Langenberg. Durch Zufall bekam die Langenbergerin Evi Haas Kontakt zum Film – als Tom Tykwer in ihrer Bäckerei ein paar Szenen drehte. So begann die Karriere

„Bringt Ruhe in die Szene“, sagt Sylvia Tabea Schmitz, beobachtet dabei „ihre“ Schauspielerinnen in dem Bereich des Proberaums, der die Bühne darstellen soll. Dort sitzen die Langenbergerin Evi Haas und ihre Kollegin Emine Nang, spielen einen Dialog zwischen Freundinnen. Geprobt wird hier für ein neues Stück, „impro-mäßiges Stück“, sagt Evia Haas.

An ihren ersten Kontakt mit der Schauspielerei kann sich die gebürtige Wuppertalerin noch gut erinnern. Damals war sie noch hauptberuflich als Bäckereifachverkäuferin tätig, als „irgendwann bei uns die Anfrage hereinkam, ob wir nicht an zwei Sonntagen unsere Bäckerei als Drehort für einen Film von Tom Tykwer zur Verfügung stellen können“ erzählt die nun in Langenberg lebende Evi Haas.

Evia Haas bekommt die volle Unterstützung von ihrem Mann Michael – der manchmal, so wie hier, auch mit einspringt.
Evia Haas bekommt die volle Unterstützung von ihrem Mann Michael – der manchmal, so wie hier, auch mit einspringt. © Sascha Döring

Tom Tykwer drehte damals in Wuppertal einige Szenen für seinen Film „Lola rennt“, der 1998 erschien. „Für mich war es meine erste Komparsenrolle, passenderweise als Bäckerei-Angestellte“, sagt Evi Haas lachend.

Raus aus dem Beruf, rein in die Schauspielerei

Es verstrichen einige Jahre, bis sie sich nach 20 Jahren als Fachverkäuferin im Jahr 2013 doch dazu entschloss, ihren alten Beruf hinter sich zu lassen, um sich der Schauspielerei zu verschreiben. Ihren Einstieg machte sie zunächst mit weiteren Statistenrollen in TV-Sendungen wie „Der letzte Bulle“ oder „Brezeln für den Pott“.

„Das war auch ganz nett, aber auf Dauer wollte ich das nicht machen“. Daher bemühte sich die Darstellerin auch um Sprechrollen. Nach einigen Castings ergab sich dann tatsächlich sogar die Hauptrolle für eine Folge der TV-Sendung „Mein dunkles Geheimnis“.

Workshops an der Schauspielschule

„Nebenbei habe ich dann auch noch Workshops an der Schauspielschule genommen“, erzählt sie. Dass eine umfänglichere Schauspielausbildung in der Branche zwingend notwendig sei, verneint die Darstellerin vehement. Das wisse sie aus der Zusammenarbeit und Gesprächen mit zahlreichen Kollegen aus der Branche.

In Wuppertal geboren lebt die Schauspielerin inzwischen in Langenberg.
In Wuppertal geboren lebt die Schauspielerin inzwischen in Langenberg. © Evi Haas

Eine weitere gute Möglichkeit sind aber auch kleine Theater, die es normalerweise in jeder Stadt gibt“, erzählt sie weiter. Und auch hier schaute sie sich um. Mit Erfolg. „Ich finde das Theater unglaublich spannend“, sagt die Langenbergerin.

Theater fordert Präsenz

„Beim Film muss man auch Präsenz zeigen, aber es wird aufgezeichnet. Wenn etwas nicht passt, wird die Szene noch mal gedreht oder geschnitten.“ Beim Theater wiederum „muss alles sitzen.“ Auch müsse sie als Schauspielerin noch präsenter sein, „damit auch der Zuschauer in der 30. Reihe noch mitbekommt, was auf der Bühne passiert.“

Die bisherigen Folgen

Natürlich seien auch die Aufführungen im Theater etwas ganz anderes, als ein Film: „Wir bekommen die Reaktion des Publikums ja unmittelbar mit – sowohl die positiven, als auch die negativen.“

Herausforderung Improvisation

Eine weitere Herausforderung, die beim Film noch nicht so angekommen sei, sei die Improvisation, „obwohl erste Produktionen wie der ,Tatort’ ja schon damit angefangen haben“, sagt Evi Haas. Denn für das Impro-Theater gibt es kein Drehbuch, „nur einen Leitfaden. Und der muss schnell im Kopf sein.“

Vor allem, wenn viele Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne sind, könne es schwierig werden. „Das kann nicht jeder“, ist sich die Langenbergerin sicher. Sie komme ganz gut damit zurecht, aber „ich bin das auch schon ein wenig gewöhnt“, sagt sie. Bei Werbedrehs – von denen hat Evi Haas auch schon einige absolviert – laufe es nämlich ähnlich ab, wie im Impro-Theater.

Und dann muss die Schauspielerin auch schon wieder los, die Probe geht weiter. Sie freue sich, sagt sie zum Abschied, „wenn wir endlich wieder vor Publikum auftreten dürfen.“ Zumindest in diesem Frühjahr und Sommer dürfte das funktioniert haben.

Kino und Alldiekunst

Auf der Kinoleinwand ist die Langenbergerin Evi Haas auch schon mehrfach präsent gewesen. Neben „Enkel für Anfänger“ zählen zu ihrer Vita auch „Traum der 10“ und „Das Löwenmädchen“.

Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie auch am Theater aktiv, spielte schon im Alldiekunst-Haus unter der Regie von Martina Mann. Außerdem hat sie Rollen in zwei Werbespots übernommen.