Langenberg. Eigentlich wollte Christoph Schuhknecht aus Langenberg lieber zeichnen und malen, wie sein Opa. Doch der Onkel brachte ihn auf einen anderen Weg.

Entspannt sitzt Christoph Schuhknecht im Kunstraum am Gymnasium Langenberg, an den Wänden Arbeiten seiner Schülerinnen und Schüler, „tolle Sachen“, lobt er. Dass er den Blick dafür hat, ist fast schon logisch, schließlich ist er gar kein gelernter Lehrer, sondern von Haus aus Fotograf, Künstler.

„Den Grundstein dafür“, sagt er, „hat wohl mein Opa gelegt.“ Sechs Jahre alt sei er nämlich gewesen, als er mit der Kunst in Berührung gekommen ist. „Mein Opa war Ingenieur und wir haben zusammen gezeichnet. Ab da habe ich mich für grafische Gestaltung interessiert.“

Professioneller Unterricht

Vorher: Christoph Schuhknecht hat die Sanierung des Kunstpalastes fotografisch begleitet.
Vorher: Christoph Schuhknecht hat die Sanierung des Kunstpalastes fotografisch begleitet. © FUNKE Foto Services | Repro Alexa Kuszlik

Mit 15 vermittelt ihn seine Mutter an den japanischen Künstler Yoshio Yoshida, der ein eigenes Atelier in Düsseldorf hat. „Dort habe ich professionellen Zeichenunterricht bekommen“, blickt Christoph Schuhknecht zurück. „Sein Stil ist sehr realistisch. Und er hat mich ins Atelierhaus mitgenommen.“

Dort knüpft der angehende Künstler weitere Kontakte, auch solche, die ihn später im Studium noch begleiten. In dieser Zeit hat Christoph Schuhknecht auch sein „Schlüsselerlebnis“, wie er berichtet. „Mein Onkel hat mich gefragt, was ich nach dem Abi vorhabe.“

Onkel hat andere Pläne

Er wolle an der Folkwang-Schule Grafik und Malerei studieren, habe er geantwortet. Doch der Onkel hatte andere Pläne: „Ich kenne jemanden, bei dem kannst Du ein Praktikum machen“, bot er dem Neffen an, und machte den Platz „gleich klar.“

Nachher: Diese Fotos wurden als Großformate ausgestellt.
Nachher: Diese Fotos wurden als Großformate ausgestellt. © FUNKE Foto Services | Repro Alexa Kuszlik

Nur, sagt Christoph Schuhknecht, „das war ein Fotostudio.“ Hatte also mit seinem Interesse am Zeichnen wenig zu tun. „Aber da bin ich eben mit der Fotografie in Berührung gekommen.“ Und es zündet: Die Arbeit macht Spaß, „ich habe das Praktikum verlängert, weil es einfach interessant war.“

Ausbildung zum Fotografen

Die Begeisterung besteht auf beiden Seiten, „die haben mir angeboten, dass ich nach dem Abi eine Lehre als Fotograf anfangen kann.“ Und so kommt es dann auch. Sein Arbeitgeber hat lukrative Aufträge, macht Fotos für die Metro, Karstadt oder Neckermann-Kataloge: „Mode, Stillleben, Großraum-Studio-Aufnahmen. Alles dabei“, schwärmt Christoph Schuhknecht.

Der offenbar noch ein weiteres Talent hat: „Die haben recht schnell gemerkt, dass ich ganz gut mit Menschen agieren kann.“ Das bringt ihm neue Aufgaben ein, „ich wurde fester ,Mode-Assi’, war also mit dem Modefotografen unterwegs.“ Unter anderem geht es in die USA für eine große Katalogproduktion, „sieben Wochen“, sagt der Kunstlehrer.

Ein Jahr in den USA

„Für mich mit 19, 20 war das natürlich super spannend.“ Dem Fotografen erzählt er, dass er immer schon längere Zeit in den USA habe verbringen wollen. „Da hat der nur gesagt: ,Warum bleibste nicht? Wir suchen Dir einen Job, dann kannste ein Jahr bleiben.’“

Die bisherigen Folgen

Genauso kommt es. Sein Chef vermittel Christoph Schuhknecht an eine Agentur in Miami. Eine große. „Die damalige Agenturchefin hat zum Beispiel Christy Turlington entdeckt.“ Seine Aufgabe: den deutschen Kundenstamm betreuen. In der Zeit lernt er auch eine Französin kennen, die gerne mit ihm in den USA geblieben wäre.

Studium an der Folkwang-Schule

„Aber ich wollte zurück“, erzählt Christoph Schuhknecht. Er leistet seinen Wehrdienst, wird nebenher mehrmals Deutscher Meister im Frisbee Ultimate, kommt in die Sportförderkompanie der Bundeswehr. „Da hatte ich ein gutes Leben“, sagt er lachend, er ist freigestellt und stellt seine Bewerbungsmappe für die Folkwang-Schule zusammen.

Er studiert Kommunikationsdesign, macht 1997 sein Diplom. Die Diplomarbeit macht er über den Kunstpalast Düsseldorf, erstellt eine künstlerisch-dokumentarische Arbeit, „die viel Aufmerksamkeit erregt hat“, sagt er. Er bekommt eine Einzelausstellung im Stadtmuseum, noch heute sind Fotos von ihm im Besitz verschiedener Museen.

Freiberufliche Arbeit

Auch verfremdete Bilder gehören zum Fotoband über den Kunstpalast.
Auch verfremdete Bilder gehören zum Fotoband über den Kunstpalast. © FUNKE Foto Services | Repro Alexa Kuszlik

Gleichzeitig gründet er gemeinsam mit einem Kommilitonen ein Atelier für Werbefotografie. „Das war ne coole Zeit“, blickt er zurück, auch wenn die künstlerische Schiene darunter leidet. Bis 2017 etwa ist er als Freiberufler mit eigenem Studio unterwegs, seine Lebenspartnerin – „auch Fotodesignerin“ – ist mit dabei. „Wir haben vor allem Industriekunden und große Agenturen beliefert“, sagt Christoph Schuhknecht. „Und das Studio gibt es heute immer noch.“

Er selbst aber schaut sich um: „Ich wollte eigentlich immer als Professor an eine Hochschule gehen“, sagt er. „Wissen weiter geben. Aber es ist schwierig, da rein zu kommen.“ Von seiner ehemaligen Kunstlehrerin erfährt er, dass Kunstlehrer gesucht werden: „Warum also soll ich Studenten etwas weitergeben, wenn das mit Schülern auch geht“, habe er sich gesagt.

Lehrer am Gymnasium

Und am Gymnasium Langenberg beworben. Er wird direkt angestellt, macht nebenher eine halbjährige Fortbildung (Pädagogik, Didaktik) und ein zweieinhalbjähriges Referendariat. Vor gut 18 Monaten hat er sein Staatsexamen bestanden, ist nun voll dabei.

Und damit sind wir wieder bei den Arbeiten seiner Schülerinnen und Schüler: „Hier kann ich so viele Rohdiamanten entdecken, die ich weiterentwickeln kann“, schwärmt er von seiner Arbeit. „Ich kann das weitergeben, was ich als junger Mensch gelernt habe – und sehe die Erfolge.“ Schön sei das, „da hüpft mir das Herz.“

Bildband zur Diplomarbeit

„Ehrenhof 4“ heißt der Foto-Essay zur Diplomarbeit von Christoph Schuhknecht, herausgegeben vom Stadtmuseum Düsseldorf.

Das Vorwort stammt von dem inzwischen verstorbenen Leiter des Stadtmuseums, Wieland Koenig. Den Begleittext hat der Kunstwissenschaftler Werner Alberg verfasst.

Gezeigt werden einige Dutzend Fotografien von Christoph Schuhknecht in verschiedenen Formaten.