Langenberg. Eigentlich wollte die Langenbergerin Friederike Hück Kunst studieren, sollte aber erst „etwas Richtiges“ lernen. Das tat sie, blieb aber kreativ.

Das Atelierhaus Langenberg von Friederike Hück hat es in sich. Wer die großzügige Terrasse betritt, dem liegt das Ruhrgebiet buchstäblich zu Füßen. Ein fantastischer Weitblick bietet sich, der Baldeneysee liegt scheinbar zum Greifen nah.

Unterhalb der Terrasse befindet sich das nicht minder großzügige Atelier. Rund 100 Quadratmeter, großflächige Fenster in Richtung Garten, viel Licht. Nebenan gibt es einen Aufenthaltsbereich mit kleiner Küchenzeile und gemütlichen Sofas.

Immer wieder hat die Langenbergerin Künstlerinnen und Künstler zu Gast, die dann im Atelier oder im Garten malen, neue Techniken ausprobieren oder ihren eigenen Stil verfeinern. Die nächste Chance dazu bietet sich schon in gut einer Woche (s. Infobox).

Ausbildung statt Kunststudium

Friederike Hück bevorzugt expressive Malerei, Farbigkeit, kräftige Striche. Im Hintergrund zu sehen ist ein Bild zum Thema „Freiheit“: Vögel sind frei, fliegen aber dennoch in Formation. „Ein Sinnbild unserer freiheitlichen Gesellschaft“, findet die Malerin. Denn Freiheit ohne eine gewisse Ordnung funktioniere nicht.
Friederike Hück bevorzugt expressive Malerei, Farbigkeit, kräftige Striche. Im Hintergrund zu sehen ist ein Bild zum Thema „Freiheit“: Vögel sind frei, fliegen aber dennoch in Formation. „Ein Sinnbild unserer freiheitlichen Gesellschaft“, findet die Malerin. Denn Freiheit ohne eine gewisse Ordnung funktioniere nicht. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Kreativität hat Friederike Hück schon ihr ganzes Leben begleitet, allerdings komme sie noch aus einer Generation, die noch „etwas Richtiges“ habe lernen sollen. „Eigentlich wollte ich mit 18 Kunst studieren“, erzählt sie schmunzelnd, „aber damals hieß es: ,Mach was, bei dem man Geld verdient’.“

Sie macht genau das. Auf der höheren Handelsschule lernt sie unter anderem Steno und Schreibmaschine, findet in Kassel einen ersten Job: „Ich habe eine technische Dienstvorschrift für einen Panzer geschrieben“, sagt sie, „und habe mir danach gesagt: Das machst Du bestimmt nicht Dein Leben lang.“

Wechsel in die Werbung

Ein Bekannter habe ihr dann geraten, „doch in die Werbung zu gehen“. Keine schlechte Idee, befindet Friederike Hück, macht ein Praktikum, studiert Marketing und Werbung und steigt bei einer kleinen Agentur ein. „Das war sehr schön, da habe ich sehr viel gelernt“, blickt sie zurück.

Das Thema „Hund“ verfolge sie buchstäblich, sagt die Malerin Friederike Hück. Nicht nur male sie gerne die Vierbeiner, ihr eigener ist auch ständig in der Nähe.
Das Thema „Hund“ verfolge sie buchstäblich, sagt die Malerin Friederike Hück. Nicht nur male sie gerne die Vierbeiner, ihr eigener ist auch ständig in der Nähe. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Anschließend arbeitet sie noch in einem größeren Konzern, bevor sie sich selbstständig macht. Später gründet sie in Essen noch eine eigene Zeitung, leitet diese 25 Jahre lang, gestaltet Prospekte, verlegt Bücher und übernimmt das Marketing für kleinere Firmen.

Künstlerische Karriere ruht

Ihre künstlerische Karriere ruht zu der Zeit noch, „ich hatte einfach keine Zeit“, sagt sie. Zwar habe sie einen Kurs in Ölmalerei absolviert, „aber durch die Zeitung war die Kreativität ja gegeben“, fährt sie fort. Denn bis auf den Druck habe sie alles selber gemacht.

Als die Zeitung eingestellt werden muss, „hat es mir in den Fingern gejuckt“, erzählt Friederike Hück. Sie bewirbt sich am Institut für Ausbildung in Bildender Kunst und Kunsttherapie in Bochum, studiert dort sechs Semester lang. „Jedes Semester haben wir eine andere Technik kennengelernt. Das war teilweise echt heftig.“

Stete Weiterbildung

Parallel belegt sie Kurse und Workshops, unter anderem in Speyer, Trier oder Heinsberg. Es folgen zwei Jahre Meisterklasse und Diplom im Juni 2010. Das Bild, das sie als Abschlussarbeit anfertigt, hängt noch immer im Atelier am Hopscheider Weg. „Wasser“ ist das Oberthema – sie hat dazu eine Leinwand mit Blautönen bemalt, „50 Schichten Schellack-Tusche übereinander“, beschreibt sie ihr Werk.

Kleine Details: Ihr großzügiges Atelier hat die Malerin Friederike Hück praktisch eingerichtet – mit kleinen Hinguckern hier und da.
Kleine Details: Ihr großzügiges Atelier hat die Malerin Friederike Hück praktisch eingerichtet – mit kleinen Hinguckern hier und da. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Durchs Auftragen sind in der blauen Fläche einzelne Linien entstanden. „Die beschreiben auch Lebenslinien“, erläutert die Künstlerin, „die sich mal treffen, wieder auseinanderlaufen und wieder treffen. Oder eben auch nicht.“

Besuch mehrerer Meisterklassen

Nach dem fordernden Studium legt Friederike Hück eine Pause ein, wird dann aber 2013 Meisterschülerin bei Era Freidzon, „aber das reichte mir nicht“, sagt sie lachend. Sie wechselt zu Professor Qi Yang, fertigt bei ihm 2017 ihre nächste Meisterarbeit an. Ihr Thema dabei: „Hund“.

„Das verfolgt mich seitdem buchstäblich“, sagt sie und zeigt auf unterschiedliche Bilder im Atelier – während oben auf der Terrasse ihr Hund – passend zum Moment – irgendjemanden oder irgendetwas anbellt.

Expressiv und realistisch

Was bei ihren Bildern auffällt, sind die kräftigen Striche. „Ja“, sagt sie, „das ist mein Duktus. Ich mag expressive Malerei und die Farbigkeit. Aber auch Realismus.“ Sie zeigt auf zwei mittelgroße Bilder an der Wand des Ateliers, die einen schwerbepackten Pferdekarren und Bauern zeigen. Sehr detailgetreu, sehr realitätsnah. „Das sind Bilder von meinem Vater und Großvater.“ Lachend fügt sie an: „Das wäre für mich Strafarbeit.“

Die bisherigen Folgen

Was sie auch mag, ist Tuschmalerei, dafür hat sie im Atelier einen eigenen Arbeitsplatz eingerichtet. „Ich mag den traditionell-chinesischen Stil“, sagt sie, und auch hier ist der „Hund“ immer wieder Thema. „Mich interessieren aber auch kritische Themen“, fährt sie fort und zeigt weitere Bilder im Atelier.

Kritische Themen im Fokus

An der Stirnwand hängen drei schwarze Großformate mit jeweils abnehmenden weißen Gebilden. „Bäume“ heißt das Werk und von rechts nach links betrachtet zeigt es das Baumsterben. Oder ein anderes Bild mit Vögeln in V-Formation: „Das habe ich letztes Jahr zum Thema ,Freiheit’ gemalt“, sagt Friederike Hück und erläutert: „Die Vögel sind frei, fliegen aber in Formation. Für mich bedeutet das, dass wir zwar eine freiheitliche Gesellschaft sind, aber das die nur funktioniert, wenn wir uns an eine gewisse Ordnung halten.“

Begegnungen im Atelierhaus Langenberg

Friederike Hück lädt am Wochenende 18./19. Juni Künstlerinnen und Künstler und solche, die es werden wollen, ins Atelierhaus Langenberg am Hopscheider Weg 53 ein.

„Endlich ist Corona vorbei und die Begegnungsstätte kann mit Leben gefüllt werden“, freut sich die Inhaberin. Wer vorbeikommt, bringt eigene Materialien mit und kann im Atelier oder im Garten „der Kreativität freien Lauf lassen“.

Staffeleien, Tische und Materialien zum Ausprobieren sind vorhanden. Samstag öffnet das Atelierhaus von 13 bis 19 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Anmeldungen sind möglich per Mail an mail@atelierhaus-langenberg.de oder telefonisch unter 0176 31343880.

Aktuell sind Werke von Friederike Hück unter dem Oberthema „Arbeiten auf Papier“ im Kunst- und Galeriehaus Bochum zu sehen. Mehr auf www.ibkk-kunstzentrum.de.