Velbert-Langenberg. Martina Hoeveler stammt aus Nürnberg, Thomas aus Berlin. In München finden die beiden zusammen – und landen schließlich in Velbert-Langenberg.
Berlin, Nürnberg, München, Langenberg. Das sind die Stationen, die im Leben von Martina und Thomas Hoeveler keine ganz unbedeutende Rolle gespielt haben und noch spielen. Berlin – Thomas – und Nürnberg – Martina – sind die Geburtsorte der beiden, in München haben sie sich kennen- und lieben gelernt und in Langenberg sind sie schließlich gelandet.
Klavierunterricht und ein starkes Vorbild
Doch der Reihe nach. Schon mit sieben Jahren ist das Interesse an der Kultur bei Martina geweckt. „Pippi Langstrumpf war mein großes Vorbild“, sagt sie lachend. „Ich habe mit Tränen in den Augen vor dem Fernseher gestanden und gesagt: ,Das will ich auch!’“
Ebenfalls mit sieben Jahren nimmt sie „ganz intensiv“ Klavierunterricht und obwohl der Fokus eher auf der Musik liegt, „hat sich der Wunsch, Schauspielerin zu werden, irgendwie die ganze Zeit gehalten“, sagt die gebürtige Fränkin.
Der Wunsch rückt näher, als sie die Schule beendet. Nach dem Abitur – „ich war immer der Klassenclown, alle haben mich ,Floh’ genannt“ – bleibt sie zum Studium in Nürnberg, belegt Klavier und Operngesang. „Da steht man dann zwangsläufig auf der Bühne“, ein erster Zwischenschritt ist geschafft. Doch schon bald geht es nach München.
Auftritte mit der Schülerband
Derweil in Berlin: Auch Thomas Hoeveler startet mit Klavierunterricht. Aber es gab kein Klavier zuhause, nur eine kleine Bontempi-Orgel. „Ich musste immer zu Frau Wendt, zwei Häuser weiter“, erzählt er rückblickend. „Die hatte ein Klavier.“ Doch auf Dauer „war das nichts. Ich habe dann abgebrochen.“ Der Bontempi-Orgel wegen sei er aber „beim Keyboard-Feeling“ hängengeblieben. Außerdem fängt er an, sich das Gitarrespielen beizubringen.
Und die Gitarre bringt ihn dann auch auf die Bühne: Er spielt in einer Schülerband, es gibt erste Auftritte. „Da war ich angefixt“, sagt Thomas Hoeveler. Und zwar so sehr, dass er wenig später vom Autodidaktischen ins Professionellere wechseln will. Er zieht nach Süden, nach München ,und beginnt am Gitarreninstitut zu lernen.
Nun sind also beide in München, die Wege haben sich aber noch nicht gekreuzt. Während Martina an der Hochschule für Musik und Theater Operngesang studiert, verbring Thomas „mehr Zeit in der Gastronomie, als mir lieb war.“ Wie das als Selbstfinanzierer nun mal passieren kann.
Erste Engagements an der Oper
Martina kommt dabei ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden, zwar näher. Sie stellt aber auch fest, dass der unterschied zwischen Oper und Schauspiel doch nicht zu unterschätzen ist: „Eine Opernsängerin wird auf die Bühne gestellt und singt“, sagt sie lachend, „da steht eben der Gesang im Vordergrund.“
Noch während des Studiums folgen erste Engagements, unter anderem an der Bayerischen Staatsoper. es folgen Konzerte, Kirchenmusik und Liederabende. Sie lernt moderne Opern, Operetten und Musicals kennen. „Es schien sich abzuzeichnen“, sagt sie rückblickend, „dass mein Weg der einer klassischen Sängerin sein sollte.“
„Ich wollte Rockstar werden“
Gleichzeitig macht Thomas erste Erfahrungen mit dem Theater. „Ich wollte erst gar nicht“, sagt er und lacht, aber eine Freundin „hat mich zu einem Workshop getreten.“ Als er über den Bühneneingang das Theater betritt, „da hat es mich gerissen.“ Auch wenn er zu dem Zeitpunkt gar nicht Schauspieler werden wollte. „Nein“, sagt er, und lacht herzhaft, „ich wollte Rockstar werden.“
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:
Folge 1: Nina Reddig (Geige)
Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)
Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)
Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)
Folge 5: Annette Haupt (Autorin)
Folge 6: DJ Ralle
Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)
Folge 8: Günter Seekatz (Maler)
Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)
Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)
Aber es kommt anders, das Theater begeistert ihn. Er ist viel in der freien Szene unterwegs – „das war eine Bereicherung für meine Persönlichkeit“ –, hat „tolle Lehrer“, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen. „Meine Ausbildung stand auf einer sehr breiten Basis“, sagt er, „und ich fand mich damals eigentlich ganz gut ausgebildet.“
Martina und Thomas treffen sich
Schließlich finden Martina und Thomas zueinander: Sie leben gemeinsam in einer WG. „Dann ging es ganz schnell“, sagt Martina: „Im April bin ich eingezogen, im Juni waren wir ein Paar und im September haben wir geheiratet.“
Die Hochzeit – ein unvergessenes Erlebnis: Mit der Kutsche geht es zur Kirche, „die ganze Palette Romantik“, sagt Thomas und grinst vergnügt. Die Trauung übernimmt sein Vater, Martinas Kommilitonen steuern die Musik bei. „Ein Wahnsinnskonzert“, kommt sie noch heute ins Schwärmen, eine Freudenträne glitzert im Auge.
Und ab da sind die beiden gemeinsam unterwegs: Martina überredet Thomas, in einer modernen Oper mitzuspielen, was der auch macht. Obwohl er gar nicht weiß, was auf ihn zukommt. „Aber das war eine irre Erfahrung“, sagt er heute.
Nur: Zwei Künstler, die von Engagement zu Engagement reisen, haben es schwer, als Paar zusammenzuleben. „Wir wollten auch nicht in München bleiben, weil es dort einfach zu viele Künstler gibt“, erzählen die beiden. Doch wo soll es hin gehen?
Der Zufall führt die beiden nach Langenberg
„Wir haben unsere Eltern gefragt, ob sie irgendwo eine freie Wohnung wüssten“, sagt Martina Hoeveler. Der Deal: Welches Elternpaar zuerst etwas findet, dort geht es hin. Nun wollte es der Zufall, dass Martinas Eltern zu der Zeit in Langenberg lebten.
„Mein Vater hatte eine Stelle bei Wieland“, erzählt sie. „Und mein Vater hat schneller eine Wohnung gefunden. So sind wir dann nach Langenberg gekommen.“ Bis 1997/98 sind die beiden am Landestheater Dinslaken engagiert, dann folgt der Schritt in die Selbstständigkeit.
Die Projekte seit dem sind zahlreich, es gibt Produktionen im Auftrag der Stadt Velbert, Thomas Hoeveler entwickelt den „Querleser“, das Theaterstück „Ox und Esel“ kommt auf die Bühne, außerdem der „Teufel mit den drei goldenen Haaren“. „Mit den beiden Knallerstücken wollen wir auch alt werden“, sagen die beiden. Was aber weitere Projekte nicht ausschließt.
Schuld war nur der Bossanova
Auch musikalisch sind Martina und Thomas Hoeveler weiterhin unterwegs. Anfang der 2000er Jahre ging es los, über das American Songbook landen die beiden schließlich beim Bossanova.
„Wir haben uns ein großes Repertoire ,angeübt’, mögen diese Musik und fühlen uns einfach wohl damit.“ Die Musik solle nicht aufwühlen, „wir wollen auch nicht mit irgendwelchen Soli brillieren“, sagt Thomas Hoeveler.
Es handele sich viel mehr um „subversiven Feel-Good-Sound“, „wir fügen uns in die Atmosphäre der Umgebung ein, wirken ,untergründig’“.