Langenberg. Annette Haupt aus Langenberg hat schon früh angefangen, Geschichten zu schreiben. Dann entdeckte sie das Theater für sich – und wurde Optikerin.

Kreativität spielt im Leben von Annette Haupt eine große Rolle. Und das in allen Bereichen – beruflich wie auch privat. Die Hauptrolle dürfte dabei momentan ein eher ungewöhnliches Pärchen einnehmen: Graupapagei Edgar und seine Freundin, die Taube Guuhdruuhn.

Denn die beiden gefiederten Gefährten sind wichtige Protagonisten in den mittlerweile zwei Kinderbüchern, die die gebürtige Steelenserin inzwischen veröffentlicht hat. Doch dazu später mehr. Denn geschrieben hat die 58-Jährige schon früh.

Anfang in der Grundschule

„Mit zehn oder elf“, erzählt sie, „habe ich meine erste Geschichte geschrieben.“ Die handelte von einem Friedenspakt zwischen den Völkern. „Alles fing an mit einem alten, weisen Mann, der unter einem Baum saß und von früher – also vom Krieg – erzählte“, blickt Annette Haupt zurück.

Doch in der Schule gewann dann bei ihr zunächst eine andere Leidenschaft die Oberhand: das Theater. „Das ging eigentlich schon in der Grundschule los“, sagt sie, „und hat mich dann nie wieder losgelassen.“ Sie möchte auf die Wolfskuhle wechseln, „weil die damals schon eine tolle Theater AG hatten“.

Ausbildung zur Optikerin

Nach ihrer Ausbildung zur Optikerin machte sich Annette Haupt bald mit ihrer Firma „Hauptsache Brille“ selbstständig und entwarf eigene Kollektionen.
Nach ihrer Ausbildung zur Optikerin machte sich Annette Haupt bald mit ihrer Firma „Hauptsache Brille“ selbstständig und entwarf eigene Kollektionen. © WAZ | Fabienne Piepiora

Stattdessen landet sie auf dem Victoria-Gymnasium, „ein reines Mädchengymnasium eigentlich“. Doch ihr Jahrgang ist der zweite, in dem auch Jungs zugelassen sind. „Gott sei Dank!“, sagt Annette Haupt und lacht herzhaft. Nur: „Mit dem Abi hat es nicht geklappt.“

Stattdessen macht sie eine Ausbildung zur Optikerin. Sie lacht, denn: „Irgendetwas muss man ja machen.“ Drei Jahre Lehre und zwei als Gesellin folgen. Kurz vor der Meisterprüfung trifft Annette Haupt im Laden auf einen Vertreter, „im langen roten Mantel“, sagt sie. Der präsentiert eine neue Kollektion.

Entwicklung einer eigenen Kollektion

Und fixt Annette Haupt an: Sie schwenkt um, geht in den Außendienst und verkauft ab sofort Brillen an Optiker. Sie fängt an zu zeichnen, entwirft eigene Brillen. „Mir war wichtig, dass meine Entwürfe eine Geschichte erzählen“, blickt Annette Haupt zurück.

So entstehen „Zahlenbrillen“ und „Uhrenbrillen“, die Gestelle deuten Nummern oder Zeigerstellungen einer Uhr an. Die Kollektion findet Abnehmer – und Annette Haupt reist: „Ich bin richtig rumgekommen“, sagt sie. „Messen in Mailand, Paris, Las Vegas. Ich habe viel erlebt.“ Zum Schreiben kommt sie in der Zeit allerdings weniger, „höchstens Mal nette Briefe“.

Über die Theater AG die Regie kennengelernt

Bürgermeister Dirk Lukrafaka (l.) übergab im August 2020 den Heimatpreis der Stadt Velbert unter anderem auch an Annette Haupt (vordere Reihe von links), Stefan Lindemann und Jose Almansa vom Theater Kuhstall.
Bürgermeister Dirk Lukrafaka (l.) übergab im August 2020 den Heimatpreis der Stadt Velbert unter anderem auch an Annette Haupt (vordere Reihe von links), Stefan Lindemann und Jose Almansa vom Theater Kuhstall. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Doch durch ihren Sohn kommt sie dem wieder näher: Er ist in einer Theater AG, Annette Haupt lernt darüber die Regie-Arbeit kennen. Und kommt dann zum Kuhstall-Theater. „Da bin ich wieder ans Schreiben gekommen“, sagt sie.

Zuerst sind das Drehbücher für das Kuhstall-Theater – inzwischen seit 2005 –, dann kommt Edgar in ihr Leben. Der Graupapagei, Star ihres ersten Kinderbuches, hat ein lebendes Vorbild. Im Außendienst habe sie in den Ladenlokalen nie nur die Inhaber, sondern auch stets das Personal begrüßt, erzählt Annette Haupt.

Vorbild für den Hauptprotagonisten

„In einem Laden habe ich aber hinten in der Werkstatt niemanden gesehen, bin also nicht durchgegangen.“ Dann, als sie die Chefin begrüßt habe, habe sie eine Cappuccino-Maschine gehört. „Ich habe dann die Chefin gebeten, ihre Mitarbeiter kurz begrüßen zu dürfen.“

Die bisherigen Folgen

Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:Folge 1: Nina Reddig (Geige)Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)Folge 5: Annette Haupt (Autorin)

Nur: Es gab gar keine Mitarbeiter. „Die Ladeninhaberin hat mir dann ihren Graupapagei vorgestellt – der die Maschine perfekt imitieren konnte.“ So sei sie auf diese Tiere aufmerksam geworden. Inzwischen hat sie viel über die Tiere in Erfahrung gebracht, zig Bücher stapeln sich auf ihrem Arbeitstisch.

Viel Wissen angelesen

„Wussten Sie, dass Graupapageien ihren eigenen Fruchtsaft machen“, fragt sie und berichtet, dass die Tiere Früchte in Wasser ausdrücken, „damit das besser schmeckt“. Auch „spannende Menschen“ habe sie durch die Recherchen zu den mittlerweile zwei Kinderbüchern kennengelernt, „etwa eine Graupapagei-Züchterin. Die hat mir viel über das Verhalten der Vögel erklärt“.

Gerade frisch hat die Langenberger Autorin Annette Haupt den zweiten Band ihres Kinderbuchs herausgebracht.
Gerade frisch hat die Langenberger Autorin Annette Haupt den zweiten Band ihres Kinderbuchs herausgebracht. © Unbekannt | Sascha Döring

Und so ist nun, ganz frisch, der zweite Band mit Edgar erschienen: „Edgar im Reisefieber“ heißt der, „und diesmal geht es nach Verona“, sagt die Autorin. Edgar der Papagei reist mit seinem Besitzer und dessen Enkel Tom also nach Italien, Toms Freundin ist dabei. „Die Figuren haben sich gegenüber dem ersten Teil entwickelt“, sagt Annette Haupt, „sie sind älter geworden, die Pubertät beginnt allmählich.“

Annette Haupt ist auch musikalisch

Lange hat Annette Haupt auch Musik gemacht, sie hat in der „Macho Blues Band“ gesungen. „Das war tatsächlich erst eine reine Jungs-Band“, erzählt sie lachend.Irgendwann sei sie dazu gekommen, es passte. Das „ordentliche Mikro“, das sie sich einmal gewünscht habe, habe sie immer noch. Wer weiß, vielleicht gibt es Edgars Geschichten irgendwann einmal als Hörbuch?

Sobald Corona es zulässt, würde Annette Haupt gerne mit den Edgar-Büchern wieder auf Reise gehen und vorlesen: an Grundschulen und auch an weiterführenden Schulen. Kontakt zu Annette Haupt gibt es unter anderem über ihre Facebook-Seite: www.facebook.com/AbendteuermitEdgar/.