort lebt er eine ganze Weile, war inzwischen „zehn, zwölf, 15 Mal da“, und malt auch weiter. „Eine Oma von gegenüber hat mir ihre Garage zur Verfügung gestellt“, erzählt er.
Sein Vorteil: Damals habe es in Down Under genügt, wenn irgendwo ein „German Artist“, also ein deutscher Künstler oder eine deutsche Künstlerin, für eine Ausstellung angekündigt worden ist. „Dann lief das von allein“, erinnert sich der Langenberger.
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:
Folge 1: Nina Reddig (Geige)
Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)
Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)
Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)
Folge 5: Annette Haupt (Autorin)
Folge 6: DJ Ralle
Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)
Folge 8: Günter Seekatz (Maler)
Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)
Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)
Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)
Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium Musicum
Folge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)
Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)
Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)
Folge 16: Das Rockgerät (Band)
Folge 17: IHLA-Combo (Musik)
Folge 18: Simona Menzner (Malerin)
Folge 19: Gruppe Kaleidoskop (Malerei)
Folge 20: Kuhstall-Theater
Folge 21: Uwe Peter (Fotograf)
Folge 22: Brigitte Morgenstern (Keramik-Kunst)
Folge 23: Georg Baberkoff (Musiker)
Folge 24: Monika Wellnitz (Künstlerin)
Folge 25: Friederike Hück (Malerin)
Folge 26: Christoph Schuhknecht (Fotograf)
Folge 27: Andreas A. Sutter (Songtexter/Autor)
Folge 28: Anna Wunderlich (Goldschmiedin/Designerin)
Folge 29: Evi Haas (Schauspielerin)
Folge 30: Beate Uber-Lange (Malerin)
Folge 31: Sigrid Eilert (Malerin)
Folge 32: Spectaculum (Musical)
Folge 33: Alois Kott (Kontrabassist/Musiker)
Folge 34: Barbara Hauke (Musikerin)
Folge 35: Katharina Kanski (Autorin/Liedermacherin)
Folge 36: Die Künstlerkolonie (Malerei)
Die „Oma von gegenüber“ – Vollmer besuchte in Australien seine Mutter – jedenfalls ist begeistert von dem, was der Deutsche da so fabriziert. „Sie kam immer mal wieder vorbei und fragte, ob ich fertig bin“, erzählt er. Denn, so berichtete es die generöse Vermieterin, „sie müsse unbedingt das Bild kaufen“. Tue sie es nicht, habe die Enkelin gedroht, nicht mehr zu Besuch zu kommen, habe die Dame zwinkernd gesagt.
Intuitive Malerei
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Während Günter Vollmer mit der Zeit auf Acryl umsteigt, ist Stephanie Paucken von der Tempera-Technik begeistert. Das Arbeiten mit Eitempera wird „ihre“ Technik, sie schwört darauf. „Eigelb und Pigmente selbst zu mischen, schichtweise aufzutragen, bieten mir fast unbegrenzte Möglichkeiten des Ausdrucks.“ Mit Naturmaterialien wie Blättern und Kräutern, Asche und Sandkörnern, erzielt die Malerin besondere Effekte.
Denn sie mag es, intuitiv zu malen. „Nicht ,man malt’“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit, „sondern die Farbe gibt vor, was passiert.“ Manchmal haben die Motive ein Thema, das sie bewegt, „manchmal weiß ich selber nicht, was dabei rauskommt, wenn ich beginne“, sagt Stephanie Paucken.
Wichtig sei aber, dass „der Umgang mit Farbe Spaß machen und entspannen soll“ – was in ihrem Fall eindeutig funktioniert hat, denn: „Die Malerei hat mir schon über so manchen Konflikt hinweggeholfen.“
Einzug in die „Künstlerkolonie“
Nun sind die beiden also seit drei Jahren an der Looker Straße heimisch: „Den Kontakt zu Günter habe ich über den Künstlerbund Velbert bekommen“, erzählt Stephanie Paucken. „Wir denken sehr ähnlich über Kunst und wir haben beide gedacht, dass es doch schön wäre, einen geeigneten Raum für unsere Arbeit zu haben.“
Also habe sich Günter Vollmer „dahintergeklemmt und schließlich diesen Raum hier an der Looker Straße entdeckt“. Es sei toll, einen Ort zu haben, „wo unsere Bilder ein Zuhause haben, an den wir uns zum Malen zurückziehen können“.
Schmuck für den guten Zweck
In der „Künstlerkolonie“ kann auch Schmuck für den guten Zweck gekauft werden: Ein befreundetes Ehepaar – Glaskünstler, inzwischen im Ruhestand – besuchte das Musical der ev. Gemeinde Nierenhof.
Die beiden waren so begeistert, dass sie ihre noch vorhandenen Glaskunst-Bestände spendeten, damit die zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde verkauft werden können.
„Wir bieten die Gegenstände – Ketten, Armbänder, Ohrringe, Tuchhalter und Gürtelschnallen – nun zu einem Freundschaftspreis an“, sagt Günter Vollmer. Das Geld geht anschließend an die Gemeinde.
Malzeiten: Immer wieder bieten die beiden Künstler im Atelier die „Malzeit“ am Wochenende an. Nach Anmeldung kann man drei Stunden im Atelier verbringen – auch als Laie – und malen. Geöffnet hat die Künstlerkolonie freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr.