Langenberg. Erlernt hat Peter Dreist aus Velbert-Langenberg einst den Beruf des Kochs. Doch die Kunst lag ihm immer am Herzen, so dass er den Job aufgab.

Wer beim Spaziergang durch die Altstadt rund um das Hotel Rosenhaus mal genauer hingeschaut hat, der wird sie gesehen haben, die Skulpturen am Gebäude: Da bricht ein Männerkopf durch das Kopfsteinpflaster, bunte Figuren sind an der Fassade befestigt. Oder die Pilze an der Außenwand.

Diese Kunstwerke stammen alle von Peter Dreist (55) , dem Inhaber des Hotels. Und auch auf den Gängen und in den Zimmern im Rosenhaus stoßen Besucher auf Dinge, die der Hotelier angefertigt hat. Denn Peter Dreist betreibt nicht nur das Hotel – er ist auch Kunstlehrer und Künstler.

Peter Dreist mit einer seiner Arbeiten: Die Holzskulptur steht in einem der Flure des Rosenhauses in Langenberg.
Peter Dreist mit einer seiner Arbeiten: Die Holzskulptur steht in einem der Flure des Rosenhauses in Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In der Schule auf den Weg gebracht

Auf diesen Weg gelangte er in der Schule, erzählt der in Bonn lebende Pädagoge. „Ich komme zwar aus einem Akademikerhaushalt, mit Kunst hatte ich da aber wenig Berührung.“ Sein älterer Bruder sei Lego-Spezialist gewesen, sagt er lachend. „Das fand ich auch gut.“

In der Schule hat er dann Kunstunterricht, „und da habe ich gemerkt, dass frei formbare Masse mein Ding ist“: Etwas beobachten, eine Idee haben, die auf die Realität herunterbrechen und dann die Herausforderung der Umsetzung. „Ich mag es einfach, gestalterisch zu arbeiten.“

Zuerst eine Handwerkslehre

Doch bevor er sich professionell mit der Kunst beschäftigt, lernt Peter Dreist zunächst Koch. „Aber ich habe gemerkt: ,Das geht so nicht’“, erzählt er heute. Nach einigen Jahren beschließt er, eine andere Richtung einzuschlagen.

Peter Dreist schreibt sich an der Universität ein, studiert in Wuppertal. „Ich war ja ein gestandener Koch, sieben oder acht Jahre älter als die anderen Studenten.“

Bücher und Inspiration

Anatomie- und Proportionsstudien faszinieren Peter Dreist im Studium. Einige selbst Angefertigte hängen nun in den Fluren seines Hotels in Langenberg.
Anatomie- und Proportionsstudien faszinieren Peter Dreist im Studium. Einige selbst Angefertigte hängen nun in den Fluren seines Hotels in Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für ihn keine einfache Situation, „alles noch einmal von vorne zu machen.“ Aber, sagt er, und ein bisschen Stolz schwingt in der Stimme mit, „ich habe das durchgezogen.“

An der Uni habe er die Standards abgearbeitet, sein handwerkliches Können, das habe er sich weitestgehend selbst beigebracht. „Ich habe alles an Büchern verschlungen, was ich in die Finger bekommen habe.“ Er habe lernen wollen, „aber im Studium ging das nicht.“ Zumindest nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte.

„Also habe ich mir Vieles selbst beigebracht.“ Inspiration findet er in Proportions- und Anatomiestudien, in Aktbildern. Die Werke der Renaissance machen Eindruck, auch die Werke von Paul Cezanne gefallen ihm. Er nutzt die vorlesungsfreie Zeit, um zu lesen, seine Technik zu verbessern.

Start ins Lehrerleben

Nach der Uni geht es an die Schule, diesmal als Lehrer. „Ich weiß das zu schätzen“, sagt er. „Und ich versuche, meine Arbeit gut zu machen. Nicht nur im Regelunterricht.“ Sein erster Schulleiter in Essen lässt im freie Hand für gestalterische Arbeit an der Schule.

Die Serie „Kulturszene LA“

Wer Interesse an dieser Serie hat, kann sich jederzeit per Mail an die Redaktion in Langenberg wenden: redaktion.langenberg@waz.de. Wir sind auch telefonisch erreichbar, in der Regel von Montag bis Freitag jeweils zwischen 9 und 17 Uhr unter 02051 49538.

Also: Melden Sie sich bei uns – auch wenn Sie einen Tipp haben, wen wir mal ansprechen sollten. Wir freuen uns auf spannende Termine, interessante Gespräche und eine bunte, vielfältige Serie.

Peter Dreist nutzt diese Chance, bindet seine Schülerinnen und Schüler mit ein. So entsteht beispielsweise eine gut zwölf Meter hohe Spirale, auf der menschliche Figuren in verschiedenen Konstellationen dargestellt sind. Diese Skulptur hängt nun im Treppenhaus der Schule.

Grüße, bunte Skulpturen

Er habe sich erst nicht getraut, Bilder wie dieses im Hotel aufzuhängen, sagt Peter Dreist. Er sorgte sich um die Reaktion der Gäste auf die nackte Haut der abgebildeten Personen.
Er habe sich erst nicht getraut, Bilder wie dieses im Hotel aufzuhängen, sagt Peter Dreist. Er sorgte sich um die Reaktion der Gäste auf die nackte Haut der abgebildeten Personen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Oder die dutzende Kilogramm schweren, knallbunten Skulpturen auf dem Außengelände – auch die gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern gefertigt. „Ich wusste gar nicht wie gut es tut, wenn der Schulleiter einen machen lässt“, sagt Peter Dreist über diese Zeit. Doch irgendwann gibt es einen Wechsel, der neue Leiter „ist bürokratischer“, blickt Peter Dreist zurück. „Da habe ich gemerkt wie es ist, wenn jemand aus Sorge Dinge verhindert.“

Inzwischen hat der Hotelier die Schule gewechselt, arbeitet nun in Bonn. Künstlerisch aber hat er sich nicht nur beruflich betätigt, sondern auch in der Freizeit, in Langenberg. Mit drei Arbeiten beteiligt er sich an der Tuchfühlung, unter anderem einem Kopf, 160 Zentimeter hoch, aus Baumstämmen gefertigt.

Teilnahme an der Tuchfühlung

„Ich habe die Stämme zusammengefügt und dann bearbeitet“, erläutert er das Objekt. „Urwüchsig“ habe er gestaltet, „man kann als Betrachter die Arbeit nachvollziehen, sieht die Arbeitsschritte.“ Auch die Deko am und im Rosenhaus stammt von ihm – oder von seinen Schülerinnen und Schülern.

Denn auch deren Werke finden ihren Platz in dem Hotel. „Kinder- und Jugendkunst“ hat er die Hinweistafeln beschriftet. Und so schließt sich im Rosenhaus in gewisser Weise auch ein Kreis: In der Schule hat Peter Dreist seine künstlerische Ader entdeckt, Kunst aus der Schule ziert nun sein Hotel.