Velbert-Langenberg. Petra Halfmann aus Velbert-Langenberg kommt relativ spät zur Musik. Inzwischen tritt die Liedermacherin auch an ungewöhnlichen Orten auf.
„Ich empfinde es als etwas Besonderes, wenn ich merke, wie sich bei einem Auftritt die Atmosphäre verändert, wenn etwas von meiner Musik und meinen Texten bei den Leuten ankommt.“ Petra Halfmann sitzt gemütlich in dem bequemen Ledersofa ihres Wintergartens. Diese Auftritte absolviert die Liedermacherin auch an ungewöhnlichen Orten – Gefängnissen etwa.
Doch der Weg bis dahin, bis zu Auftritten mit selbst geschriebenen Liedern, war nicht schnurgerade. Im Gegenteil. „Ich bin vom Elternhaus nicht typisch musikalisch erzogen worden“, sagt die Wahl-Langenbergerin, die in Remscheid-Lüttringhausen groß geworden ist.
Als Teenager lernte die Velbert-Langenbergerin Gitarre spielen
Erst recht spät sei sie zur Musik gekommen: „Ich war schon auf der weiterführenden Schule, als ich an die Musikschule gekommen bin.“ Mit der Blockflöte fing alles an. „Ich wollte das“, sagt Petra Halfmann, „und eine Lehrerin hat meinen Eltern geraten, diesen Wunsch auch zu fördern.“ Später dann, erzählt sie weiter, „habe ich dann noch die Möglichkeit bekommen, Klavier zu lernen.“
Mit 15 oder 16 kauft sie ihrem Onkel dessen Gitarre ab, bringt sich das Spielen selber bei. „Wenn man ,nur’ Liedbegleitung spielt, ist das nicht ganz so schwer“, sagt die Liedermacherin und lächelt bescheiden. „Das war dann auch der Punkt an dem ich angefangen habe, eigene Lieder zu schreiben.“
Texte und Lieder gefallen auch anderen
Sie habe sich gerne und viel Gedanken gemacht, blickt sie auf ihre Teenager-Jahre zurück, „das war in mir“, sagt sie, „und ich musste das aufschreiben und in Lieder umsetzen.“ Die Melodien komponiert sie selbst, ihr Umfeld bekommt schnell mit, dass sie Talent hat.
„Ich habe recht schnell auf Veranstaltungen gespielt, positives Feedback bekommen, mich weiterentwickelt.“ Festivals kommen hinzu, der Kontakt zu anderen Liedermachern habe sie weiter geformt, sagt Petra Halfmann.
Start ins Lehramtsstudium
Kurz vor dem Abi entscheidet sie sich, die Musik auch zu ihrem Beruf zu machen: Sie beginnt ein Lehramtsstudium in Wuppertal in Musik und evangelischer Theologie. „Dabei hatte ich die Möglichkeit die Dinge, die mich wirklich interessieren, zu vertiefen.“ Dazu gehörten zum Beispiel Techniken der Liedbegleitung. Oder Gesangsunterricht.
„Das war eine echte Herausforderung“, sagt Petra Halfmann. Denn die Ausbildung erfolgt im klassischen Bereich, „ich sollte Arien singen“, erzählt sie. „Das war etwas ganz anderes, als ich es bisher praktiziert hatte.“ Mit der Zeit bekommt sie Spaß daran, „außerdem ist die Technik gut für meine Musik nutzbar.“ Heute allerdings wisse sie, „dass ich nicht über die klassische Schiene gehen muss.“ Sie habe stattdessen eine Technik entwickelt, „die modernem Gesang näher kommt“.
Soziales Engagement
Nach dem Studium „habe ich aber erst einmal gar nicht als Lehrerin gearbeitet.“ Sie heiratet, bekommt zwei Kinder. „Zu der Zeit haben wir in Hückeswagen gewohnt, wo ich mich stark engagiert habe.“ Petra Halfmann gründet einen Chor, aber nicht irgendeinen.
„Dort haben Menschen gesungen, die ganz unterschiedliche Lebensprobleme hatten“, blickt sie zurück. Dazu gehörten ehemalige Strafgefangene oder Drogensüchtige – gemischt mit Menschen ohne diese Probleme. „Das war richtig spannend“, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, „und es hat auch gut funktioniert.“
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:
Folge 1: Nina Reddig (Geige)
Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)
Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)
Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)
Folge 5: Annette Haupt (Autorin)
Folge 6: DJ Ralle
Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)
Folge 8: Günter Seekatz (Maler)
Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)
Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)
Der Chor gibt viele Konzerte, singt auf Hochzeiten, geht sogar auf (Auslands-)Reisen oder gestaltet Gottesdienste. Ehrenamtlich habe sie das gemacht, „als Mutter“, dazu in Teilzeit Kindern Musikunterricht gegeben.
Auftritte in Gefängnissen
Und sie tritt in Gefängnissen auf. Spielt – allein mit ihrer Gitarre – ihre Lieder. „Das ist jedes Mal sehr spannend“, sagt sie, „denn ich weiß ja nie, wie die Leute reagieren.“ Auf jeden Fall müsse man authentisch sein, „man kann den Leuten da nichts vormachen.“
Auch ein dickes Fell müsse man sich zulegen. „Die sitzen da, hören zu. Und dann kommen auch schonmal Zwischenrufe.“ Positiv wie negativ. „Wie gehe ich damit um?“ habe sie sich gefragt, „soll ich darauf eingehen? Die Rufe ignorieren, einfach weitermachen?“ Man müssen ein Gespür für solche Situationen bekommen.
„Frauen reagieren viel emotionaler“
Und dann fällt der eingangs schon gesagte Satz: Dass sie diese Auftritte als etwas ganz Besonderes empfinde. Und viele der Insassen wohl auch, „wobei die Frauen deutlich emotionaler reagieren, als die Männer“, sagt die Liedermacherin.
„Interessant dabei ist, dass das in allen Ländern so ist, in denen ich bislang gespielt habe. Die Frauen reagieren teilweise sehr, sehr emotional.“ Schließlich seien ihre Texte, ihre Musik auch „etwas sehr Persönliches, das ich mit anderen teile.“
Ein Liederbuch mit Kinderliedern
Nur: Corona hat auch diese Auftritte verhindert, gerade mal ein Gefängnis-Konzert habe sie absolviert. Für dieses Jahr, und ein wenig Zuversicht schimmert durch, gebe es aber schon wieder Anfragen, „die meisten für den Sommer und den Herbst“, sagt Petra Halfmann.
Bis dahin werde ihr aber „bestimmt nicht langweilig“, sagt sie lachend. Denn gerade arbeite sie gemeinsam mit einer Kunstlehrerin der Bleibergquelle an einem Liederbuch mit Kinderliedern.
Lehrkraft an der Bleibergquelle
Als ihre eigenen Kinder größer werden, gibt Petra Halfmann Unterricht an einem theologischen Seminar. Vor zwölf Jahren dann kommt die Anfrage der Bleibergquelle: Petra Halfmann wechselt dorthin, zunächst in Teilzeit, inzwischen seit viereinhalb Jahren in Vollzeit.
Neben dem Unterricht – Musik und Religionspädagogik – organisiert sie künstlerische Workshops für die Studierenden des Berufskollegs. Erst im Herbst 2021 hatte sie mit einem Vokal-Ensemble ein Weihnachtsprogramm einstudiert. Der Auftritt fiel aus, natürlich wegen Corona.
Immerhin, sagt sie, „haben wir das Programm im Rahmen eines Gottesdienstes als Live-Stream präsentieren können.“