Langenberg. Ingo Hellus und Jorma Ahlborn sind „Das Rockgerät“ aus Velbert-Langenberg. Aufgetreten ist das Duo zum ersten Mal nach nur einer Probe.

Nur einmal hatten sich Ingo Hellus und Jorma Ahlborn getroffen, da ging es für die beiden Musiker schon gemeinsam auf die Bühne. Eine Gartenparty zu einem 50. Geburtstag war das, „und es war einfach genial“, erinnert sich Ingo Hellus. „Das hat voll reingehauen.“ Und auch Jorma Ahlborn ist begeistert: „Das hat einfach gefunkt“.

Dabei hatte es lange danach ausgesehen, als würde Ingo Hellus weiter allein Musik machen müssen: „Ich hatte ein Inserat von Jorma gelesen, das dann aber irgendwie verdrängt.“ Zwei Jahre später findet er die Anzeige wieder. „Ich hab ihn dann einfach mal angeschrieben.“ – „Und ich war ganz perplex, dass überhaupt noch jemand antwortet“, erinnert sich Jorma Ahlborn.

Ingo Hellus (l) und Jorma Ahlborn haben sich über ein Inserat in einer Musiker-Zeitschrift kennengelernt.
Ingo Hellus (l) und Jorma Ahlborn haben sich über ein Inserat in einer Musiker-Zeitschrift kennengelernt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Erster Gig nach einer Probe

Die beiden treffen sich, „quatschen“, und beschließen: „Gucken wir mal.“ Doch dann kommt der Gig zum 50., „ich habe Jorma gefragt, ob er mitkommen will“, erzählt Ingo Hellus. Es gibt noch eine kurze Probe, dann den Auftritt. Seitdem sind die beiden als „Das Rockgerät“ unterwegs.

Musik machen die beiden schon seit ihrer Kindheit. Ingo Hellus startet mit dem, Akkordeon, „aber mit der Zeit hat sich mein Musikgeschmack geändert“, sagt er. Er hört Sonny Terry und Brownie McGhee, „das war ein Riesenspaß. Allein der Klang der Mundharmonika.“

Ein Clown als Inspiration

Er lernt, Mundharmonika zu spielen. Außerdem Gitarre, „singen konnte ich auch, fehlte nur noch das Schlagzeug.“ Im Fernsehen sieht Ingo Hellus einen Clown, der als Ein-Mann-Band unterwegs ist. „Der trug das Schlagzeug aber auf dem Rücken.“

Zuerst benutzt er eine Cajon, „dann habe ich aber rumgetüftelt, bis ich das hatte, was ich brauchte.“ Ein Fußschlagzeug Marke Eigenbau. Das Rockgerät. „Ja“, sagt Ingo Hellus lachend, „so habe ich das Instrument genannt.“ Später greift dann das Duo die Bezeichnung als Bandname auf.

Studium an der Folkwang-Hochschule

Jorma Ahlborn wiederum beginnt „mit kindlichem Gitarrenspiel“, wie er es nennt. Mit etwa 20 aber wird das Musizieren professioneller, „es ist dann in ein Studium an der Folkwang-Hochschule ausgeartet“, sagt er lachend. Er geht mit diversen Bands auf Tour, spielt im Karneval in Köln, unterrichtet. Ein Motorradunfall „hat mich ,konzertunfähig’ gemacht“, erinnert sich der Gitarrist, „ich hatte dann auch keine richtige Lust mehr.“

Doch das Treffen mit Ingo Hellus bringt den Spaß zurück. „Ich hatte bis dahin noch nie Cover gespielt“, sagt er, „sondern ich war immer in Bands, die ihren eigenen Kram geschrieben haben.“ Der Auftritt auf der Gartenparty ist der Startschuss. „Wir haben uns dann gedacht: Wir können noch bekannter werden, wenn wir Partymusik spielen.“

Der Name „Das Rockgerät“ geht auf das selbstgebaute Fußschlagzeug zurück. Beim Auftritt reicht den beiden Musikern schon ein Stromanschluss und eine kleine Bühne.
Der Name „Das Rockgerät“ geht auf das selbstgebaute Fußschlagzeug zurück. Beim Auftritt reicht den beiden Musikern schon ein Stromanschluss und eine kleine Bühne. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bunter Musikmix

Und das tun die beiden nun auch, mit einem weit gestreuten Repertoire. „Blues ist eigentlich meine Hauptmusik“, sagt Ingo Hellus. Aber als Rockgerät „gehen wir eher in die 1980er, Neue Deutsche Welle, machen Ausflüge in Rock’n’Roll, spielen Reggae und Country.“

Etwas härter darf es dann auch schon mal werden: „,Fight for your right’ von den Beastie Boys können wir auch“, sagt Ingo Hellus und fügt grinsend an: „Als Gag spielen wir dann oft direkt danach ,Eternal Flame’, eine ganz ruhige Ballade.“

Die Mischung macht’s

Insgesamt sei das „Rockgerät“ seit der Addition von Jorma Ahlborn „rockiger geworden“, sagen die beiden. „Wir bringen jetzt mit zwei Mann den druckvollen Sound einer ganzen Band auf die Bühne.“ Ihre Technik haben die beiden immer dabei, eine kleine Bühne – zwei Mal drei Meter – und Strom reichen schon für einen Auftritt. „Eine Band zum Preis eines Duos“, sagt Ingo Hellus.

Die bisherigen Folgen

Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:

Folge 1: Nina Reddig (Geige)

Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)

Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)

Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)

Folge 5: Annette Haupt (Autorin)

Folge 6: DJ Ralle

Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)

Folge 8: Günter Seekatz (Maler)

Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)

Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)

Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)

Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium Musicum

Folge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)

Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)

Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)

Folge 16: Das Rockgerät (Band)

Folge 17: IHLA-Combo (Musik)

Folge 18: Simona Menzner (Malerin)

Die Mischung kommt an: „Das ist so schön auf den Konzerten, weil wir für jeden etwas dabei haben“, sagt Jorma Ahlborn. „Die Zwölfjährigen feiern genauso wie die 80-Jährigen. Und die meisten tauen auch recht schnell auf und tanzen mit.“

So darf es diesen Sommer gerne weitergehen: „Das Rockgerät“ bei Langenberg Kulturinarisch im Juli 2018.
So darf es diesen Sommer gerne weitergehen: „Das Rockgerät“ bei Langenberg Kulturinarisch im Juli 2018. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Corona wirft die Band zurück

Die Corona-Pandemie hat das Duo „total zurückgeworfen.“ Eigentlich sei das Ziel gewesen, die Musik als Beruf auszuüben. „Es ging auch gut los“, sagt Ingo Hellus, aber dann musste ein Konzert nach dem anderen abgesagt werden.

„Wir haben die Zeit aber genutzt“, sagt er: Schlagzeug aufrüsten, Technik erneuern, Homepage gestalten, Fotos machen. „Wir haben sogar einige Videos produziert. Dazu fehlt uns sonst die Zeit, wenn wir unterwegs sind.“

Jetzt setzen die beiden auf den Sommer: Mehrere Anfragen gibt es bereits, auch einige Buchungen. „Die Leute haben langsam das Gefühl: ,Wir dürfen wieder.’“ Auch Ingo Hellus und Jorma Ahlborn wollen wieder, „denn ohne Publikum macht Musik nur halb so viel Spaß.“

Weitere Fotos vom „Rockgerät“ gibt es auf www.waz.de/velbert.

Unterstützung aus der Familie

Damit nicht nur bei den Auftritten alles glatt läuft, unterstützt Carola Hellus ihren Mann und Jorma Ahlborn – „als Roadie“, sagt sie lachend.

Bei Konzerten „passt sie auf“, beim Videodreh „hat sie die Kamera übernommen.“ Ihre Unterstützung sei „das Beste, was dem Rockgerät passieren konnte“, loben die Musiker.