Langenberg. Simona Menzner aus Langenberg ist mit ihrem Atelier umgezogen, zwangsweise. Am neuen Standort fühlt sie sich wohl – und freut sich auf Besucher.
Hell und aufgeräumt ist der „Kunstraum“, das Atelier und die Galerie von Simona Menzner. Klare Strukturen lenken den Blick auf ihre meist farbenfrohen Bilder, der gemauerte Kamin sorgt für einen weiteren optischen Reiz.
Seit Januar ist der „Kunstraum“ an der Hellerstraße 16 geöffnet – Simona Menzner aber ist in Langenberg keine Unbekannte. Nur dass das Juli-Hochwasser ihr altes Atelier hart getroffen hat. „Ich konnte dort einfach nicht mehr ausstellen“, sagt die Künstlerin, „es ist zu viel kaputt gegangen.“
Viel Unterstützung nach der Flut
Mit viel Unterstützung, unter anderem durch Altstadtmanager Luca Henke, hat sie dann die neuen Räume bekommen und dank ihrer Ausbildung im kaufmännischen Bereich konnte sie auch ein schlüssiges Konzept vorlegen.
„Ich bin letztendlich froh, hier zu sein“, sagt sie, „das ist schon ein besonderer Ort. Das merke ich.“ Und wer mag, fügt sie an, „darf sich auch gerne reintrauen.“
Studium und Arbeit als Übersetzerin
Mit dem Malen hat Simona Menzner bereits als Kind angefangen, „das war immer schon meine Leidenschaft“. Das Haus ihrer Eltern, fügt sie schmunzelnd an, „hängt voll mit meinen Bildern“. Da sie aber ein Kind der 1960er sei, „musste ich was Anständiges lernen“, sagt sie lachend.
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:
Folge 1: Nina Reddig (Geige)
Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)
Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)
Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)
Folge 5: Annette Haupt (Autorin)
Folge 6: DJ Ralle
Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)
Folge 8: Günter Seekatz (Maler)
Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)
Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)
Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)
Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium Musicum
Folge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)
Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)
Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)
Folge 16: Das Rockgerät (Band)
Folge 17: IHLA-Combo (Musik)
Folge 18: Simona Menzner (Malerin)
Und das machte sie: Nach dem Studium arbeitete Simona Menzner als Übersetzerin für Englisch, Französisch und Italienisch in Köln. „Doch trotz Arbeit und Familie war die Kunst immer ein großer Teil meines Lebens“, erzählt die gebürtige Velberterin. „Mich mit der Malerei auszudrücken war immer wichtig für mich.“
Die Kunst nimmt mehr Raum ein
Mitte der 1990er Jahre nimmt die Kunst dann wieder einen größeren Raum bei Simona Menzner ein. Sie wollte sich weiterentwickeln, erzählt sie, und begann ein Studium am Institut für bildende Kunst in Bochum. „Das war echt heftig am Anfang“, erinnert sie sich, „weil es als gestandener erwachsener Mensch unglaublich schwierig ist, Kritik zu ertragen. Aber“, fährt sie fort, „das hat mich echt weiter gebracht.“
Simona Menzner besucht die Meisterklasse von Dr. Piotr Sonnenwend, „und da habe ich gelernt, was Kunst eigentlich bedeutet“, sagt sie: „Nämlich aus dem Inneren heraus etwas erschaffen.“
Spannende Perspektive
Was sie erschafft, sind meist Bilder von Personen. Keine Porträts, sondern den ganzen Körper. „Mit Körpersprache drücken wir Menschen unglaublich viel aus“, erläutert die Künstlerin. „Stimmungen, Emotionen, Gefühlslagen. Das auf die Leinwand zu bringen ist mein Ziel.“
Dazu wähle sie einen ruhigen, reduzierten Hintergrund. Im Laufe der Zeit habe sie den Hintergrund immer weiter zurückgenommen, „eine Trennung von Form und Inhalt also, so dass die Figur in den Fokus rückt.“ Die Bilder sollen also das Wesentliche in den Fokus rücken – etwa im so genannten verlorenen Profil: „Das ist eine Dreiviertel-Ansicht von hinten“, erläutert Simona Menzner.
Diese Perspektive biete eine unglaubliche Spannung, „die Betrachter identifizieren sich mit dem Bild, erkennen sich selbst“. Denn durch die Auswahl der Ansicht sind die Gesichtszüge der Figur nicht erkennbar, lassen eben Raum für Interpretationen.
Kritische Kunst
Aber, sagt Simona Menzner, sie wolle sich auch nicht in eine Schublade stecken lassen. „Wir werden immer wieder mit neuen Themen konfrontiert“, sagt sie. Klima und Umweltschutz zum Beispiel. So hat sie zum Beispiel von der Nordsee die Idee mitgebracht, sich mit Schafen zu beschäftigen. Künstlerisch natürlich.
Bunt sind sie, die Vierbeiner, „in den Primärfarben gemalt, die auch beim Druck verwendet werden“. Diese Farbe läuft dann scheinbar aus den Schafen aus, bildet dabei eine Art Barcode. „Das darf ruhig als Kritik verstanden werden“, sagt die Künstlerin über das Werk, nämlich daran, „dass Tiere wie Waren behandelt werden“.
Obwohl sie also Tiere malt, steht der Mensch im Mittelpunkt, als Handelnder, als derjenige, der Tiere schlecht behandelt. „Darum finde ich Kunst auch so wichtig“, sagt sie. „Mit der Kunst stellen wir dem Menschen Fragen – die er natürlich selbst beantworten muss.“
Die Neanderland Tatorte
Simona Menzner ist eine von mehreren Langenberger Künstlerinnen und Künstlern, die sich an den Neanderland Tatorten beteiligen. Die finden statt am Samstag, 30. April, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 1. Mai, von 11 bis 18 Uhr.
Neben Simona Menzner dabei: Birgit Angern, Doris Börner, Winfrid Hauke, Friederike Hück, Claus Klingler, Ulrike Kreßmann, Andrea Müller, Monika Wellnitz, Beate Uber-Lange und Günter Vollmer.
Mehr auch aufwww.kreis-mettmann.de/Kultur-Tourismus-Freizeit/Kultur/neanderland-TATORTE/.
Weitere Fotos vom Besuch im Atelier „Kunstraum“ gibt es auf www.waz.de/velbert.